Emmerich. Onder de Poort an der Rheinpromenade in Emmerich schließt. André „Ente“ Miesen übernimmt als Wirt eine andere, bekannte Kneipe.
Diese Kneipe ist Kult. Oder mehr noch: ein Stück Emmericher Geschichte. Und dennoch: Die Tage von Onder de Poort an der Rheinpromenade sind gezählt. Die älteste Gaststätte der Hansestadt wird es bald nicht mehr geben. Onder de Poort schließt. Und das im März 2025 für immer. Soviel steht nun zumindest fest.
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Denn das Haus, in welchem sich die Kneipe befindet, soll demnächst einen neuen Eigentümer bekommen. Und dieser hat mit dem Gebäude andere Pläne. „Im März bin ich darüber informiert worden, dass mein Pachtvertrag im März 2025 ausläuft“, erklärt André „Ente“ Miesen, der Onder de Poort im Februar 2020 als Pächter übernahm. „Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich hier bis zu meiner Rente als Wirt arbeiten werde.“ Doch dieser Wunsch geht nicht in Erfüllung.
„Eigentlich habe ich immer gedacht, dass ich hier bis zu meiner Rente als Wirt arbeiten werde“
Kneipe soll Wohnungen weichen
Die Kneipe soll weichen. Das Gebäude soll komplett entkernt werden, sobald der Genehmigungsprozess abgeschlossen ist. Der Investor will dann neue Wohnungen errichten. Für die Gastronomie im Erdgeschoss, die auch einige Sitzplätze im Freien mit direktem Blick auf den Rhein bietet, ist dann kein Platz mehr. Der Bebauungsplan sieht hier auch nicht mehr zwingend Handel vor.
Als Miesen davon erfuhr, „habe ich natürlich erst einmal das Gespräch gesucht“. Doch es war nichts mehr zu machen. André Miesen musste sich mit dem Gedanken anfreunden, bald eventuell nicht mehr als Wirt hinter der Theke stehen zu können. Ein schwerer Gedanke, „der schlaflose Nächte bereitete“.
Schon immer in der Gastronomie tätig
Kein Wunder: Miesen jobbt schon seit seinem 16. Lebensjahr in der Gastronomie – früher auch im Kapaunenberg oder bei Zur Klause. Vor einiger Zeit übernahm er als selbstständiger Wirt die Traditionskneipe in Emmerich. Dass es diese bald nicht mehr gibt, schmerzt. Aber Miesen kann zuversichtlich in Richtung Zukunft schauen. Denn auf ihn wartet ein neuer Tresen.
Als er erfuhr, dass er als Pächter Onder de Poort abgeben muss, erzählte er seinem langjährigen Freund Sven Jansen davon. Die beiden kennen sich „schon ewig“, wie Jansen sagt. Zudem beliefert Jansen regelmäßig André Miesen mit seinem Getränke-Service und hat dabei natürlich auch stets ein offenes Ohr. Sie redeten. Und überlegten. Und fanden eine Lösung.
Jansen bis Mitte März im Gasthaus
André „Ente“ Miesen wird ab dem 1. April 2025 das Gasthaus zum Rathaus von Sven Jansen übernehmen. Vor einem Jahr hatte Jansen die Kneipe an der Steinstraße übernommen. „Als zweites Standbein“, so der Eltener. „Vor einem halben Jahr habe ich nun die Gastronomie im Vereinsheim bei Fortuna Elten übernommen. Das läuft wirklich gut. Fast zu gut“, so Jansen, der sich jetzt darauf konzentrieren mag. Guten Gewissens kann er das Gasthaus Zum Rathaus Miesen übergeben. Denn auch hier laufe alles gut. „So jemand wie Ente muss einfach erhalten bleiben in der Emmericher Kneipenwelt. Er ist wirklich mit Leib und Seele Wirt.“ Daher Jansens Schritt, sich von der Gaststätte in Emmerichs Mitte zu trennen.
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Bis zum 15. März wird Jansen noch Pächter des Gasthauses Zum Rathaus an der Steinstraße sein. An Karneval und beim Event Emmerich Live wolle er selbst noch in der Kneipe sein. Am 16. März bekommt dann Miesen die Schlüssel und wird hier und da ein wenig neu dekorieren. Denn das, was geht, will er von Onder de Poort mitnehmen. „Die Schals zum Beispiel.“ Und davon hängen einige unter der Decke. Ebenso aber auch Trikots.
Am 8. März ist der letzte Kneipentag
Silvester soll in Onder de Poort noch einmal ordentlich gefeiert werden. Wer mitfeiern will, kann sich bei Miesen in der Kneipe melden. Ab 19 Uhr ist am 31. Dezember daher geschlossene Gesellschaft. Am 8. März ist dann der letzte Kneipentag in Onder de Poort. Dann muss alles leer geräumt werden, bevor André Miesen dann das Gasthaus zum Rathaus am 1. April ab 11 Uhr öffnet.
Erbaut im Jahr 1414
Historische Quellen besagen, dass die Geschichte des Wirtshaus Onder de Poort bis ins Jahr 1414 reicht, als das Gebäude erbaut worden ist. Unter anderem wurde es von der Familie Rickers betrieben, deren Tochter später als das „Schöne Käthchen“ bekannt wurde und nach ihrer Heirat mit dem Reichsgrafen von Wartenburg zuletzt das Schlösschen Borghees bewohnte.
Onder de Poort verfügte früher über mehrere Gasträume, die auch auf den oberen Etagen verteilt waren, damit bei Hochwasser dort der Wirtsbetrieb weitergeführt werden konnte. Die markante Terrasse zum Rhein hin wurde erst im vergangenen Jahrhundert erbaut, um so gleichzeitig den Hauptschankraum um anderthalb Meter anzuheben.
Das Wirtshaus hatte von je her einige illustre Gäste. So kehrten nachweislich Kurfürst Jan Wellem (1658 - 1716) und Albrecht Dürer (1471 - 1528) dort ein.
Die jüngere Geschichte der Gastwirtschaft ist vor allem mit einem Namen verbunden: Alice „Tübbe“ Kemkes. Das Emmericher Original führte das Traditionshaus an der Rheinpromenade von 1952 bis 2011.
Das wird eine Umstellung sein. Nicht nur, weil der Blick auf den Rhein sicher fehlen wird. „Bislang hatte ich sechs Angestellte. Nun werde ich erst einmal alles allein machen.“ Dennoch ist er froh, dass es für ihn in der Emmericher Kneipenszene weitergeht. „Das Klientel der beiden Kneipen ist zum Glück auch gleich“, sagt Jansen. So werden nicht nur die Dart-Freunde und die Knobel-Gruppe mit zur Steinstraße wandern, sondern auch sicherlich die Stammkunden. Die wahrscheinlich ebenso wie Miesen den schmucken Blick auf den Rhein vermissen werden.