Düsseldorf. Seit 2016 wird auf der Düsseldorfer Friedrichstraße gebaut. Viele Läden mussten schon aufgeben. Doch nun gibt es positive Neuigkeiten.
Draußen unterhalten? Unmöglich! Es ist viel zu laut. Zwei Arbeiter beackern auf der Dauerbaustelle Friedrichstraße Steine mit der Kreissäge. „Ich bin ja froh über alles, was sich hier tut“, sagt Britta Meyer, als wir kurz darauf im Café Oehme sitzen. Sie leitet das TUI-Reisebüro an der Friedrichstraße 19. Außerdem ist sie im Vorstand der Initiative „Die Friedrichs“, die sich seit 2018 dafür starkmacht, dass die seit Jahren gebeutelte Straße bis zur Vollendung des Umbaus so lebendig wie möglich bleibt.
Gute Nachrichten für die Düsseldorfer Friedrichstraße
Den Kopf in den Sand stecken, das ist auch für Dietmar Wolf keine Option. Der grüne Bürgermeister des Stadtbezirks schaut lieber nach vorne: „Das wird hier richtig gut aussehen“, sagt er, der die Initiative von Bürgern und Händlern mit gegründet hat und seitdem die Fahne für die ehemals florierende Einkaufsmeile von Friedrichstadt hochhält. Als wir uns vor ein paar Tagen für das Treffen auf der Friedrichstraße verabredet haben, war noch nicht absehbar, dass bei dieser Gelegenheit auch Erfreuliches zur Sprache kommen würde.
„Wenn das hier wirklich früher fertig wird, dann zünde ich eine Konfettikanone“, kommentiert Britta Meyer die überraschenden Neuigkeiten, die am Mittwoch im Verkehrsausschuss als „Informationsvorlage“ auf den Tisch kamen. Nachdem die Verwaltung in der Ratssitzung am 9. November auch auf Druck von Bezirksvertretung und Bürgerinitiative zugesichert hatte, zu prüfen, ob die Bauarbeiten nicht doch noch beschleunigt werden können, gibt es nun einen Lichtblick.
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Das überarbeitete Konzept sieht vor, dass die Friedrichstraße ein Jahr früher fertig werden könnte als zuletzt angedacht. „Ob das wirklich so kommt, muss die Stadt aber noch prüfen“, ordnet Dietmar Wolf die Nachricht ein. Er ist vorsichtig optimistisch. Wenn alles so läuft, wie die neuste Planung vorsieht, dann könnte der südliche Teil von der Bachstraße bis zum Kirchplatz Mitte 2025 komplett fertig sein. Der nördliche Teil würde bis Ende 2026 fertig und der Graf-Adolf-Platz bis September 2027.
Die Parfümerie Becker schließt ihre Filiale auf der Friedrichstraße
Bevor Britta Meyer die Konfettikanone zündet, wird es also noch dauern. Bei aller Vorfreude kann sie aber auch ein Lied davon singen, wie schlecht es den Händlern auf der Friedrichstraße geht. Genauer gesagt denen, die überhaupt noch da sind. 30 Prozent der gut 100 Ladenlokale stehen leer. Nachdem im vergangenen Jahr so beliebte Anlaufstellen wie der Schlösser-Treff und die Metzgerei „Pick und Goertz“ ihre Türen für immer geschlossen hatten, folgen aktuell die nächsten. Im Schaufenster der Parfümerie Becker steht auf einem handgeschriebenen Plakat, dass die Filiale nur noch bis zum 2. März offen bleibt.
„Wir haben hier seit Jahren einfach so gut wie keine Laufkundschaft mehr“, beschreibt Britta Meyer eines von vielen Problemen. Die geballte Ladung aus Pandemie, Inflation, dem Trend zum Homeoffice und der gefühlt nicht enden wollenden Baustelle zwingt viele Händler in die Knie. In ihrem Reisebüro hat sie 10 bis 15 Prozent Umsatzeinbußen. Die treuen Stammkunden retten aktuell das Geschäft. Und: „Ich freue mich, dass in letzter Zeit neue Kunden aus dem Stadtteil dazu gekommen sind.“
Jetzt heißt es durchhalten. Dietmar Wolf und Britta Meyer hoffen, dass sich noch Menschen finden, die sich in der Gemeinschaft „Die Friedrichs“ engagieren. Es geht darum, die Durststrecke mit Aktionen zu überbrücken und das Beste aus der Misere zu machen. „Die Friedrichstraße lebt“, macht Dietmar Wolf allen Beteiligten Mut. Er konzentriert sich auf das Licht am Ende des Tunnels. „Wir haben hier so viel Potenzial.“
Bezirksbürgermeister Wolf ist überzeugt, dass die Läden nach dem Umbau wieder florieren werden, wenn die Gastronomen endlich ihre Stühle dort hinstellen können, wo sich jetzt die Bagger breit machen. „Irgendwann werden die Leute am Graf-Adolf-Platz aussteigen und von dort zu Fuß zum Regional-Bahnhof in Bilk flanieren.“ Er persönlich freut sich schon darauf, im Sommer auf der Friedrichstraße das ein oder andere Bier zu trinken. „Ich hoffe sehr, dass hier auch ein kleiner Brauerei-Ausschank öffnet. Das fehlt uns noch.“
Das Düsseldorfer Traditionsgeschäft „Roland Herrenschuhe“ schließt am 31. März
Uwe Meise wird all das als Geschäftsinhaber nicht mehr erleben. Er hat es nicht geschafft, den 1935 gegründeten Familienbetrieb „Roland Herrenschuhe“ durch die Krise zu bringen. Nach langem Kampf gibt er den markanten Laden an der Friedrichstraße 2 zum 31. März auf. „Ich habe drei Töchter, eine Frau und einen Hund“, sagt er. „Die wollen alle ernährt werden.“ Zuletzt habe er nichts mehr verdient. Im Gegenteil: „Ich musste draufzahlen.“ Bis zum 31. März ist er noch da – und hofft, wenigstens mit dem Ausverkauf der Schuhe die Kasse noch ein wenig zu füllen.
Die Kanalbauarbeiten auf der Friedrichstraße in Düsseldorf sind beendet
Während Uwe Meise drinnen Schuhe mit sattem Rabatt verkauft, wird draußen weiter gebaggert. Die Kanalbauarbeiten sind laut Stadt seit Juli 2023 fertig. Bis September 2025 will die Netzgesellschaft ihre Versorgungsleitungen verlegt haben, die Telekommunikationsgesellschaften brauchen noch sechs Monate länger. Mitte 2024 soll dann auch endlich die sichtbare Neugestaltung der Straße beginnen. Das ist zumindest der Plan.
„Die Friedrichs“ suchen Mitstreiter
Seit 2018 engagiert sich die Initiative „Die Friedrichs“ für die wichtigste Einkaufsstraße des Stadtteils. Damit so viele Geschäfte wie möglich bis zur Vollendung des Umbaus durchhalten, werden noch Mitglieder gesucht. Gemeinsam will man die Friedrichstraße in der schwierigen Zeit mit Aktionen beleben.
Interessierte können ganz zwanglos zum nächsten Stammtisch kommen: Donnerstag, 7. März 2024, 19 Uhr, Restaurant Pegasos, Kirchfeldstraße 50. Weitere Informationen: www.die-friedrichstrasse-duesseldorf.de.