Emmerich. Um große Mengen Regenwasser abführen zu können, wird künftig im Notfall der Neumarkt geflutet. Eine Zisterne sei eine Luxusmaßnahme.
Dieser Satz irritiert: „Die Parkplatzfläche wird im Falle eines Starkregenereignisses als Stauraum für das Regenwasser von dem Wohn- und Geschäftshaus zur Verfügung gestellt.“ Klingt ziemlich nach Amtsdeutsch, heißt aber im Klartext: Wenn es in Emmerich mal richtig schüttet, dann wird der neue Neumarkt mit Regenwasser geflutet.
Wie bitte? Die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) hat über diesen Passus zur Neugestaltung des Neumarktes lange diskutiert. Im Rat wollte Maik Leypoldt wissen, ob die Verwaltung nicht auch andere Vorschläge ins Auge gefasst habe. Wie sieht es mit dem Einbau einer Zisterne aus, die vielleicht bis zu 30.000 Liter Wasser aufnehmen könnte? Mit so einem Wasservorrat könne man vielleicht auch das umgrenzende Grün in Trockenzeiten wässern. „Dass der Neumarkt bei Starkregen 20 bis 30 Zentimeter unter Wasser stehen würde, fänden wir nicht gut“, so Leypoldt.
Eine Zisternenlösung wurde aus Kostengründen nicht geprüft
Der städtische Beigeordnete Stefan Wachs führte aus, dass man bereits Stauraum für Starkregenereignisse geschaffen habe. Die Flutung des Neumarktes wäre aber nur für ein Starkregenereignis vorgesehen, welches statistisch alle 30 Jahre mal vorkommt. Alle wesentlichen Vorgaben werden eingehalten, das Konzept der Stadt sei par excellence umgesetzt worden, so Wachs. Der Platz wurde mit einem entsprechenden Gefälle ausgearbeitet.
Der technische Leiter der TWE, Karl-Wilhelm Krebbing, sagte, dass der Eigentümer grundsätzlich dazu verpflichtet sei, das Niederschlagswasser auf seinem Grundstück zu entwässern. Hierzu habe er auch einen Überflutungsnachweis und einen Kanalschein vorlegt. Da aber im innerstädtischen Bereich das Regenwassern nicht auf dem eigenen Grundstück entwässert werden kann, soll der Parkplatz genutzt werden. Hierauf könne man 31,1 Kubikmeter Regenwasser ableiten. Krebbing versicherte, dass man mit einem Planungsbüro umfangreiche Überlegungen zur Platzgestaltung und zur Wasserhaltung angestellt habe. Einen entsprechenden Kanal für ein einmaliges Starkregenereignis könne man nicht vorhalten.
75 Parkplätze für den Neumarkt geplant
Die Schaffung einer Zisterne ist aus Sicht von Stefan Wachs eine „Luxusmaßnahme“, die man mit Blick auf die Gebühren nicht vorgesehen habe. Maik Leypoldt akzeptierte die Aussagen der Verwaltung. Letztlich müsse die Verwaltung entscheiden, ob das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Einklang stehe.
Auch über die Gestaltung des Neumarktes wurde diskutiert. Zwischen dem neuen Neumarktgebäude und dem dm-Drogeriemarkt sollen 75 Parkplätze und drei Behindertenstellplätze errichtet werden. Es wird ein Rundweg geplant, der jeweils in beide Verkehrsrichtungen befahren werden kann. Die SPD wollte wissen, ob hier nicht das Verkehrschaos vorprogrammiert ist. Vor allem mit Blick auf das verstärkte Fußgängeraufkommen durch die angrenzende Schule.
Neumarkt soll für den Wochenmarkt frei bleiben
Stadtplaner Jens Bartel sagte, man habe sich gegen eine Einbahnstraßenlösung entschieden, um den Parkenden die Möglichkeit zu geben, den Platz wieder schnell zu verlassen. Andernfalls müssten diese immer die komplette Runde fahren. Sollte sich diese Methode nicht bewähren, könne man durch Schilder schnell eine Einbahnstraßenregelung einführen.
Der eigentliche Neumarkt soll in einem Betonsteinpflaster ausgeführt werden. Das Herzstück bilde ein Baumkarree aus neun geschnittenen Amberbäumen, die in Natursteinen eingefasst werden. Unter den Bäumen werden ein Meter breite Bänke mit Holzauflage angeordnet. Man könne in zwei Richtungen sitzen, so die Stadt.
Kosten: 1,58 Millionen Euro
Der Neumarkt soll für einen Wochenmarktbetrieb frei gehalten werden. Unterirdische Versorgungsschächte stellen die Strom- und Wasserversorgung sicher.
Die Kosten für die Platzgestaltung betragen laut Planung 1,58 Millionen Euro. Im Haushaltsplan wurden bereits 1,8 Millionen Euro veranschlagt.