Rees. 510 Geflüchtete leben aktuell in Rees. Wie die Stadt die Menschen unterbringt und warum ein Neubau am Melatenweg auf sich warten lässt.

510 geflüchtete Menschen leben aktuell in der Stadt Rees, das sind 46 mehr als noch vor einem Jahr. Das geht aus dem Bericht hervor, den Helge Scheffler in der Sitzung des Sozialausschusses zur Flüchtlingssituation in Rees präsentierte. Diese spitzt sich zu, weil zur Unterbringung weitere Wohnungen fehlen und der Platz in der Gemeinschaftsunterkunft am Melatenweg eng wird. „Wir sind deshalb dringend auf den Bau eines weiteren Holzhauses dort angewiesen, den wir ja bereits auf den Weg gebracht haben“, sagte der Leiter des Fachbereichs Arbeit und Soziales. Einziges Problem: „Wir warten noch auf die Baugenehmigung durch den Kreis Kleve.“

Durch die beiden Zentralen Unterbringungseinrichtungen des Landes NRW auf Reeser Gebiet am Groiner Kirchweg sowie im ehemaligen Bundeswehr-Depot in Haldern hat die Stadt seit Februar 2016 keine Zuweisungen mehr nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz erhalten. Nach Auskunft der Bezirksregierung Arnsberg übererfüllte Rees zum letzten Stichtag am 6. September 2024 mit 140 Prozent deutlich die Quote. Dies entspricht 175 Menschen.

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Steigerung von 23 Prozent

Nach dem Aufenthaltsgesetz jedoch werden der Stadt Rees seit gut zwei Jahren wieder vermehrt Geflüchtete zugewiesen. Zuletzt hat sich deren Zahl deutlich erhöht. Waren es im gesamten Jahr 2023 noch insgesamt 70 Zuweisungen und neun afghanische Ortskräfte, ist diese Anzahl im laufenden Jahr bereits überboten. In der Zeit vom 1. Januar bis 11. September 2024 hat Rees 91 Flüchtlinge zugewiesen bekommen und sechs weitere Menschen im Rahmen des Familiennachzuges aufgenommen. Im Vergleich zum kompletten Jahr 2023 bedeutet dies bereits jetzt eine Steigerung von 23 Prozent. Und: „Ein weiterer Familiennachzug steht unmittelbar bevor“, sagte Fachbereichsleiter Helge Scheffler.

Rees: Vorstellung Sozialamtsleiter Helge Scheffler
Fachbereichsleiter Helge Scheffler (links) und Bürgermeister Sebastian Hense. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Von den insgesamt 510 in Rees wohnenden Geflüchteten sind aktuell 177 im Übergangsheim am Melatenweg untergebracht. Es sind vor allem Menschen aus Syrien (132), die in den drei Gebäuden mit je zwölf Wohneinheiten leben. Das ursprüngliche Belegungskonzept sah 2016 vor, dass sechs Personen pro Wohneinheit zusammenleben. Jede der 45 Quadratmeter großen Wohneinheiten besteht aus zwei Zimmern mit gemeinschaftlicher Nutzung von Küche und Bad. „Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass diese Belegung problembehaftet ist. Es ist eng, und auch die Integration wird so nicht einfacher. Deshalb sind wir davon abgewichen und haben die Wohneinheiten nur noch mit maximal vier Personen belegt“, erläuterte Scheffler.

Jetzt leben wieder sechs Flüchtlinge zusammen

Durch die vermehrten Zuweisungen insbesondere von Einzelpersonen musste die Stadt Rees nun jedoch eine Rolle rückwärts machen und seit August wieder auf die Belegung mit jeweils sechs Menschen zurückgreifen. „Wir hatten keine andere Wahl“, stellte Helge Scheffler fest.

„Wir sind weiterhin auf der Suche nach Wohnungen, doch vor allem kleine und mittelgroße sind rar“

Helge Scheffler
Fachbereichsleiter Arbeit und Soziales bei der Stadt Rees

Um die Situation zu entspannen und weitere Flüchtlinge angemessen unterbringen zu können, hatte die Stadt Rees längst den Neubau eines weiteren Holzwohnhauses mit mindestens 48 Plätzen geplant. Doch es heißt weiterhin Warten auf die Baugenehmigung.

Kleine und mittelgroße Wohnungen fehlen

Die Zeit drängt, weil der „Wohnungsmarkt in Rees wie überall an seinen Grenzen ist“, wie Bürgermeister Sebastian Hense sagte. 333 Flüchtlinge – davon 114 aus Syrien und 96 aus der Ukraine – sind in Rees aktuell dezentral in Wohnungen untergebracht. „Wir sind weiterhin auf der Suche nach Wohnungen, doch vor allem kleine und mittelgroße sind rar“, stellte Scheffler fest.

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Ein Teil der Lösung könnte öffentlich geförderter Wohnungsbau sein. Bürgermeister Hense sowie der Erste Beigeordnete und Kämmerer Andreas Mai berichteten im Ausschuss von Gesprächen mit Investoren über dieses Thema. Einfache und schnelle Erfolge sind indes nicht zu erwarten, denn in der Baubranche herrscht angesichts horrender Kosten derzeit eine große Zurückhaltung.