Haldern. Besucher des Haldern Pop 2024 statteten sich mit Pop-Talern aus. Die kosten nun mehr. Das sagen sie zu Preisen bei Getränken und Merch.
Die Schlange wird immer länger, Matti und sein Enkel stehen mittendrin. Dem Hamminkelner tropft der Schweiß vom Haar auf die Stirn. „Nicht weil es heiß ist“, erklärt er. So steigt die Nervosität. Ein hastiger Schulterblick zur Mainstage – die ersten Töne auf der großen Bühne des Haldern Pop erklingen. Unruhig wippt der 71-Jährige vom einen Bein aufs andere: „Mestizo spielt, ich kann den Plan fast auswendig.“ Kein Wunder. Immerhin kommt er schon seit „zig Jahren“ für Musik der Extraklasse. Immer mit der ganzen Familie.
Dann rücken sie endlich ins Merchandise-Zelt vor. Der Finger seines Enkels schnellt nach oben. „Das“, deutet er auf ein Oberteil mit der Aufschrift „Papa, wer war Zappa?“ Obwohl Matti den Auftakt der Mainstage verpasst, entlockt ihm sein Enkel damit ein Lachen: „Wieso das? Nie im Leben weiß er, wer Zappa war.“ Ganz gut passt die Aufschrift dann ja schon. Für 20 Euro ist das Stück gekauft, für den Rest der Familie wird‘s das Line-Up-Shirt. Letztlich kostet der Merch Matti 95 Euro. „Wir wollen an nichts sparen, ein teurer Spaß ist ein Festival immer“, zuckt er die Schultern. Das merkten Besucher spätestens am Kassenhäuschen der Pop-Taler. Die Festivalwährung stieg in diesem Jahr um zehn Cent – ein Pop-Taler kostete damit 1,70 Euro.
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Julian aus Köln tanzt auf mehreren Hochzeiten
„Das merkt man schon auf die Menge“, überlegt Julian aus Köln. Er kauft direkt im ersten Schwung 100 Taler im Wert von 170 Euro. „Mal schauen, wie weit ich damit komme“, hebt er sein Bier in die Höhe. Dafür zahlte er übrigens zwei Pop-Taler, Wein kostet drei. Hauptsache, das fiktive Geld reiche bis zu den Villagers am Samstagabend. „Mein Highlight wäre eigentlich Chilly Gonzales“, grübelt der Kölner. Wenn der kanadische Musiker ans Mikro tritt, befindet sich Julian jedoch auf einer Hochzeit. Er habe bei zu vielen Terminen zugesagt. „Sobald mich die Braut gesehen hat, haue ich ab“, lacht der 27-Jährige. Er reiste übrigens mit zehn Freunden an, Camping und Eintritt kosteten dasselbe wie im Vorjahr. „Das hat uns überrascht“, so Kumpel Niklas. Er habe seit Wochen Geld zurückgelegt, weil „das Leben an sich schon mehr kostet.“ Abstriche wolle er aber nicht beim Festival machen. Höchstens beim Essen: „Ravioli im Zelt kann ich.“ Im Vergleich seien die Preise noch immer „voll okay.“
Spartipp: Faltbarer Trinkbeutel
Einen klugen Spartipp hatte Emmericherin Rabea. Glasflaschen dürfen nicht aufs Gelände, faltbare Trinkbeutel schon. Für zehn Euro auf Amazon bestellt, füllte sie den immer wieder mit Leitungswasser nach. „Und leer ist der so dünn, da schleppt man sich nicht kaputt. Vor allem bei dem heißen Wetter.“ An der Getränkebude kostete Wasser immerhin einen Pop-Taler.
Hanna, Pia und Martin reisen schon seit 15 Jahren vom Ruhrgebiet ins ländliche Rees. Immer zum Haldern Pop. Erstmals mussten sie aber überraschend vor Ort draufzahlen. So fand sich für die 10-jährige Nieke kein Babysitter. Zack, kam der Nachwuchs spontan mit. „Für mich ist es cool“, freut sie sich. Sind aber auch mehr Kosten, die auf die Eltern zukommen. Mit dreiköpfiger Familie sei man da schnell im mittleren dreistelligen Bereich. „Man erwartet, dass ein Festival Geld kostet, wir finden es in Ordnung“, unterstreicht Hanna.
Bierpreisbremse: Nicht mehr als zwei Pop-Taler
Martin blickt auf Foodtrucks und Getränkemeile. Pommes auf die Hand gabs für drei Pop-Taler, alles Weitere für fünf bis sechs. Das sei auszuhalten. Aber: „Würde das Bier drei Pop-Taler kosten, wäre mir das zu viel.“ Tatsächlich stimmten viele Besucher zu, dass zwei Pop-Taler, umgerechnet 3,40 Euro, die Grenze eines akzeptablen Bier-Preises seien. „Da sollte man jetzt den Deckel draufsetzen“, nickt Pia. Obwohl das Festival ein teurer Spaß ist, waren sich somit alle einig, dass es die Pop-Taler wert sei. „Durch die Währung klingt alles günstig, ich schaue erst Montag aufs Konto“, schmunzelte sie.