Düsseldorf. Till Fengler hat seine Karriere als Profisportler gegen eine eigene Firma getauscht. Wie er mit der „Beep! Technologies GmbH“ durchstarten will.

  • Der Düsseldorfer Till Fengler ist 2021 Weltmeister im Kanu Wildwasserrennsport geworden
  • Mit 22 Jahren hat er die Karriere als Profi-Sportler gegen eine eigene Firma getauscht
  • Der Jungunternehmer hat eine Einkaufs-App erfunden
  • Mit seiner Geschäftsidee und dem Startup „Beep! Technologies GmbH“ will er jetzt durchstarten

Der Sprung ins kalte Wasser kann einen wie ihn nicht abschrecken. Till Fengler ist Weltmeister im Kanu Wildwasserrennsport. Bei der WM 2021 hat er sich mit seiner Mannschaft die Goldmedaille in Bratislava erkämpft. Da war er 20 Jahre alt. Jetzt hat sich der Düsseldorfer in ein Gewässer gewagt, das ihn ganz anders herausfordert: Mit 22 Jahren hat er eine eigene Firma gegründet – die „Beep! Technologies GmbH“.

Der 1,98 Meter-Mann mit den sportlich breiten Schultern drückt zur Begrüßung kräftig die Hand und öffnet die Tür zum neuen Büro seiner Firma an der Gustav-Poensgen-Straße. Es ist eine coole Location in einem Hinterhof in Düsseldorf-Friedrichstadt. Fürs Erste muss es dieser kleine Firmensitz in einer Bürogemeinschaft tun, denn Till Fenglers Projekt steht noch ziemlich am Anfang. Seit dem Sommer ist sein Produkt auf dem Markt: Die Scan & Go App „Beep!“, mit der er Kunden ein „modernes Einkaufserlebnis ohne Wartezeit“ bescheren möchte.

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Till Fengler lässt den Daumen übers Smartphone gleiten und öffnet die App. Auf der Homepage seiner Firma gibt es einen „Demo-Store“, in dem das Einkaufen mit „Beep!“ getestet werden kann. Hier können Produkte wie Sojajoghurt, Gemüsebrühe oder Wein mit dem Handy eingescannt werden. Anschließend geht es zur virtuellen Kasse. Im echten Leben geht das genauso. Am Eingang des Geschäftes – egal, ob Supermarkt, Modeboutique, Baumarkt oder Kiosk – loggt sich der Kunde mit einem QR-Code ein, scannt alles, was er mitnehmen möchte, und bezahlt online. Ohne sich anstellen zu müssen: „Man hat die Kasse in der Hosentasche.“

 Till Fengler

„Man hat die Kasse in der Hosentasche.“

Till Fengler
über seine Scan & Go App „Beep!“

Ganz neu ist dieses Prozedere nicht. Scan & Go Apps gibt es schon. Zum Beispiel von großen Supermarktketten. „Aber die haben alle ihre eigenen Apps“, sagt der Firmengründer. Bei einen Stadtbummel müsse man so in jedem Laden mit einem anderen System bezahlen. Seine Recherchen haben ergeben, dass die bereits vorhandenen Apps der Geschäfte genau deshalb bei den Kunden nicht so gut ankommen. Hier will er ansetzen und eine Marktlücke füllen: Mit „Beep!“, das ist die Zukunftsvision seines Teams, könnte man künftig in allen Geschäften den Einkauf mit einer einzigen App scannen und bezahlen.

Seit ein paar Monaten ist die Scan & Go App „Beep“ auf dem Markt. Der Düsseldorfer Till Fengler (23) hat sich mit dieser Idee selbstständig gemacht.
Seit ein paar Monaten ist die Scan & Go App „Beep“ auf dem Markt. Der Düsseldorfer Till Fengler (23) hat sich mit dieser Idee selbstständig gemacht. © NRZ | jum

Wie kommt ein junger Leistungssportler, der vorher hauptberuflich mit dem Kajak durchs Wasser gepflügt ist, auf die Idee, das Boot gegen ein Startup für eine Einkaufs-App zu tauschen? Als er mit 20 Weltmeister wurde, da hat Till Fengler sozusagen aus der Vogelperspektive auf sein Sportlerleben geschaut und sich die Frage gestellt, ob ihn dieser Job auf Dauer glücklich macht. Seit seiner Kindheit sitzt er im Boot. Der Kajak Club Düsseldorf-Hamm ist sein Verein. Mit 19 hat er dann ein Sportstipendium bekommen, konnte kostenlos im Berliner Olympiastützpunkt wohnen und in der Hauptstadt neben dem Training BWL studieren.

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Training, das hieß für ihn, morgens um 7.15 Uhr im Boot zu sitzen. Egal bei welchem Wetter. „Außer, wenn der See zugefroren war.“ Über den Tag verteilt gab es dann neben der Uni noch zwei bis drei weitere sportliche Einheiten. Außerdem hat BWL-Student Till Fengler angefangen, bei Unternehmen wie Mobile.de oder Amazon zu arbeiten. „Für mich gibt es nichts Schlimmeres als Stillstand“, beschreibt er seinen Charakter und lacht. „Das kann für andere ganz schön anstrengend sein.“

Geschäftsidee aus Düsseldorf: Eine Scan & Go App für alle Läden

Er wollte die Welt der Wirtschaftsunternehmer entdecken und hat Feuer gefangen. Als er nach seinen voll gepackten Sport- und Arbeitstagen spät abends im Berliner Supermarkt in der Warteschlange stand, kam ihm die Idee mit der App. „Ich habe mir gedacht: Hier gibt es ein Problem“, sagt er. „Wir sind im 21. Jahrhundert, ChatGPT wurde gelauncht und ich verbringe meine Lebenszeit an einer Supermarktkasse.“ Till Fengler war sich sicher: „Das geht besser!“ Als ihm seine Geschäftsidee Tag und Nacht im Kopf herum spukte, da hat er den Schritt gewagt und im Oktober 2023 seine eigene Firma gegründet.

So funktioniert das Scannen mit der Beep-App aus Düsseldorf.
So funktioniert das Scannen mit der Beep-App aus Düsseldorf. © Beep! Technologies GmbH

Wie man Klinken putzt, das hat Till Fengler seitdem gelernt. „Man muss sehr viele Neins aushalten können.“ Aber als Sportler ist er nicht nur mit einem langen Atem ausgestattet, sondern auch mit Disziplin und Durchsetzungsvermögen. Niederlagen steckt er weg. „Das kenne ich aus dem Leistungssport. Es gibt immer Zeiten, wo es mal nicht so läuft.“ Der junge Firmenchef hat sich mit anderen vernetzt, hat sein Produkt hartnäckig angepriesen und ist jetzt so weit, dass er mit seinem Unternehmen an die Öffentlichkeit geht.

Startup aus Düsseldorf: „Beep! Technologies GmbH“

Die App, die er gemeinsam mit einem Programmierer entwickelt hat, ist einsatzbereit, die ersten Pilot-Supermärkte sind gestartet und das kleine Team kann wachsen, weil er weitere Investoren von seiner Arbeit überzeugen konnte. Ein „größerer sechsstelliger Betrag“ macht es möglich, dass sich das Startup nun mit zusätzlichem Personal in den Vertrieb stürzen kann. Das wird nicht einfach: „Viele Märkte sind interessiert, aber sie wollen immer sehen, dass andere auch schon damit arbeiten.“ Diesen Kreislauf gilt es jetzt zu durchbrechen. „Ich bin optimistisch, dass wir das ganz bald schaffen.“

Morgens um 7.15 Uhr kämpft Till Fengler nun nicht mehr draußen mit dem Wasser, sondern im warmen Büro mit den Herausforderungen eines Firmenchefs. „Das macht mir irre viel Spaß“, sagt er. Aber manchmal beschert es ihm auch schlaflose Nächte. Immer dann, wenn das Gedankenkarussell zu heftig kreist. Dagegen hat er als Sportler ein Rezept: „Ich habe noch drei Boote in Hamm liegen.“ Wenn er sich entspannen möchte, dann geht es im Kajak zehn Kilometer über den Rhein in Düsseldorf. „Einmal bis zur Fleher Brücke und zurück.“ Dann sieht die Unternehmerwelt schon wieder ganz anders aus.

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