Emmerich. Die Kosten für die Platzgestaltung des Neumarkts in Emmerich haben sich fast verdoppelt. Stadt nennt die Gründe für die Mehrkosten.
Als am 8. September 1977 das Kauf-Center am Neumarkt eröffnet wurde, nutzte Franz Wolters die Gelegenheit für eine kleine Ansprache. Der damalige Emmericher Bürgermeister wünschte sich ein „großes Haus der kleinen Preise“.
Kosten für die Platzgestaltung des Neumarkts in Emmerich haben sich fast verdoppelt
Aktuell wartet Emmerich sehnlichst auf die Fertigstellung des neuen Einkauf- und Wohngebäudes an gleicher Stelle. Schon jetzt ist klar, dass bei der Gestaltung des Platzes, für den die Stadt Emmerich verantwortlich ist, der Wunsch nach kleinen Preisen nicht in Erfüllung gehen wird.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Emmerich und Umgebung
Emmerich: So ist es um die Emmericher Finanzen bestelltEmmerich: Lehrermangel im Kreis KleveRees: Ein Wimmelbuch für ReesAnholt: Die DRK-Kita in Anholt wird erweitertLesen Sie hier alle Nachrichten aus Emmerich, Rees und Isselburg
Wie jetzt bekannt wurde, sind die Kosten gestiegen. Erheblich sogar. Genau genommen haben sich die Brutto-Baukosten und Planungskosten aus dem Jahr 2017 nahezu verdoppelt (die NRZ berichtete). Aktuell wird im Rathaus mit einer überplanmäßigen Ausgabe von 1,79 Millionen Euro gerechnet, so dass sich das Gesamtvolumen dann auf 3,6 Millionen Euro summiert.
Stadt Emmerich ist für die Gestaltung des Platzes am Neumarkt verantwortlich
Um es klar zu sagen: Es geht allein um die Platzgestaltung. Dr. Stefan Wachs, Erster Beigeordneter, stellte der Politik detailliert vor, wo die Preistreiber liegen. Zunächst einmal ist die personelle Situation im zuständigen Fachbereich nicht sonderlich rosig. Deshalb mussten Planung, Bauleitung und Gutachten für das Projekt extern vergeben werden, was mit 160.000 Euro extra zu Buche schlägt.
Spezielle Pumpe für das geplante Wasserspiel auf dem Neumarkt in Emmerich
Der größte Posten sind Mehrkosten im Rahmen der Ausführungsplanung. Hier geht es unter anderem um gestalterische beziehungsweise funktionale Maßnahmen, die so auch zuvor von der Politik abgesegnet wurden. Zum Beispiel wird ein Wasserspiel auf dem Neumarkt eingerichtet. Aufgrund der ursprünglichen Planungen wären die Wasserfontänen alle gleich hoch in die Luft gestiegen. Um hier Variationen vornehmen zu können – also ein Wasserspiel zu installieren, das seinen Namen auch verdient – braucht es andere technische Voraussetzungen. Sprich: Eine Pumpe ist nötig, die die einzelnen Wasserfontänen einzeln ansteuern und den Druck entsprechend angleichen kann. Sofort verteuert sich dann aber auch die Maßnahme.
Versenkbare Poller mit App-basierter Handylösung
Das gilt auch für die versenkbaren Poller, wo sich gegen eine Transponder- und stattdessen für eine moderner App-basierte Handylösung entschieden wurde. Auch das führt zu einer Preissteigerung, die im mittleren fünfstelligen Bereich liegt. Zusätzliche Sitzbänke in der Baumachse, Kastenrinnen mit Retentionsvolumen oder auch weitere Ergänzungsarbeiten im Bereich Tiefbau wirken sich darüber hinaus auf den Endpreis aus.
Ausbau des Neuen Steinwegs wird erheblich teuerer als ursprünglich geplant
Ein besonderer Pferdefuß ist der Ausbau des Neuen Steinwegs. Zustand und Beschaffenheit der Straße respektive des vorhandenen Tiefbaus waren deutlich schlechter als erwartet. Auch die Entsorgung der alten Straße wird teuerer. So kommen für den Neuen Steinweg allein 225.000 Euro on top. Insgesamt führen die genannten Maßnahmen zu Mehrkosten in diesem Bereich von 560.00 Euro.
Die aktuelle Situation auf dem Bausektor treibt die Kosten in die Höhe
Die aktuelle Situation auf dem Bausektor führt zudem zu weiteren Mehrausgaben. Der Baupreisindex wird vom Statistischen Bundesamt mit 23,5 Prozent angegeben, was im konkreten Fall zu Mehrkosten von 380.000 Euro führt. „Der Bausektor spielt gerade verrückt“, bestätigt Dr. Wachs eine Einschätzung, die auch viele private Häuslebauer zurzeit machen.
Hinzu kommen Mehrkosten nach dem Ausschreibungsergebnis Tiefbau (305.000 Euro), eine höhere Reserve für Unvorhergesehenes wie etwa archäologische Maßnahmen (175.000 Euro) sowie Mittelbindungen (210.000 Euro).
>>>Breite Mehrheit im Rat stimmt den überplanmäßigen Ausgaben zu
Der Rat stimmte bei drei Gegenstimmen (BGE, AfD) den überplanmäßigen Ausgaben am Dienstagabend zu. Schon am Mittwochvormittag wurde aus dem Emmericher Rathaus dem nun ausführenden Unternehmen die Angebotsannahme übermittelt.
Die Planung sieht vor, dass am 10. Januar 2022 die Arbeiten an den Parkflächen beginnen werden. Denn gerade in diesem Bereich ist Eile geboten. Die Stadt Emmerich ist vertraglich gebunden, die Parkplätze bis zur Eröffnung des Geschäftshauses hergestellt zu haben. Aktuell wird davon ausgegangen, dass Mitte Mai kommenden Jahres die Geschäfte im neuen Neumarkt-Center öffnen.