Düsseldorf/Bangkok. Der Düsseldorfer Pfarrer Carsten Körber lebt und arbeitet seit 2017 in Bangkok. Die Menschen dort beeindrucken ihn zutiefst.
Deutschsprachige Christen müssen im Ausland nicht auf ihre Kirche, Gemeindeleben und Gottesdienste verzichten. Dafür schicken die evangelische und katholische Kirche in Deutschland Pfarrer in den weltweiten Auslandsdienst. Auch drei zuvor in Düsseldorf tätige evangelische Pfarrer betreiben derzeit Seelsorge im Ausland: Carsten Körber, ehemaliger Gemeinde-Pfarrer der Thomaskirche in Mörsenbroich, ist in Bangkok, Christoph Dielmann, ebenfalls früher an der Thomaskirche tätig, hat eine Pfarrstelle im australischen Melbourne, und Kirsten Wolandt, die sieben Jahre an der Stephanusgemeinde in Wersten tätig war, übernahm 2016 eine Pfarrstelle in der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Teheran. Sie und ihre Arbeit in der Hauptstadt des Irans haben wir vor zwei Wochen vorgestellt, vergangenen Samstag Christoph Deilmann.
Von Mörsenbroich nach Bangkok
Heute stellen wir Pfarrer Carsten Körber vor, der 2017 nach Thailand ging und seit vier Jahren in Bangkok die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache in Thailand betreut, über seine Arbeit in Asien. Der 61-Jährige war zuvor 17 Jahre lang Gemeindepfarrer in der Thomaskirche in Mörsenbroich. Hier berichtet er von seinem Leben:
Seit vier Jahren lebe und arbeite ich in Bangkok. 15 Millionen Menschen leben in der Metropolregion Bangkok. Hektik, Verkehrsstau, Luftverschmutzung, Hitze und Regen prägen das Leben in Bangkok. Krung Thep, die Stadt der Engel, wie Bangkok traditionell heißt, ist ein Märchenwald mit geheimnisvollen Schriftzeichen und einer rätselhaften Sprache, mit funkelnden Gotteshäusern, bunten Schreinen und verwunschenen Ecken. Hier kann man sich leicht verirren. Hier kann man aber auch Juwelen entdecken.
Privathaus als Multifunkszentrum
Die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache hat ihren Ort in einem angemieteten Privathaus, das als Multifunktionszentrum für Gottesdienste und Veranstaltungen dient. Das Gemeindehaus liegt in der Nähe des Lumphini Parks, der mit alten Bäumen und Seen eine grüne Oase inmitten der betonierten Hochhausschluchten bildet. Gerne jogge ich dort oder drehe meine Runden mit dem Rad. Sonntags treffen wir uns zu Wohnzimmergottesdiensten mit anschließendem Kirchenkaffee und Mittagessen im Gemeindehaus. Hier feiern wir Taufen und Konfirmationen. Hochzeiten werden gerne vor romantischen Palmenkulissen gefeiert. Ich bin auch für Beerdigungen von Deutschsprachigen zuständig.“
Vielfalt von Bekenntnisformen
Die Vielfalt der Bekenntnis- und Frömmigkeitsformen unserer Besucher ist bemerkenswert. Die Grenzen zwischen Katholiken und Protestanten sind meist fließend. Aber auch strenge Lutheraner und dogmatische Calvinisten sitzen bei uns im Wohnzimmergottesdienst nebeneinander. Manchmal besuchen auch buddhistische Partner unsere Gottesdienste. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt im Umgang mit liturgischen Formen.
Die Gemeinde ist Anlaufpunkt, Anker und Hafen für Deutschsprachige, die in Thailand leben und arbeiten, Urlaub machen oder sich hier im Alter zur Ruhe setzen. Ein Stück Heimat in der Fremde. Dazu gehören St. Martin und Nikolaus, Weihnachten, Ostern und Pfingsten. In unserer Gemeinde erleben Menschen eine Unterbrechung im Trubel des Alltags, vom Druck in der Firma und vom Wettlauf um gute Noten in der Schule. Wir geben Menschen Frei-Raum zum Auf- und Durchatmen der Seele.
Verantwortlich für die ganze Mekong-Region
Unsere Gemeinde finanziert sich größtenteils aus Beiträgen und Spenden der Mitglieder. Geld ist da ein häufiges Thema. ‚Haben wir noch genug?‘ ‚Wie kriegen wir mehr Einnahmen?‘. Es ist notwendig, direkt auf Menschen zuzugehen und sie für die Gemeinde zu gewinnen. Durch diesen engen Kontakt werden Mitglieder persönlich in das Gedeihen und Wachsen der Gemeinde einbezogen.
Als Pfarrer der evangelischen Auslandsgemeinde bin ich auch für deutschsprachige Christen in den Ländern der Mekong-Region Myanmar, Laos und Kambodscha zuständig. Unter normalen Bedingungen (außerhalb der Pandemie!) reise ich regelmäßig in die Hauptstädte dieser Länder und treffe mich dort mit Deutschsprachigen. Leider gibt es auch Unfälle und Hilfsfälle von Deutschsprachigen, die ich als Notfallseelsorger betreue und begleite. Zu meinen Aufgaben gehören ebenso Besuche bei Gefangenen.
Beeindruckende Harmonie
Es ist faszinierend, wie friedlich, harmonisch und respektvoll Menschen in religiöser Hinsicht miteinander in Thailand leben. In dieser bunten Götterwelt Südostasiens hat auch Christus einen festen Platz in Thailand. Sichtbar wird das für mich durch die vielen christlichen Krankenhäuser und Schulen und diakonischen Einrichtungen, die es im ganzen Land gibt, obwohl nur ein Prozent der Bevölkerung Christen sind.
Thailand ist ein landschaftliches Paradies. Ich bin tief berührt von der reichen Schönheit und der Vielfalt des Landes. Für mich persönlich habe ich hier beim Tauchen ein eigenes Paradies und ein neues Hobby entdeckt: die Welt unter Wasser“.