Kleve / Rees. Mit Entsetzen haben Syrer den Anschlag in Solingen verfolgt. Warum sie nun eine differenzierte Betrachtung und harte Strafen fordern.

„Ich bin entsetzt“, sagt Elia Awad aus Kleve über das Messerattentat in Solingen, bei dem ein 26-Jähriger auf einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet haben soll. Nicht nur im Kreis Kleve, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen sind viele der hier lebenden Syrerinnen und Syrer nach diesem Anschlag schockiert und verurteilen die Geschehnisse in Solingen. „Das geht mir sehr nahe“, sagt der Syrer aus Kleve.

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Bei dem Messerattentat in Solingen wurden zudem mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt. Am Samstagabend, 25. August, bekannte sich der Islamische Staat (IS) zu dem Anschlag. Nach Angaben der Polizei hat sich der Tatverdächtige gestellt. Demnach handelt es sich bei dem Attentäter um einen Syrer, der Ende Dezember 2022 nach Deutschland gekommen sein und einen Asylantrag gestellt haben soll.

Doch viele Syrerinnen und Syrer im Kreis Kleve verurteilen den Anschlag aufs Schärfste. Dieser Angriff habe sie erschüttert. „Es zerreißt einem das Herz“, sagt der 26-jährige Klever und fügt hinzu: „Ich habe die Nachrichten mit großer Sorge verfolgt.“

„Egal aus welchem Land der Täter kommt, wer so etwas tut, muss erst zur Rechenschaft gezogen und dann ohne Wenn und Aber in seine Heimat abgeschoben werden“

Syrer Elia Awad über den Anschlag in Solingen

Syrer in Kleve: Solingen-Attentäter muss abgeschoben werden

Awad ist wie Hunderttausende Syrerinnen und Syrer 2015 nach Deutschland gekommen. Hier hat er die Sprache gelernt und ein Studium begonnen. Jetzt studiert er International Business and Management an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Er hat seine Heimat nach Ausbruch des Krieges verlassen und möchte sich hier ein Leben in Frieden aufbauen. „Wir haben Syrien wegen solcher Terroranschläge verlassen“, sagt er.

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Der Syrer befürchtet, dass solche Anschläge die Integration seiner Landsleute behindern könnten. Dass viele Menschen auf der Arbeit oder an der Uni nicht mehr mit ihren syrischen Kolleginnen und Kollegen sprechen. „Das führt auch dazu, dass sich die Syrer isolieren und in ihrer eigenen Community bleiben, was ihren Integrationsprozess verzögert“, so Awad. Er fordert deshalb, dass Politik und Gesellschaft den Anschlag von Solingen als Einzelfall betrachten. „Egal aus welchem Land der Täter kommt, wer so etwas tut, muss erst zur Rechenschaft gezogen und dann ohne Wenn und Aber in seine Heimat abgeschoben werden“, sagt Awad.

Nach der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest
Nach der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest legen Menschen in der Nähe des Tatorts Blumen nieder und zünden Kerzen zum Gedenken an die Opfer an. © DPA Images | Gianni Gattus

Reeser: Wir müssen uns auf die AfD vorbereiten

Aber nicht nur syrische Flüchtlinge fühlen sich von dem Anschlag in Solingen betroffen, sondern auch Menschen aus anderen Ländern, die im Kreis Kleve seit einigen Jahren leben. Der Iraker Ahmed Alazzawi aus Rees befürchtet, dass die AfD und antidemokratische Gruppen den Anschlag für ihre Zwecke instrumentalisieren. „Am Anfang dachte ich, dass es nur Gerüchte sind, dass der Attentäter ein Araber ist“, erzählt er.

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Der Reeser lebt seit zwei Jahren in Deutschland und besitzt eine so genannte Blaue Karte, eine Aufenthaltserlaubnis für Hochschulabsolventen. Inzwischen arbeitet der Iraker als Assistenzarzt in der Psychiatrie in Kalkar. Obwohl Alazzawi kein Flüchtling ist, blickt er nach dem Anschlag mit Sorge in die Zukunft vieler Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Land. Denn „durch diesen Anschlag wird die AfD bei den empörten Menschen punkten, um Hass gegen geflüchtete Menschen zu verbreiten“, meint er. Deshalb „müssen wir uns nach diesem Anschlag auf die AfD vorbereiten“, so Alazzawi.

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Der Syrer sowie der Iraker sind in Gedanken bei den Opfern und deren Angehörigen. Awad wünscht sich, dass er etwas tun kann, um den Betroffenen zu helfen. Wichtig ist ihm aber, dass der Fall als Einzelfall betrachtet wird, denn „eine kollektive Bestrafung wird zu mehr Hass und Gewalt in dieser Gesellschaft führen“, sagt er.

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