Kleve. Jan Lucas Geschichte bewegt: Spendenziel von 17.000 Euro übertroffen. Ob Vereine, Privatpersonen oder Unbekannte – die Unterstützung ist riesig.
Der Zielbetrag der GoFundMe-Aktion für den 13-jährigen Jan Luca aus Griethausen wurde dank überwältigender Spendenbereitschaft weit übertroffen: Aktuell sind 32.474 Euro von 817 Spendern zusammengekommen (Stand 18. Dezember). Die Geschichte des an Krebs erkrankten Jungen hat zahlreiche Menschen bewegt. Ob durch Vereine, Privatpersonen oder anonyme Spenden – die Unterstützung war und ist riesig.
Auch in Jan Lucas Heimatdorf Griethausen zeigte sich große Solidarität. Der Heimatverein engagierte sich aktiv und stellte beim Weihnachtsmarkt am Samstag, 30. November, und Sonntag, 1. Dezember, eine liebevoll dekorierte Spendenbox mit einem Foto von Jan Luca auf.
Aktion im Heimatdorf
„Jan Lucas Geschichte hat alle sehr bewegt. Unser Vorsitzender Dietmar Reintjes rief dazu auf, wer einen Euro erübrigen könne, möge am Ausgang etwas in die Box tun“, berichtet Jörg Hogekamp, Beisitzer des Vereins, und ein Nachbar der Familie. Der Einsatz lohnte sich: Die Besucher spendeten insgesamt 656,50 Euro, die der Heimatverein großzügig auf 1000 Euro aufrundete.
Auch Jan Luca selbst besuchte gemeinsam mit seiner Familie am Eröffnungstag den Weihnachtsmarkt. Im Rollstuhl, geschoben von seinem Vater. „Er hat sich gefreut“, so Jörg Hogekamp.
Die gesammelten Spenden werden auf das GoFundMe-Konto von Jan Luca überwiesen. Sie sollen der Familie helfen, den finanziellen Druck zu mindern und sich in dieser schweren Zeit auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was auf die Familie finanziell noch zukommt, ist ungewiss.
**** So hatte die NRZ berichtet ****
Was mit gelegentlichen Kopfschmerzen begann, wurde für den 13-jährigen Jan Luca aus Griethausen und seine Familie zum Albtraum: Diagnose Hirntumor. Nach einer Operation, bei der nicht alles entfernt werden konnte, folgen nun Bestrahlung und Chemotherapie. Jan Luca ist seitdem ein Pflegefall. Die fünfköpfige Familie steht vor großen Herausforderungen – mit einem Spendenaufruf hofft sie auf Unterstützung für die kommende Zeit.
Vater Maik Thomas (33) und Ehefrau Jeanine (42) erzählen, wie im vergangenen Frühjahr alles seinen Anfang nahm: „Jan Luca klagte über anhaltende Kopfschmerzen, die sich über zwei bis drei Tage zogen.“ Zunächst schien dies nicht unbedingt besorgniserregend, viele Faktoren können solche Beschwerden auslösen.
Diagnose: Migräne mit Aura
Doch die Situation verschärfte sich: Die Kopfschmerzen wurden intensiver, begleitet von Übelkeit, Erbrechen und schließlich Krampfanfällen. Als Jan Luca das erste Mal krampfte, blieb nur der Notruf. Der Rettungswagen brachte ihn ins Klever Krankenhaus. Die Diagnose lautete: leichte Aura und Migräne. Da Jan Luca bisher gut auf Ibuprofen angesprochen hatte, wurde empfohlen, die Behandlung damit fortzusetzen. Mit dieser Einschätzung kehrte die Familie zunächst erleichtert nach Hause zurück.
Doch die Situation spitzte sich zu. Mehrere Male musste Jan Luca mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Er beschrieb seine Schmerzen eindringlich: Es fühlte sich an, als würde ein Messer in seinen Kopf stechen. Trotz der wiederholten Beschwerden und der zunehmenden Verzweiflung der Familie gab es lediglich einmalig eine stationäre Aufnahme über zwei Tage, ein MRT wurde nicht durchgeführt. „Da waren wir schon richtig sauer“, erinnert sich Vater Maik Thomas, der sich mehr Nachdruck bei der Diagnostik gewünscht hätte.
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Erste neurologische Ausfälle
Nach einer kurzen Phase der Erholung schien alles wieder normal zu sein: Jan Luca ging es gut und die Familie konnte in den Sommerferien sogar in den Urlaub fahren. „Er war jeden Tag im Wasser“, erinnert sich Maik Thomas. Als begeisterter Angler verbrachte Jan Luca früher unzählige Stunden am Altrhein in Griethausen – sein liebstes Hobby.
Doch nach den Sommerferien begann der Albtraum von Neuem. „Da ging es richtig los“, berichtet Maik Thomas. Nächtliche Kopfschmerzattacken mit Erbrechen und die ersten alarmierenden Anzeichen neurologischer Ausfälle. „Er sprach nicht mehr klar, irgendwie verwaschen“, erinnert sich Stiefmama Jeanine Thomas. „Da dachten wir sofort an einen Schlaganfall.“
Ein MRT bringt Gewissheit
Die Erholungsphasen wurden kürzer, die Schmerzen stärker. In den Herbstferien wurde es so schlimm, dass Maik Thomas und seine Frau Jeanine sich sicher waren: „Hier stimmt was nicht.“ Jan Luca übernachtete bei seiner Oma in Rees. „Meine Mutter rief an, dass Jan Luca auf ihrem Sofa läge, mit Kopfschmerzen, Erbrechen und dass er zwischendurch nicht ansprechbar wäre“, erinnert sich der Vater.
Entschlossen suchte er nach einer Klinik mit Kinderneurologie und fand sie in Bocholt. Jan Luca wurde sofort aufgenommen. Noch am Donnerstag wurden Hirnströme gemessen und ein ursprünglich für Freitag geplanter MRT-Termin vorgezogen. Die Diagnose brachte Gewissheit: Ein Tumor in Mandarinengröße wurde im Kleinhirn entdeckt.
„Irgendwie war das alles bei uns noch gar nicht richtig angekommen. In solchen Momenten muss man einfach funktionieren“
Danach ging alles blitzschnell. Mit dem Rettungswagen wurde Jan Luca in eine Spezialklinik nach Duisburg verlegt. „Das war eine Rennerei, aber alles war top organisiert – innerhalb von 30 Minuten war alles in die Wege geleitet“, lobt Maik Thomas, auch wenn der Stress für den 13-Jährigen und die Familie enorm war.
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Es war „höchste Eisenbahn“
In Duisburg wurde bei Jan Luca eine Drainage gelegt, um überschüssige Hirnflüssigkeit zu entfernen. „Der Hirndruck war viel zu hoch, daher auch die Ausfallerscheinungen“, erklärt Stiefmama Jeanine Thomas. Maik Thomas denkt mit Schaudern an das Gespräch mit den Ärzten zurück: „Sie sagten uns, es war höchste Eisenbahn. Das war stressig für uns alle, aber vor allem für ihn“, sagt Maik Thomas. „Irgendwie war das alles bei uns noch gar nicht richtig angekommen. In solchen Momenten muss man einfach funktionieren.“
Nach einer mehrstündigen Operation begann das bange Warten. Erst Tage später kam der Biopsie-Bericht: Der Tumor war bösartig, Stufe 4, und konnte nicht vollständig entfernt werden.
Feuerwehr Griethausen springt ein
Die Familie musste sich auf eine völlig neue Situation einstellen: Jan Luca war nicht nur körperlich geschwächt, sondern auch ein Angstpatient geworden, der nicht allein in der Klinik bleiben konnte. Während die Oma vorübergehend an seiner Seite blieb, wurde zu Hause alles vorbereitet.
Ein Pflegebett, ein Rollstuhl und ein Kinderarzt mussten organisiert werden. „Uns war schnell klar: Jan Luca kommt als Pflegefall nach Hause“, so Maik Thomas. Mit Unterstützung der Krankenkasse konnte vieles schnell geregelt werden, mithilfe von elf Kameraden der Feuerwehr Griethausen wurde innerhalb kürzester Zeit Jan Lucas Zimmer und das Wohnzimmer auf zwei Etagen getauscht.
Herausforderungen auch finanziell
Doch der Patchworkfamilie und vor allem Jan Luca stehen viele weitere Herausforderungen bevor, wie zum Beispiel ein Ärzte- und Klinik-Marathon – die Termine reihen sich nahtlos aneinander. Die Bestrahlung, geplant in der Kinderonkologie in Essen, wird sich über sechs Wochen ziehen – fünf Tage pro Woche, bis zum 10. Januar. Damit die Familie nicht stundenlang selbst fahren muss, wurde bereits ein Taxischein beantragt. Danach folgt die Chemotherapie im Helios Klinikum Krefeld.
Zu Hause warten zudem finanzielle Herausforderungen: Das Badezimmer muss ebenerdig umgebaut werden und das Auto der Familie über den TÜV. „Auf das Auto sind wir jetzt mehr denn je angewiesen.“ Außerdem möchte die Familie während der langen Behandlungsphasen geschlossen an Jan Lucas Seite stehen. Bezahlt wird ein solcher Aufenthalt jedoch nur für eine Person. Was zusätzlich an Kosten auf die Familie zukommt, ist nicht abzusehen. „Wir stehen noch am Anfang“, weiß Maik Thomas.
Jeanine Thomas hat einen Appell
Dankbar ist die Familie für die tatkräftige Unterstützung von so vielen Seiten – und: Jeanine Thomas hat noch einen Appell: „Bei Kopfschmerzen lieber einmal mehr hingucken.“
Jan Luca geht so oft wie möglich mit seinem Papa am Althrein spazieren, an die Orte, wo er immer geangelt hat: „Ich schaffe das schon“, sagt Jan Luca.