Düsseldorf. Carsten Körber hat lange als Pfarrer in Düsseldorf gearbeitet. 2017 wandert er für seinen Job nach Thailand aus. Wie sein Alltag in Fernost aussieht.

„Doch, auch hier kommt Weihnachtsstimmung auf“, sagt Carsten Körber. In Geschäften und Einkaufszentren stehen geschmückte Weihnachtsbäume, Lichterketten leuchten, Weihnachtsmusik klingt aus Lautsprechern und Radios. So, wie in Düsseldorf... Doch Carsten Körber lebt seit sieben Jahren nicht mehr in seiner Heimatstadt, sondern in Bangkok.

In der Hauptstadt von Thailand (94 Prozent Buddhisten) ist der 64-jährige Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde. Deswegen findet Körber den Weihnachtskommerz in Bangkok zwar ganz schön, aber als Pastor geht es ihm um die Botschaft des christlichen Festes. Das wird er auch bei seinem Gottesdienst am Nachmittag des heiligen Abends wieder deutlich machen.

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Das Gemeindehaus mit Vorplatz für Feste oder Freiluft-Gottesdienste liegt nicht weit entfernt von der eigentlichen City der quirligen Mega-Metropole mit elf Millionen Einwohnern. In der oberen Etage wohnt Körber, unten sind Küche, Büro und Gemeindesaal. Hier stehen ein Tisch und Sessel für Gesprächskreise und sonstige Treffen. Für die Gottesdienste werden die Sessel weggeräumt, Stühle aufgestellt und der Tisch wird zum Altar. Rechts und links an der Wand hängen Anschlagtafeln für die Liednummern.

Der Altar im evangelischen Gemeindehaus in Bangkok im Advent.
Der Altar im evangelischen Gemeindehaus in Bangkok im Advent. © NRZ | NRZ

Die Besucherzahl des Gottesdienstes ist unterschiedlich. „Mal sind es 15 Personen, mal 25“, erzählt der Pastor, der den Gottesdienst klassisch im Talar hält. Die musikalische Begleitung übernimmt am Klavier ein Thailänder. Wie auch in Düsseldorf dürften es durchaus mehr Besucher sein, findet der Pastor.

Düsseldorfer Pfarrer arbeitet auch in Myanmar, Laos und Kambodscha

Sein Aufgabengebiet ist vielfältig. Neben klassischer Gemeindearbeit mit Gottesdiensten, Taufen, Beerdigungen oder Konfirmandenunterricht gehört auch Unterricht in der deutschsprachigen Schule zum Aufgabengebiet des Theologen. Auch in die thailändischen Touristen-Hochburgen Phuket und Pattaya fährt er regelmäßig beruflich. Betreut werden von Körber Deutsche, Schweizer und Österreicher, die vorübergehend oder für immer in Thailand leben. Immer wieder bittet ihn die deutsche Botschaft bei Notfällen um Hilfe oder wenn Touristen seelsorgerischen Beistand benötigen.

Neben Thailand gehören auch die Nachbarländer Myanmar, Laos und Kambodscha zum Seelsorge-Gebiet des Deutschen, wo er mehrmals im Jahr hinreist. Der Aufgabenbereich von Carsten Körber ist riesig und vielfältig. Verständlich, das er keine geregelte Arbeitszeit hat und meist sieben Tage in der Woche arbeitet.

Carsten Körber bei einer deutsch-thailändischen Trauung in einem Nationalpark.
Carsten Körber bei einer deutsch-thailändischen Trauung in einem Nationalpark. © NRZ | NRZ

Körbers Weg nach Bangkok war nicht gradlinig, wie er erzählt. Nach dem Abi studierte der in Wersten aufgewachsene und in der dortigen Gemeinde ehrenamtlich aktive Körber Theologie. Nach dem Examen nahm er vier Jahre in Jordanien an den Ausgrabungen in der römischen Metropole Gadara (Umm Qais) und an Grabstätten am Toten Meer teil. Zurück in Deutschland begann er als praktischen Teil der Pfarrerausbildung ein Vikariat im Saarland, bevor er Pfarrer im Hilfsdienst in Eller wurde. Im Jahr 2000 wurde Carsten Körber Pastor an der Thomas-Gemeinde in Mörsenbroich. 17 Jahre war er dort tätig.

Immer mal wieder kam der Gedanke an eine Pfarrstelle im Ausland. „Es war schon immer ein Traum, ins Ausland zu gehen“, erzählt Körber. Diesen Traum machte er wahr – nach einem Schicksalsschlag: Als vor acht Jahren sein langjähriger Partner starb, war die Trauerphase auch für ihn als Pfarrer nicht einfach. Hinzu kam, dass sich die evangelische Kirche in Düsseldorf neu aufstellte und Gemeinden aus Kostengründen zusammenlegen musste. Für Carsten Körber Gründe, mit Ende 50 einen Neuanfang zu wagen.

110 deutschsprachige Auslandsgemeinden

Pastor Carsten Körber ist für die Dauer seines Auslandsdienstes von der Landeskirche beurlaubt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihn entsandt, um die Gemeinde in Thailand seelsorgerlich zu begleiten. Weltweit gibt es rund 110 deutschsprachige Auslandsgemeinden, die meist eigenständig organisiert sind. Dies bedeutet, dass sie sich überwiegend selbst finanzieren müssen. Kosten für Pfarrgehalt, Gemeindehaus oder Kirche, Gehälter weiterer Mitarbeitender sowie laufende Ausgaben werden in der Regel durch Mitgliedsbeiträge und Spenden gedeckt. Für kleinere Gemeinden eine besondere Herausforderung, da sie die Mittel jedes Jahr aufs Neue aufbringen müssen. 

In schwierigen Situationen oder bei speziellen Projekten unterstützt die EKD die Arbeit von finanziell schwächeren Gemeinde.

„2017 wurde die Stelle hier in Bangkok frei“, erzählt Körber. Er bewarb sich und machte nach einer Vorstellung beim Gemeinde-Vorstand in Bangkok und einem Probe-Gottesdienst gegenüber einem Mitbewerber das Rennen. Noch im selben Jahr nahm Körber seinen Dienst in Thailand auf. Die für Auslandspfarrer üblichen sechs Jahre hat Carsten Körber hinter sich, um drei Jahren hat er noch einmal verlängert. Dann steht seine Pensionierung an.

Düsseldorfer kann sich Rückkehr nach Deutschland nur schwer vorstellen

Geht er zurück nach Deutschland? Für Körber schwer vorstellbar. Er fühlt sich wohl im „Land des Lächelns“, wo die Menschen nur selten missmutig sind, wo Lächeln Ausdruck von Höflichkeit und Respekt ist, wo es nie kalt ist und es nur die Jahreszeiten „heiß“ und „sehr heiß“ gibt.

Auf der Insel Koh Samui kann er sich seinen Lebensabend mit dem neuen Mann an seiner Seite gut vorstellen. Vielleicht mit einem kleinen Standbein in Düsseldorf, wo seine frühere Thomas-Gemeinde 2017 mit zwei weiteren Gemeinden zur Emmaus-Gemeinde fusioniert wurde. Und wo seine alte Wirkungsstätte, die in den 60er Jahren gebaute Thomas-Kirche, vor vier Jahren entwidmet wurde und auf den Abriss wartet.

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