Düsseldorf. Für die Parteien in Düsseldorf ist Vandalismus im Wahlkampf nicht neu, der Umfang der Zerstörung aber schon. Wen es in diesen Tagen besonders trifft.

Zerstörte oder gestohlene Wahlplakate, dazu widerliche Schmierereien: Kurz vor der Bundestagswahl am Sonntag (23. Februar) haben es die Parteien in Düsseldorf mit sichtbaren Formen der Anfeindung zu tun. Besonders arg trifft es in diesen Tagen offenbar die CDU. Johannes Winkel, Bundestagskandidat der Union für den Süden der Stadt, spricht von „blinder Zerstörungswut“ und von Aktionen, „bei denen ganz klar Grenzen überschritten worden sind“.

Es sei ja nicht so, dass er es nicht erwartet hätte: „Aber Vandalismus in dieser Form ist schon nicht mehr okay“, sagt der 33-Jährige. Besonders verstört hat ihn nämlich eine Schmiererei auf einem seiner Laternen-Plakate im Stadtteil Wersten. Dort wurde eine CDU-Werbung insofern verunstaltet, dass auf dem Winkel-Bild ein Loch auf der Stirn des Politikers geritzt wurde. „Das soll wohl ein Kopfschuss darstellen, das geht eindeutig zu weit“, sagt der Betroffene. Aber nicht nur in Wersten, sondern auch in Friedrichstadt und Benrath wurden in ganzen Straßenzügen die CDU-Laternenplakate kaputt gemacht.

Plakat von Johannes Winkels von der CDU in Düsseldorf-Wersten: „Das geht eindeutig zu weit“, sagt der Politiker.
Plakat von Johannes Winkels von der CDU in Düsseldorf-Wersten: „Das geht eindeutig zu weit“, sagt der Politiker. © CDU Düsseldorf

Die Plakate werden gestohlen, zertreten, beschmiert. Irgendwann sei das dann auch eine finanzielle Frage - und auch eine zeitliche, betont Winkels. Die Düsseldorfer CDU hatte ohnehin 200 Plakate in Reserve drucken lassen, jetzt musste sie noch einmal 300 nachordern. „Ob wir es schaffen, die alle noch aufzuhängen, ist die andere Frage“, sagt der Politiker, der glaubt, dass die Gruppe der Vandalen „eher klein ist, dafür aber großen Ärger macht“.

Die Zerstörung von Wahlplakaten hat zugenommen. Vor allem in den Tagen nach dem legendären Gesetzesentwurf von Merz mit AfD-Stimmen im Bundestag, berichtet Martin Münter. Der Wahlkampfmanager der Düsseldorfer Grünen spricht aktuell von einer besonderen Art der Gewalt. „Die Plakate werden nicht nur heruntergerissen, sondern auch komplett zerstört, das hat ein neues Ausmaß angenommen.“ Leider sehr beliebt sei auch das Hitler-Bärtchen als Schmiererei auf den Plakaten. Auf einen Laternen-Plakat an der Himmelgeister Straße in Bilk, das für Bundestagskandidatin Sara Nanni wirbt, ist ein Aufkleber von Joseph Goebbels zu sehen. Beschriftung: „Wollt‘ ihr den totalen Krieg - Jaaa!“

Die Grünen haben in den vergangenen Wochen 900 Laternen-Plakate aufgehängt, dazu 60 Großflächenplakate kleben lassen. Davon sind längst nicht alle unversehrt geblieben. Die Partei hat mehrere Dutzend Male Anzeige erstattet. „Das ist uns wichtig, denn das hat etwas mit Haltung zu tun“, sagt Münter, der aber auch noch eine andere Sache hervorheben möchte: „Wir bekommen auch sehr viel Lob aus der Bevölkerung, dass wir eben an unserem politischen Kurs festhalten. Das macht uns Mut.“

SPD Düsseldorf hat viele Wahlplakate in Reserve

Die SPD hat indes im Linksrheinischen rund um den Nikolaus-Knopp-Platz in Heerdt einige Verluste zu beklagen, wie Partei-Geschäftsführer Günter Freitag berichtet. Die Düsseldorfer Sozialdemokraten haben bis zu 3000 Laternen-Plakate in der Stadt hängen. Dazu kommen 85 Großflächenplakate. „Da ja der Vandalismus kein neues Problem ist, produzieren wir traditionell schon einen Überschuss von etwa zehn bis zwanzig Prozent“, sagt Freitag. „Dieses Jahr sind wir auf mehr vorbereitet. Wir haben einen Überschuss von dreißig Prozent in Auftrag gegeben.“

Die Tatsache, dass es sich in diesem Winter um einen kurzen Wahlkampf handelt, macht die Sache für die Parteien nicht einfacher. Wenn ein Großplakat beschmiert wird, muss der Dienstleister ausrücken und überkleben - das dauere dann auch schon einmal ein paar Tage“, sagt Freitag. „Wenn es ganz zerstört wird, sind 400 Euro dahin“, Auch die SPD erstattet in solchen Fällen regelmäßig Anzeige. Bei fremdenfeindlichen Parolen muss die Polizei dann automatisch den Staatsschutz einschalten.

Die Linkspartei hat in Düsseldorf fast 2000 Plakate aufgehängt. „Davon wurde keine unerhebliche Anzahl zerstört“, bestätigt Partei-Vorstandsmitglied Hannes Dräger. Dazu kämen in der Regel rechtsextreme Schmierereien, „weil die Polarisierung zwischen Links und Rechts klar zugenommen hat und wir scheinbar als extrem links wahrgenommen werden“.

Ein Wahlplakat der Linken in Derendorf: Mit rechtem Sticker und dem Slogan „Antifa verbieten“ überklebt.
Ein Wahlplakat der Linken in Derendorf: Mit rechtem Sticker und dem Slogan „Antifa verbieten“ überklebt. © Linke Düsseldorf

Auch die Linken haben ein „Problemviertel“, aber eines, dass nicht gerade traditionell Rechts wählt. Dräger: „In Derendorf wurden in ganzen Straßenzügen unsere Plakate mit rechten Stickern und dem Slogan ‘Antifa verbieten‘ überklebt.“ Und auf einem Großflächenplakat am Südring wurde auf den weißen Hintergrund „Fck Antifa“ gekritzelt. „Unsere fleißigen Wahlhelfer sorgen aber immer wieder für Nachschub.“

Großflächenplakate der AfD in Industriegebieten

Die Hassbotschaften auf den Social-Media Plattformen haben die Parteien indes, so ist der Tenor, einigermaßen im Griff. „Wenn da was kommt, versuchen wir natürlich erst einmal argumentativ gegenzusteuern“, erklärt SPD-Geschäftsführer. „Wenn es fremdenfeindlich oder gewaltverherrlichend wird, löschen wir die Beiträge natürlich.“.

Apropos fremdenfeindlich: Die AfD hängt ihre Laternen-Plakate im Stadtbild traditionell so hoch, dass man ohne eine riesige Leiter nicht an sie heran kommt. Ihre großflächigen Plakate hat die AfD eher in der Peripherie verteilt, etwa im Hafen oder in Industriegebieten im Süden der Stadt. Das schützt jedoch nicht vor Vandalismus. An der Oerschbachstraße in Reisholz (nahe Ikea) hat die rechtsradikale Partei zahlreiche Großplakate kleben lassen. Alle sind zerstört worden.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf