Emmerich. Nach Streit: CDU-Vorstand in Emmerich empfiehlt Claudia Lindlahr offiziell als Bürgermeisterkandidatin. Wann die Mitglieder abstimmen.

Der Vorstand der CDU Emmerich hat am Donnerstagabend abgestimmt und empfiehlt nun auch offiziell Claudia Lindlahr als CDU-Bürgermeisterkandidatin: „Anfang September entscheiden dann die Mitglieder, wer Kandidat wird“, schildert Dr. Matthias Reintjes, Vorsitzender der Emmericher CDU, der NRZ. Alle Kandidaten würden auf dem noch genau festzulegenden Termin die Chance bekommen, sich den Mitgliedern vorzustellen. Wie berichtet möchte auch Tim Krebber Bürgermeister werden. Die Bürgermeisterwahl steht dann im September 2025 an.

+++ Das hatte die NRZ bisher berichtet +++

So stellte sich zuletzt der Fraktionsvorstand der CDU auf (v.l.): Gerhard Gertsen, Sandra Bongers, Sigmar Peters und Tim Krebber, der nun als Vorsitzender zurückgetreten ist, aber sich weiter als Bürgermeisterkandidat seiner Partei aufstellen lassen möchte.
So stellte sich zuletzt der Fraktionsvorstand der CDU auf (v.l.): Gerhard Gertsen, Sandra Bongers, Sigmar Peters und Tim Krebber, der nun als Vorsitzender zurückgetreten ist, aber sich weiter als Bürgermeisterkandidat seiner Partei aufstellen lassen möchte. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

CDU-Fraktionschef Tim Krebber soll nicht der Bürgermeisterkandidat seiner Partei werden. Das passt dem Politiker gar nicht. Er tritt als Fraktionschef von seinem Amt zurück. Stellvertreter Sigmar Peters übernimmt vorerst: „Ich springe in die Bresche“, sagt er der NRZ. Aber nachdem die erste Nachricht raus war, kündigte Krebber am Donnerstagmittag selbstbewusst an: „Ich kandidiere weiterhin für das Amt des Bürgermeisters!“ Er glaubt, dass die CDU-Basis auf der Mitgliederversammlung, die final entscheidet, auf seiner Seite stehe.

Innerhalb der CDU ist ein ziemlicher Streit ausgebrochen: Offenbar hatte die Findungskommission sich für Claudia Lindlahr als Bürgermeisterkandidatin zur Wahl im September 2025 ausgesprochen. Sandra Bongers als dritte verbliebene Kandidatin hatte wohl zurückgezogen.

„Die Findungskommission wirkt für mich wie eine Alibi-Aktion.“

Tim Krebber
CDU-Politiker in Emmerich

War die Findungskommission nur vorgeschoben?

Der CDU-Stadtverband hat sich mit 13:3 Stimmen der Empfehlung der Findungskommission angeschlossen, aber die Abstimmung muss wiederholt werden. Vorsitzender Matthias Reintjes hatte diese Abstimmung nicht auf der Tagesordnung vorgesehen, was Krebber formal beanstandet hat. Sicherlich wird das Votum beim zweiten Versuch nicht anders aussehen, aber Krebber ist verärgert über die Abläufe hinter den Kulissen: „Die Findungskommission wirkt für mich wie eine Alibi-Aktion.“ Offenbar hatten Kräfte in der CDU sich schon auf Lindlahr festgelegt und wollten nun in einem aus Sicht von Krebber nicht sauber demokratisch abgelaufenen Findungsprozess die Legitimation holen.

Tim Krebber ist zurückgetreten.
Tim Krebber ist zurückgetreten. © CDU Emmerich | CDU Emmerich

In einer zweiten Vorstellungsrunde, in der nur sechs Kommissionsmitglieder anwesend warne, hätte Krebber bei einer Entaltung mit 3:2 gewonnen. Im Nachgang wurden aber abwesende Mitglieder angerufen, sodass plötzlich ein 7:3 pro Lindlahr dokumentiert wurde, schildert Tim Krebber. Diese „falschen Zahlen“ habe auch der CDU-Vorstand vorgelegt bekommen, wo dann mit 13:3 pro Lindlahr votiert wurde. „Ich hatte vorher sechs bis sieben Leute auf meiner Seite, sie ließen sich in der Runde überzeugen und stimmten gegen mich“, erklärt Krebber. Da nur noch ein Ratsmitglied für ihn stimmte, sah er seine Rückendeckung als Fraktionschef nicht mehr gegeben und trat zurück.

Die Familie Krebbers wurde angefeindet

„Ich stehe für die Politik des vergangenen Jahres; auch die Ablehnung des Haushaltes. Wenn man dann nicht mit mir gehen will, dann muss ich zurücktreten“, sagt Krebber. Eine weitere rote Linie wurde überschritten: „Meine Familie wurde angefeindet. Da habe ich die Notbremse gezogen!“

In der CDU-Spitze und auch in der Stadtverwaltung gibt also eine Unterstützung für Claudia Lindlahr. Auch die BGE soll die Kandidatin unterstützen, so Krebber, soll sogar schon jetzt verkündet haben, dass sie im Falle einer Kandidatur der Klein-Netterdenerin keinen eigenen Kandidaten aufstellen werde, was Krebber als „Einmischung in innerparteiliche Dinge“ empfindet. Die SPD hat sich nach NRZ-Informationen noch nicht für Lindlahr ausgesprochen. Das wird in diesen Tagen behandelt.

Tim Krebber will Abläufe in der Verwaltung ändern

Krebber sieht seine Unterstützung an der CDU-Basis. „Es ist für mich überhaupt keine Frage, dass ich nicht weiter kandidiere. Zu einer demokratischen Partei gehört dazu, sich von seinen Mitgliedern aufstellen zu lassen. Das bestimmt nicht der Vorstand im Stadtverband. Ich glaube, dass ich die Wahl in der Mitgliederversammlung gewinnen werde.“

Der gelernte Bankkaufmann kann sich erklären, warum die Verwaltung pro Lindlahr eingestellt ist, die ja auch den Fachbereich Schule, Jugend, Sport derzeit leite: „Ich werde als Erneurer wahrgenommen. Lindlahr steht für mich für Stillstand.“ Der Politiker möchte die Aufbauorganisation „komplett überarbeiten, digitaler machen. Ich möchte es besser machen, nicht schlechter“, versteht er allgemeine Ängste vor Veränderung.

Krebber erinnert daran, dass in den kommenden fünf Jahren 30 Prozent der Verwaltung in den Ruhestand gehen: „Wir brauchen dringend einen Wissenstransfer, sonst geht das Know-How verloren.“ Mit Blick auf den Fachkräftemangel glaubt Krebber nämlich nicht, dass alle Mitarbeiter, die wegfallen, überhaupt zu ersetzen sein werden. Deshalb sei der Wandel nötig: „Das ist nicht populär, aber es muss sein.“

Empfehlung der Findungskommission kam vor dem NRZ-Kommentar

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Die NRZ hatte am Dienstagabend online den Kommentar von Marco Virgillito veröffentlicht, der ebenfalls Claudia Lindlahr als geeignete Bürgermeisterkandidatin erachtete. Aber der CDU-interner Streit war bereits vorher ausgebrochen.

Der verbliebene Fraktionsvorstand – neben Peters sind das Sandra Bongers als Geschäftsführerin und Gerhard Gertsen als kooptiertes Mitglied – einigte sich am Mittwochabend darauf, in der Sommerpause die Wahl eines neuen Fraktionschefs vorzubereiten.

Tim Krebber trat im Sommer 2023 die Nachfolge von Matthias Reintjes an, der eine Professur für Verwaltungswissenschaften an der Hochschule Rhein-Waal angetreten ist und deshalb den Fraktionsvorsitz abgab.