Emmerich. Premiere für den Weihnachtsmarkt am Emmericher Kapaunenberg. Das sagen Betreiber, Veranstalter und Besucher zum Start. Sonntag geht es weiter.
„Ich war schon auf mehr als 40 Weihnachtsmärkten, aber sowas habe ich noch nie erlebt“, staunt Hobbykünstlerin Barbara Bonsen. Neugierig verlässt sie das Holzbüdchen, in dem sie am Wochenende selbstgemachte Strickware verkauft. In der Mitte des Emmericher Kapaunenbergs reicht ein meterhoher Tannenbaum bis zum Kronleuchter, drumherum stehen leuchtende Figuren sowie liebevoll verpackte Geschenke. Und das, was die Ausstellerin zum Staunen bringt.
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In einem Halbkreis ziehen sich kleine Weihnachtshäuschen durch den Saal, der sonst eher Narren, Schützen und Feiernden vorbehalten bleibt. „Ich habe noch nie drinnen und dann doch in einer Bude verkauft, das ist mal was Neues“, sagt die Emmericherin. Eine ganz besondere Atmosphäre komme beim ersten Weihnachtsmarkt im und am Kapaunenberg auf. Nur eine Gruppe ziehe immer den Kürzeren.
Vierbeiner sollen nicht vergessen werden
Ihr Hund Balou läuft aufgeregt den Stand entlang. Besucher kommen nicht drumherum, das Tier mit dem bunten Loopschal zu bemerken. „Er ist heute mein Model“, schmunzelt die Ausstellerin. Weil die Hunde sonst meist leer ausgingen, verkauft sie kleine Überraschungstüten ab 3,50 Euro und selbstgemachte Strickware für die Vierbeiner. „Dann sind wirklich alle glücklich.“
„Die Preise, die ich bräuchte, nehme ich nicht“
Lampen, die aus Baumstämmen erwachsen, Kuscheldecken, Gemälde und Magnetschmuck. Wer es an all den Angeboten vorbei bis zur Bude von Kerstin Krotz schafft, kann sich freuen. Ihr Kevelaerer Betrieb Equisolution legt den Fokus zwar auf Reitsport, hat nun jedoch ein „and more“ herangehangen, das erstmal nicht so viel mit Pferden zutun hat.
Geld sitze nicht mehr so locker
Für gegossene Kerzen bis geplotteter Weihnachtsdeko stand die Inhaberin seit September in der Werkstatt. Damit sich Keramikpulver in einen schöngeformten Teelichthalter verwandelt, sei tagelange Arbeit nötig. Dennoch: „Die Preise, die ich bräuchte, nehme ich nicht.“
Um Arbeitszeit, Materialkosten und Standgebühr rauszuholen, müsste sie ein paar Euro mehr pro Dekoartikel verlangen. Das macht sie aber nicht. „Keiner würde mir das zahlen. Das Geld sitzt nicht mehr so locker. Ich möchte ja auch, dass die Besucher kaufen können und es für sie gerecht ist“, erklärt Krotz. Im Endeffekt sei sie froh, wenn sie am Abend nicht mit einem Minus nach Hause fahre.
23 lokale Buden und Stände
Wer lieber unter dem Winterhimmel als unterm Kronleuchter flaniert, der kam im Garten des Kapaunenbergs auf seine Kosten. Vor allem bei einer Vorliebe für Waffeln, Reibekuchen oder Glühwein. Drei Euro der Becher, „völlig okay“, sagt Lea Wilms. In einen dicken Schal gekuschelt, wartet sie vor der Programmbühne auf die Chormusik von Different Voices. Und auf ihre Mutter. „Die ist kurz zum Kofferraum, wir haben schon geshoppt“, zwinkert sie.
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Darunter selbstgestrickte Handstulpen sowie eine Lampe mit Schneemannmotiv. „Ich gehe auf den Weihnachtsmarkt, um Sachen zu finden, die es nicht im Geschäft gibt. Hier wird man fündig“, lobt Wilms. So sorgten die Veranstalter für 23 lokale Stände.
Weihnachtsmarkt könnte größer werden
„Wir wünschen uns, dass um die 1000 Besucher am Wochenende herfinden“, so Bölt-Pächterin Revse Akyel. Bereits zum Auftakt am Samstagnachmittag ließ sich erahnen, dass die Zahl geknackt werden kann. Ob es da einen Wiederholungsbedarf gibt? „Wer weiß, vielleicht werden wir ja noch größer im nächsten Jahr. Das wäre natürlich toll.“ Schon jetzt steckten sie und ihr weihnachtsverrücktes Team ganz viel Herz in die Aktion.
Lange Schlangen bildeten sich immer wieder vor einem Stand im Schützenhaus. Dabei waren die selbstgemachten Produkte kaum anders, als der Rest. Leseknochen, Schürzen, Stulpen. Wundervolle Handarbeit, aber solch ein riesiger Andrang? Grund war das dicke, pinke Sparschwein auf dem Tresen.
Spenden für Jan Luca
„Die Leute entscheiden selbst, was sie zahlen. Alles, was wir heute einnehmen spenden wir der Familie von Jan Luca“, erklärt Walli Boß vom Förderkreis Kriegskinder. Gemeinsam mit Freundin Christiane Kirch nähte sie, um nun Geld für die Familie des 13-jährigen Klevers, der an einem Gehirntumor erkrankt ist, zu sammeln. „Er ist ein Schüler von uns, seine Geschichte hat uns sehr berührt.“ So wohl alle Emmericher, von denen keiner am Sparschwein für den 13-Jährigen und seine Familie vorbeizog.