Rees. Bauträger, Makler, Hotelier – und Lokalpatriot: Simon Vos wirkt seit 25 Jahren in Rees. Was er über den aktuellen Immobilienmarkt sagt.

Simon Vos hat im vergangenen Vierteljahrhundert als Bauträger an einigen Stellen das Erscheinungsbild der Reeser Innenstadt geprägt. 2000, gleich im Gründungsjahr seines Unternehmens, baute und verkaufte er vier Doppelhaushälften auf einem Grundstück im Maifeld. Diesem ersten Projekt sollten viele weitere folgen, zum Beispiel 2010 ein Mehrfamilienhaus am Stadtgarten – für Vos „ein Meilenstein“. Zuletzt stellte er im Spätsommer ein Sechs-Familien-Haus im Schatten der Scholten-Mühle fertig.

Mehr als nur ein Geschäft

Dabei war und ist das Planen und Bauen in seiner Heimatstadt für den 49-Jährigen mehr als nur ein Geschäft. „Als Lokalpatriot sehe ich mich immer in der Verantwortung und möchte etwas Schönes entstehen lassen. Ich fahre an allen Häusern, die ich bisher gebaut habe, sehr gerne vorbei und erfreue mich daran, wenn sie noch immer gut in Schuss sind.“

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Er habe nie einen Plan aus der Schublade gezogen und das gleiche Haus noch einmal gebaut. „Es macht mir einfach Spaß, etwas Neues zu entwickeln“, erzählt Vos, als er in seinem stilvollen Ladenlokal an der Adresse Vor dem Delltor 1 sein Wirken in der Bau- und Immobilienbranche in Rees zum 25-jährigen Jubiläum Revue passieren lässt.

Für erstes Haus als Azubi verantwortlich

Eigentlich fing das mit Simon Vos und dem Häuserbauen sogar noch früher an. Während seiner Ausbildung bei der Reeser Bau-Unternehmung AG zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, heute würde man Immobilienkaufmann dazu sagen, baute er sein allererstes Vier-Familien-Haus.

Rees: Simon Vos ist seit 25 Jahren in der Bau- und Immobilienbranche tätig
Simon Vos ist seit einem Vierteljahrhundert in der Bau- und Immobilienbranche tätig. Im Bildhintergrund arbeiten seine Ehefrau Melanie Vos (links) und Heike Dickerboom. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

„Das war eine Zuckerbrot-und-Peitsche-Zeit, die ich aber um nichts in der Welt eintauschen würde. Da habe ich extrem viel gelernt“, erinnert sich Vos an die bewegte Azubi-Zeit, die ihn komprimiert auf den Schritt in die Selbstständigkeit vorbereitete. Da war der in Millingen aufgewachsene Sohn eines Bankkaufmanns und einer Grundschullehrerin gerade einmal 24 Jahre alt.

Bauboom im Wohngebiet Queckvoor

In den ersten Jahren arbeitete Simon Vos noch parallel für die mittlerweile liquidierte Dentes-Zahntechnik GmbH und kümmerte sich als Prokurist unter anderem um die Finanzbuchhaltung. Im Dentallabor hatte er bereits im Alter von 14 Jahren angefangen zu jobben.

Ab 2003 investierte der Jungunternehmer dann jedoch deutlich mehr Zeit in den Immobilienbereich und erlebte mit der Entstehung des bislang größten Reeser Wohngebietes Queckvoor einen wahren Bauboom in der Stadt mit. „Da war viel zu tun. Wir haben dort Mehr- und Einfamilienhäuser gebaut“, sagt Vos.

Weg zwischen L7 und Scholten Mühle
An der Scholten-Mühle stellte Simon Vos zuletzt im Spätsommer ein Sechs-Familien-Haus fertig. © NRZ | Niklas Preuten

Der Immobilienmarkt hat sich verändert

Heute ist der Immobilienmarkt ein anderer, wobei der mittlerweile in Haldern lebende, verheiratete dreifache Familienvater differenziert: „Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern im Neubaubereich ist hier bei uns eigentlich nicht vorhanden.“ Das Interesse an Mehrfamilienhäusern sei im Vergleich etwas größer, aber deutlich schwächer als noch vor vier Jahren.

„Man hat den Eindruck, die Leute warten auf niedrigere Zinsen oder fallende Preise“, sagt Simon Vos. Er hält es jedoch für ausgeschlossen, dass die Industrie spürbar ihre Preise senken werde. „Und die Zinsen sind mit einer Drei vor dem Komma eigentlich schon wieder auf einem ganz guten Niveau.“

„Man hat den Eindruck, die Leute warten auf niedrigere Zinsen oder fallende Preise“

Simon Vos
Bauträger und Immobilienmakler aus Rees

Vos befürchtet Insolvenzen

Gebaut wird trotzdem wenig, was Konsequenzen für viele auf Neubau spezialisierte Handwerksbetriebe haben dürfte. „Ich befürchte, dass wir 2025 die eine oder andere Insolvenz erleben werden“, meint der Branchenkenner, der zudem kritisiert, dass das Land zu wenig Geld für den öffentlich geförderten Wohnungsbau bereitstelle.

In dieser Gemengelage ist der Wohnraum schon längst knapp geworden. Die Folge: Die Mieten steigen – auch in Rees. „Die Ausschläge sind hier vielleicht nicht so groß wie in Düsseldorf oder Hamburg, aber auch wir merken es deutlich. Das Problem ist, dass immer weniger Leute diese Mieten noch bezahlen können. Für einen Normalverdiener wird es in Rees schon eng“, ordnet Vos ein.

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Das sind die aktuellen Projekte

Als Bauträger hat er seine Projekte trotz der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen nicht auf Eis gelegt. Derzeit baut die Simon Vos Bauträger GmbH den Keller eines neuen Sechs-Familien-Hauses am Mühlensteg, das energetisch den gesetzlichen Standard übertreffen wird. Zwei Eigentumswohnungen sind darin noch zu haben. Dies wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. „Wir befinden uns wieder in einer Marktphase, in der ich mich die allermeiste Zeit meiner Selbstständigkeit aufgehalten habe: Man muss sich bemühen, es läuft nicht alles von allein“, stellt Vos fest.

Neben der Bauträgerschaft ist er seit 2006 als Makler unterwegs – und das Geschäft mit gebrauchten Immobilien läuft höchst erfolgreich. „Unser Name hat sich über die Zeit etabliert. 2024 haben wir im Maklerbereich so viel Volumen vermittelt, wie wir es noch nie in 25 Jahren geschafft haben“, bilanziert der Unternehmer zufrieden. „Der Wunsch nach einem Eigenheim ist ungebrochen, doch bei einem Kaufpreis über 400.000 Euro wird bei vielen in Rees die Luft dünner.“

Neueröffnung Hotel Rheintor Eins
Simon und Melanie Vos stehen auf der Terrasse des ehemaligen Rheinhotels Dresen, das sie nach einer umfangreichen Sanierung seit Mitte 2024 als Aparthotel RheintorEins betreiben. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

2012 in den Tourismus in Rees eingestiegen

Als wären die Aufgaben als Bauträger, Makler und Hausverwalter nicht genug, stieg Simon Vos 2012 auch noch in den Tourismus ein. Das passte, weil seine Ehefrau Melanie Vos nicht nur IHK-geprüfte Immobilienmaklerin, sondern auch gelernte Hotelfachfrau ist. Die beiden können mittlerweile an verschiedenen Adressen im historischen Stadtkern 51 Betten anbieten. „In Rheinnähe kommen 2025 noch zwei Ferienwohnungen dazu“, verrät Vos.

Ihn freut es, wenn seine insgesamt 24 Mitarbeitenden aus allen Geschäftsbereichen sich wie kürzlich bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier munter mischen. „Ich habe großen Spaß daran, dieses gute Team zu sehen“, sagt Simon Vos.

Der Reeser ist im vergangenen Vierteljahrhundert weit gekommen und hat noch neue Pläne, wie er seine Stadt baulich mitprägen kann. Doch getrieben ist Vos nicht mehr. „Ich bin rundum glücklich und in mir ruhend“, sagt er und lächelt.