Emmerich. Tafelhaus Emmerich feiert Jubiläum. Baustelle vor Ladentür überstanden. Überzeugen kann der Neumarkt aber nicht. Das sagen andere Händler.

Es ist der 12. Dezember 2009. Draußen ist es kalt, als eine junge Frau die zwei Glastüren zu ihrem Geschäft aufzieht. In der Mitte ein Verkaufstresen, drumherum warme Lichter und Dekoartikel. Nachdem sie ihren jahrelangen Beruf als Angestellte in der Porzellan-Branche wegen Schließung aufgeben musste, entschied sie sich kurzerhand für die Selbstständigkeit. Und kann kaum glauben, was direkt einen Tag nach Neueröffnung folgt.

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Miriam Tiemer wird von neugierigen Emmerichern nahezu überrannt. Ihr Tafelhaus scheint bereits an seinem ersten Wochenende, in das glücklicherweise ein verkaufsoffener Sonntag fällt, auf Besucherhoch. Deko aus Glas oder Porzellan, Haushaltswaren, Geschenkartikel. Da findet schließlich jeder was. Nun, 15 Jahre später, hat die Inhaberin nach ihrem guten Start im Einzelhandel viel durchgestanden. So drohte das Jubiläum zwischenzeitlich unerreichbar zu werden.

Materielle Geschenke nehmen ab

„Wie früher ist es nicht mehr“, blickt Tiemer zurück. Mit der Corona-Pandemie begann eine Baustelle nach der nächsten. Wortwörtlich. So sanken die Verkaufszahlen durch die dreijährigen Bauarbeiten vor der Ladentür am Neumarkt 4. Und auch momentan, in Zeiten von Preisschocks, kaufen die Emmericher verhalten. Zu Weihnachten gibt es eher kleine Aufmerksamkeiten oder Unternehmungen. „Es sind echt die Stammkunden, denen ich alles verdanke“, weiß sie. Für sie geht Tiemer auf Messen, schaut nach Trends, bietet immer wieder etwas Neues, „um sie bei Laune zu halten“.

Tiemer und ihre Kundschaft kennen sich gut. Das fange beim Namen des Hundes an und münde darin, was die Kinder momentan machen. Jene Verbundenheit, „das Herz“, habe sie die vergangenen Jahre motiviert, weiterzumachen. Zwischenzeitlich schmiss sie den Laden sogar ganz allein. „Es macht mir ja auch unheimlich viel Spaß. So bleibt das Glas immer halbvoll.“ Ein Lichtblick war die Fertigstellung des Neumarkts. Viel gebracht habe die jedoch nicht.

Den Neumarkt vor der Tür

Das Tafelhaus liegt zwischen Stein- und Kaßstraße. Am fertiggestelltem Neumarkt.
Das Tafelhaus liegt zwischen Stein- und Kaßstraße. Am fertiggestelltem Neumarkt. © Tia Dillan | Tia Dillan

Am Morgen des Gesprächs, es ist ungefähr 11 Uhr, liegt der Platz verlassen da. Leere Bänke zwischen roten Blumenkübeln, kein Kunde von Edeka und Co., der sich bis hinter den Komplex verläuft. „Wieso auch? Wenn du aus den Läden rauskommst, siehst du uns nicht.“ In einer „toten Ecke“ gelegen, fiele das Tafelhaus erst auf, wenn Menschen über den Neumarkt flanieren. Das scheint aber kaum zu passieren.

„30 Prozent Rabatt hatten wir beim verkaufsoffenen Sonntag, gebracht hat es nichts“

Mitarbeiterin bei Sport Tenhagen

Parken. Das habe sich verbessert. Die Geschäfte rund um diese Parkplätze seien auch voll. „Aber wir merken keinen Unterschied“, so eine Mitarbeiterin von Sport Tenhagen. Als der Neumarkt noch eine Baustelle war, musste das Geschäft auf den Eingang an der Kaßstraße setzen. „Man hat die Arbeiten hingenommen, aber akzeptiert hat man sie nicht.“ Folgen all der Krisen und Einschränkungen würden sich erst Jahre später zeigen.

Keine Kauflaune am Shopping-Sonntag

„Also versucht man jetzt aufzuholen, mit den Kunden zu gehen. 30 Prozent Rabatt hatten wir beim verkaufsoffenen Sonntag, gebracht hat es nichts“, bedauert die Angestellte. In Tafelhaus war der verkaufsoffenen Sonntag „Bombe“, wie Tiemer sagt.

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Die Mitarbeiterin von Sport Tenhagen hat aber eine Idee. Wochenmärkte oder Veranstaltungen, für die der Neumarkt konzipiert ist, könnten enger mit dem lokalen Einzelhandel zusammenarbeiten. Angefangen damit, „dass man uns beim Lichtermarkt keinen großen Wagen vor die Nase setzt, sondern den Kreis offener gestaltet.“

Durchlauf im Spielzeugladen

Wirklichen Umsatz habe der jüngste Sonntag, an dem von 13 bis 18 Uhr geshoppt werden konnte, auch beim Laden Lokal Shop nicht gemacht. Obwohl viele Emmericher vom Neumarkt in den Spielzeughandel stolperten. „Als Durchgang, die wollten auf die Kaßstraße oder zur Promenade“, erklärt Verkäuferin Jutta van Roßum. Buchstäbliche Durchlaufkundschaft.