Emmerich. . Frischer Wind in alten Gemäuern: Die Traditions-Wirtschaft Onder de Poort gehört zu Emmerich wie Vater Rhein und die alten Kirchtürme. Im Herbst wird das 600-jährige Jubiläum gefeiert. Guter Start für die neuen Pächter.

Sie rühmt sich, die älteste Gaststätte am Ort zu sein, und gehört zu Emmerich dazu wie Vater Rhein. „Älter als Amerika“ sei die Wirtschaft, sagt Manuela Pertz nicht ohne Stolz, seit Herbst 2013 Pächterin der Traditions-Gaststätte Onder de Poort. Die 39-Jährige trat vor rund acht Monaten die Nachfolge von „Tübbe“ an: Alice Kemkes, eines der wenigen noch lebenden Originale in der Hansestadt. Die fast 89-Jährige lebt heute in einem Emmericher Altenheim.

Manuela Pertz und ihr Lebensgefährte Marcel Meisters haben frischen Wind in das alte Gemäuer unter dem Krantor gebracht und ihren Entschluss, vom Löwentor zur Rheinpromenade zu wechseln, keinen Deut bereut. „Es ist bombastisch gelaufen“, wundert sich die junge Wirtin selbst ein wenig.

Tagsüber dominiert die Laufkundschaft, abends nehmen die Stammgäste das urige Lokal in Beschlag, lassen sich in der Wirtsstube häuslich nieder, die 40 Gästen Platz bietet, oder auf einem der 16 Stühle auf der hübschen Terrasse. Auch heimische Fußball- und Dartsmannschaften kehren gerne ein. Und zur Fußball-WM in wenigen Wochen dürften die Fans gebannt vor den beiden Fernsehern und der großen Leinwand bei hoffentlich spannenden Spielen mitfiebern.

Schnapspumpe

Angeblich wurde das Gasthaus 1414 errichtet. Demnach feiert es in diesem Jahr 600-jähriges Jubiläum. Manuela Pertz hat im Stadtarchiv recherchiert und so einiges an Texten und alten Bildern ausgegraben.

In einem Zeitungsartikel ist u.a. nachzulesen: „Das Wirtshaus Onder de Poort machte äußerlich eher den Eindruck einer kleinen Festung als einer Gaststube. Die Stube glich besonders in künstlerischer Hinsicht einem kleinen Schmuckkästchen. Die Wand war mit echten Delfter Kacheln geschmückt. Es herrschte immer ein reges Leben. Arm und Reich gingen hier gerne ein und aus. Nicht zuletzt ließen sich hier vornehme Fremde, Schiffer und Reisende zu einem kühlen Trunk nieder. Selbst hohe Persönlichkeiten wie der Kurfürst Jan Wellem aus Düsseldorf hielten Einkehr. In der Hauptsache wurde damals Schnaps getrunken. Die Schnapspumpe, die hinter der Theke stand, reichte oft nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die begehrte Spezialität war das Zitrönchen, ein Schnaps mit einer Zitrone. Auf den Tischen standen große, mit Tabak gefüllte Schüsseln.“

Nun, das mit dem leidigen Tabakqualm hat sich inzwischen erledigt, auch das Zitrönchen ist heutzutage nicht mehr der Renner – aber Geselligkeit ist auch heute noch „in“. In solchem Rahmen soll am letzten September-Wochenende auf der Stadtplatte der 600. Geburtstag gefeiert werden.

Draußen sollen ein Bier- und ein Würstchenwagen vorfahren, und eine Live-Band samstags auf einer Bühne rockige Glückwünsche darbringen. Details über die Sondernutzung, so fügt Pertz hinzu, müssten noch mit der Verwaltung geklärt werden. Die Stadt, ist zu vermuten, dürfte der Party keine Steine in den Weg legen. Haben doch manche Gäste von Emmerich nur Onder de Poort gesehen.