Rees. Naturschutzzentrum im Kreis Kleve weist für den Bereich der Norderweiterung im Reeser Bruch einen „überdurchschnittlicher Artenreichtum“ nach.

„Dass die Sand- und Kiesgewinnung (Über-)Lebensräume für viele geschützte Tierarten bietet, ist bekannt und wird mittlerweile auch von vielen Naturschutz-Organisationen anerkannt“, stellt die Holemans Niederrhein GmbH fest. Wie wichtig die durch Gewinnung neu geschaffenen Lebensräume sein können, zeigt der jüngst veröffentlichte Monitoring-Bericht des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve für den Bereich der Norderweiterung im Reeser Bruch.

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Seit dem Jahr 2008 untersucht das Naturschutzzentrum jährlich im Auftrag des Sand- und Kiesunternehmens die ökologischen Veränderungen im Gebiet der Abgrabung. Im aktuellen Bericht wurden 78 Brutvogelarten nachgewiesen. Diese Zahl zeige an, dass das Gebiet auch 2024 einen deutlich überdurchschnittlichen Artenreichtum aufgewiesen habe, so Holemans. Für ein Gebiet mit rund 3,1 Quadratkilometer Fläche würden statistisch rund 50 Brutvogelarten erwartet werden.

Blick aus der Luft auf das Reeser Meer.
Blick aus der Luft auf das Reeser Meer. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

18 Arten auf der Roten Liste

Unter den nachgewiesenen Brutvogelarten stehen 18 auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel in NRW. Eine Art, der Pirol, ist „vom Aussterben bedroht“ (Gefährdungskategorie 1). Fünf Arten sind „stark gefährdet“ (Gefährdungskategorie 2): Flussregenpfeifer, Kiebitz, Kuckuck, Uferschwalbe und Wasserralle. Weitere zwölf Arten, unter anderem die Löffelente, werden als „gefährdet“ (Gefährdungskategorie 3) eingestuft.

Der Pirol

Der Pirol ist mit 22 bis 25 Zentimetern etwa so groß wie eine Amsel. Das Männchen ist leuchtend gelb, mit schwarzen Flügeln, schwarzem Schwanz und schwarzen Zügeln zwischen dem Auge und einem kräftigen roten Schnabel. Das Weibchen ist etwas verwaschener, grünlich gelb auf der Oberseite und schmutzig weiß am Bauch. Der Zügel ist dunkelgrau.

Pirole überwintern im tropischen Afrika und sind von Mai bis August in Europa ansässig. Sie halten sich bevorzugt hoch im Laubwerk und in den Baumkronen auf, wo sie sehr versteckt sind und schnell zwischen den Baumkronen hin und herfliegen.

Am bekanntesten ist sein geflöteter Ruf, der mit „didlioh“ oder „büloooh“ wiedergegeben wird und sehr melodisch klingt. Der Pirol ist gefährdet wegen Lebensraumverlusten in Auwäldern durch Flussbegradigung und Bau von Staustufen.

Drei der auftretenden Rastvogelarten (Erlenzeisig, Rotmilan und Saatkrähe) stehen auf der Roten Liste der gefährdeten wandernden Vogelarten Deutschlands. Eine Art, die Saatkrähe, ist Bestandteil der Roten Liste der gefährdeten wandernden Vogelarten Nordrhein-Westfalens, und der Rotmilan ist nach Anhang I oder Artikel 4 (2) der EU-Vogelschutzrichtlinie von naturschutzfachlich besonderer Bedeutung.

Nährstoffniveau erholt sich leicht

„Insgesamt war die Entwicklung im Reeser Meer Norderweiterung unter Wasser im Jahr 2024 von einer erneut leichten Erholung beim Nährstoffniveau und bei der Sichttiefe geprägt“, so das Sand- und Kiesunternehmen, das zuletzt überraschend angekündigt hatte, seinen Hauptsitz von Rees nach Wesel zu verlegen.

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Der See stellt einen nach europäischem Recht geschützten Lebensraum dar und ist gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitatrichtlinie dem Lebensraumtyp der „kalkreichen, nährstoffarmen Stillgewässer mit Armleuchteralgen“ zuzuordnen.

Monitoring-Berichte ab 2011 abrufbar

Auf der Internetseite www.holemans.de/gutachten-monitoringberichte-und-kooperationen.html lassen sich die Monitoring-Berichte des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve für den Bereich der Norderweiterung im Reeser Bruch von 2011 bis 2024 abrufen.