Emmerich. Planungen zu einem der ältesten Häuser Emmerichs, De Wette Telder, werden aktuell überarbeitet. Warum es keine Alternative zur Sanierung gibt.
Es ist jetzt die große Wunde der Innenstadt. Nach der nun absehbar kompletten Fertigstellung des Neumarkt-Areals gebührt dieser unrühmliche Titel De Wette Telder. Die angekündigte Sanierung von einem der ältesten erhaltenen Häuser im Stadtkern zieht sich wie Kaugummi.
Architekt überarbeitet zurzeit die Planung
Wobei die Arbeiten der Sanierung seit geraumer Zeit ruhen. Denn der aktuelle Stand sieht so aus: „Der Architekt überarbeitet zurzeit die Planung“, berichtet Tim Terhorst, Leiter der Stabstelle Kommunikation im Emmericher Rathaus, auf Nachfrage dieser Zeitung. Mit einer überarbeiteten Leistungsbeschreibung für die Sanierung des Hauses in der Steinstraße werden dann die Aufträge an die Baufirmen vergeben.
Planungsphase soll dieses Jahr beendet werden
„Ziel ist es, die Planungsphase in diesem Jahr zu beenden, damit dann im nächsten Jahr die Steine bewegt werden können“, so Terhorst.
Eine erneute Vorstellung des Projekts in einem politischen Gremium wird es übrigens nicht geben. Denn dies ist bereits im Rahmen der Haushaltsberatungen geschehen. Dort gab es dann auch ein Votum für die Sanierung. „Die zurzeit laufende Überarbeitung der Planung hat keinen Einfluss auf Zweck, Charakter oder Nutzungsform des Gebäudes“, stellt der Stadtsprecher klar.
Geschätzte Kosten liegen bei 2,5 Millionen Euro
Ende des vergangenen Jahres sind Kosten für die Sanierung in Höhe von 2,5 Millionen Euro geschätzt worden. Die Zusage vom Land NRW über eine Fördersumme von 1,33 Millionen Euro liegen vor. Eine Aufstockung durch weitere Fördergelder von der Bezirksregierung in Düsseldorf ließe bei der Stadt dann noch Kosten von 800.000 Euro verbleiben.
In Zeiten von klammen Kassen ein hübsches Sümmchen. Doch eine echte Alternative gibt es nicht. Ein Abriss des Gebäudes ist ausgeschlossen aufgrund des bestehenden Denkmalschutzes. Wenn keine Sanierung durchgeführt werde, müsse das rund 500 Jahre alte Haus umfangreich abgesichert werden. Zum einen muss ein weiterer Verfall gestoppt werden. Zum anderen dürfen auch Passanten auf der Steinstraße nicht gefährdet werden. Eine solche Absicherung kostet laut zuständiger Stelle in der Stadtverwaltung schon allein 500.000 Euro.
Eines der zwölf „Zentralen Projekte“ der Stadt Emmerich
Die Sanierung von De Wette Telder ist eines von insgesamt zwölf „Zentralen Projekte“, die auf der Homepage der Stadt Emmerich eine besondere Würdigung erfahren. Nach dem Umbau soll es eine Bildungs- und Begegnungsstätte, die für alle Bürger zugänglich gemacht wird, sein. So sollen kulturelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel Lesungen, Kleinkunst oder Bildungsabende genauso stattfinden können wie ein Familienfrühstück oder Beratungsangebote für Zugewanderte oder sozial Schwächere.
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Die ersten Arbeiten im Gebäude sind Anfang 2019 begonnen worden, mussten dann aber im Mai 2019 wegen historischer Funde für mehrere Monate unterbrochen werden. Zu dieser Zeit zog sich der beauftragte Architekt aus persönlichen Gründen vom Projekt zurück. Im Dezember 2019 übernahm dann Architekt Barend van Ackeren den Auftrag. Im Zuge der weiteren Planungen ergaben sich erneute Fragen zur Statik des Gebäudes und zum Denkmalschutz, die eine Fortsetzung der Arbeiten verhinderten.
Arbeiten werden rund eineinhalb Jahre dauern
Wenn nun im kommenden Jahr die Sanierungsarbeiten wieder aufgenommen werden, geht die Stadt Emmerich davon aus, dass die bauliche Maßnahme etwa eine Zeit von anderthalb Jahren in Anspruch nehmen wird.
>>> Geschichte des Hauses De Wette Telder
Das mittelalterliche Kaufmannshaus De Wette Telder wurde ausgiebig von der Bauforschung des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland untersucht. Bei einer wissenschaftlichen Holzuntersuchung der Holzbalken stellte sich heraus, dass das Haus vermutlich um das Jahr 1502 gebaut worden ist. Bis dahin waren Experten von einer Erbauungszeit um 1642 ausgegangen, weil der Hausname „In den witten Telder“ zu dieser Zeit erstmals in alten Unterlagen auftauchte. Bei den Emmerichern hat sich im Laufe der Jahre der Name De Wette Telder eingebürgert. Darum soll dieser Name beigehalten werden.
Die Bauforscher fanden ebenfalls heraus, dass das Haus mit seinem noch existierenden Eichenholztragwerk in eine Baulücke hinein gebaut worden ist. Damit verbunden war die überraschende Erkenntnis, dass das Nachbarhaus Steinstraße 17 folglich noch älter sein muss. De Wette Telder hatte ursprünglich ein hallenartiges etwa fünf Meter hohes Erdgeschoss im Vorderhaus. Im 19. Jahrhundert erhielt das Haus ein Zwischengeschoss sowie Zwischenwände und weitere Einbauten. Mit der anstehenden Sanierung des Hauses sollen die Zwischendecke und die Wände wieder entfernt werden, um das Raumerlebnis des 16. Jahrhunderts wieder herzustellen.