Emmerich. Ringfoto Walczak in Emmerich erweitert sein Angebot, obwohl Umsatzeinbrüche drohen. Wie Tedi und Action das Geschäft verändern.
Im Hintergrund brummt der Drucker, an der Theke stehen Kunden: „Meine Fernbedienung funktioniert nicht mehr.“ Und neben dem Schaufenster fällt eine Leiste ab. Maciej Walczak würde sich in seinem Ringfoto-Laden an der Kaßstraße am liebsten zweiteilen. Besonders jetzt, wo er neben großer Renovierung neue Angebote plant.
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Vor zwei Jahren hat er das Geschäft von seinem damaligen Chef übernommen, eine Baustelle bleibe es vermutlich noch bis 2028. Bald wird die Theke foliert, weiße Wände streicht er dunkelgrau, die Preislisten sollen in neuen Designs erstrahlen. „Und die Leiste“, schmunzelt er mit einem weißen Kunststoffbalken in der Hand, bevor er den innerhalb weniger Sekunden wieder festklebt.
Seit zwei Jahren allein im Laden
„Selbst und ständig“, erklärt Walczak seine Position. Da er den Laden komplett allein schmeißt, ist er immer auf Zack. „Aber ich habe mir jetzt mal einen Stuhl geholt, damit ich beim Essen sitzen kann“, lacht er. Eine sinnvolle Investition angesichts der Tatsache, dass er in Zukunft wahrscheinlich noch mehr Zeit an seinem Arbeitsplatz verbringt.
Kopieren und Drucken. Dafür ist der Laden hauptsächlich bekannt. „Dabei biete ich eigentlich alles an“, überlegt der 30-Jährige. Batterien in Uhren wechseln, VHS-Kassetten digitalisieren, Fotobücher, Druckerpatronen. Und Passbilder – eine Haupteinnahmequelle. Die droht jedoch bald wegzubrechen.
Neue Reglung bei Passbildern
Ab Mai 2025 sollen Passbilder ausschließlich digital übermittelt, nicht mehr ausgedruckt, werden. „Steht dann noch ein Fotoautomat am Bürgerbüro, muss ich mir wirklich Gedanken machen. Das wird sich bestimmt stark im Umsatz niederschlagen“, grübelt der 30-Jährige. Eine Herausforderung, aber auch ein Grund mehr, die Angebotspalette zu erweitern.
Aushilfe gesucht
Viele Pläne, darunter der ausgeweitete Fotoservice, lassen sich nur umsetzen, wenn der Inhaber mehr Zeit dafür hat. Dazu sucht er aktuell eine Aushilfe, die bei Ringfoto Walczak starten möchte. Einzige Bedingung: Flexibel sein. Bisher bewarben sich viele Schüler, die dies aufgrund ihres Unterrichts nicht erfüllen.
In der hinteren Ecke des Ladenlokals, vorbei an Bilderrahmen und großen Druckern, hängen Leinwände. Drumherum stehen Stative, Computer und Kameras. „Hier möchte ich auch Shootings anbieten“, erklärt der Inhaber. Interesse sei jedenfalls da. Immerhin wäre das das einzige Fotostudio in Emmerich. Bisher fehle nur die Zeit, „viele Pläne, nur zwei Hände.“ Dazu kommt, dass er zweifacher Vater ist, Säugling und Kleinkind ihn nachts auf Trab halten.
Eigenen Merchandise erstellen
Kistenweise stehen am anderen Ende des Lokals auch Produkte, die es bald bei Ringfoto Walczak zu kaufen gibt. Tassen in allen möglichen Farben, irgendwann auch T-Shirts, zum Personalisieren. Anfang des Jahres möchte der Inhaber anbieten, diese mit Bildern zu bedrucken. Manche Emmericher schneien jedoch auch ohne jegliche Absicht des Kaufens in den Laden.
„Viele Pläne, nur zwei Hände“
So besuchen ihn ehemalige Kunden, die mittlerweile nach Australien oder Kanada ausgewandert sind: „Einfach für einen kurzen Plausch.“ Eine ältere Dame komme jeden Tag vorbei, manchmal sogar mit frischem Gebäck, um ein bisschen mit dem Inhaber zu reden. „Und das ist gut so. Ich möchte die Menschen warm empfangen, statt sie schnell abzuspeisen.“ Andere nutzen diese Herzlichkeit aber auch aus.
Über Action und Tedi
Eine große Konkurrenz seien „die vielen neuen Billigläden“ in der Innenstadt. Leute kommen in sein Geschäft, drucken Bilder aus, lassen sich teilweise stundenlang beraten und kaufen dann doch bei Action oder Tedi. „Ich kann verstehen, wenn man aufs Geld achtet, aber bitte sagt mir doch nicht ins Gesicht, dass ihr jetzt lieber dort kaufen geht“, plädiert Walczak. Plus: Seine Preise lägen aktuell sogar unter denen im Internet.
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Trotz des ihn umringenden Leerstands und drohenden Einschnitten im Umsatz sei der 30-Jährige in Emmerich aber zufrieden. Dabei plante er damals eigentlich, in die Pflege oder ins Handwerk zu gehen. „Vor zwölf Jahren habe ich hier sogar meine Bewerbungsfotos machen lassen, da hätte ich mir niemals erhofft, einmal Chef zu sein.“