Düsseldorf. Lisa Schubert ist die jüngste Bundestagskandidatin aus Düsseldorf. Wie die Studentin sich trotz geringer Erfolgsaussichten ihrer Partei motiviert.
Lisa Schubert ist gerade einmal 22 Jahre jung und damit die jüngste Bundestagskandidatin in Düsseldorf. Die Linke-Politikerin hat kaum Chancen, ein Mandat in Berlin zu ergattern. Für die Studentin ist es dennoch wichtig, Wahlkampf in der Stadt zu betreiben. Wir trafen Lisa Schubert, Mitglied des Kreisverbandes der Linken, auf dem Fürstenplatz in Düsseldorf-Friedrichstadt und sprachen mit ihr über Tischtennis, die Situation ihrer Partei und Politik für junge Menschen.
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Sie haben sich für unser Gespräch den Fürstenplatz-Spielplatz in Düsseldorf-Friedrichstadt ausgesucht. Treffpunkt Tischtennisplatte. Warum ausgerechnet hier?
Erstens spiel ich in meiner Freizeit ganz gerne und oft Tischtennis. Aber der Fürstenplatz ist vor allem ein sehr zentraler Ort, an dem Menschen jeden Alters und aus verschiedenen sozialen Schichten zusammen kommen. Er ist ein Abbild für die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Hier auf diesem Platz zeigen sich ganz klar die Klassenunterschiede der Düsseldorfer Bevölkerung. Hier treffen sich Familien aus eher ärmeren Verhältnissen, hier leben aber auch viele Superreiche. Gerade im Sommer ist das hier sehr bunt, aber auch die Konflikte, die mit der enormen Ungleichverteilung von Vermögen kommen, sind hier sehr spürbar.
Sie kandidieren für die Linke für den Bundestag und sind nahezu chancenlos, ein Mandat in Berlin zu erhalten. Warum tun Sie sich das an?
Es ist superwichtig, dass die Linke im Wahlkampf vertreten ist. Wir nehmen an Podiumsdiskussionen teil, dadurch werden wir auch in den Medien wahrgenommen, auch wenn nicht mehr längst in allen. Es ist halt wichtig, seinen Standpunkt zu vertreten. Es ist wichtig, dass es noch eine klare linke Stimme gibt, die bei den anderen Parteien nicht mehr vorhanden ist. Wir sind die einzigen, die auf diesem Feld noch progressive Politik machen, und gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtsrucks ist das wichtiger denn je.
Politisch aktive Volleyballerin
Lisa Schubert ist in der Pfalz (Limburgerhof) geboren und kam im Oktober 2022 nach Düsseldorf. An der Heinrich-Heine-Uni studiert sie Sozialwissenschaften. Sie war auch schon als Referentin für politische Bildung tätig. Wenn sie nicht gerade politisch aktiv ist, spielt sie in einem queeren Volleyballverein (VC Phoenix) oder Tischtennis auf dem Fürstenplatz („aber eher im Sommer“). Sie lebt in Düsseldorf-Friedrichstadt.
Die NRZ Düsseldorf stellt in den nächsten Wochen in loser Reihenfolge die Düsseldorfer Bundestagskandidaten der für uns relevanten Parteien vor.
Die Linke hat jüngerer Zeit immer mehr Wählerinnen und Wähler verloren. Laut neuesten Umfragewerten steht ihr bei drei Prozent Zustimmung. In welche Partei wechseln Sie, wenn es die Linke nicht mehr gibt?
Die Frage mag ich so nicht beantworten. Ich glaube, dass die Linke eine Partei ist, die lebt. Wir haben aktuell vor allem in Düsseldorf so viele Neueintritte, so dass wir mittlerweile mehr als 400 Mitglieder im Kreisverband zählen. Das ist doch gut. Die Linke wird auf Dauer existieren und wieder wachsen, von daher muss ich auch nicht die Partei wechseln.
Was würden Sie für Düsseldorf sofort ändern, wenn Sie am entscheidenden Hebel säßen?
Ich würde beim sozialen Wohnungsbau und beim Mietendeckel ansetzen. Da muss in dieser Stadt viel mehr getan werden. Ich habe das selbst erlebt, als ich zum Studium hierherziehen wollte und eine Wohnung gesucht habe. Es ist so schwierig, in Düsseldorf bezahlbaren Wohnraum zu finden. Ich habe ein halbes Jahre gebraucht, um eine Wohnung hier in Friedrichstadt zu bekommen.
Sie sind 22 Jahre jung. Warum ist junge Politik heutzutage wichtig?
Es ist ganz wichtig, dass alle Leute eine Stimme bekommen - junge wie alte. Nur wird die Lebensrealität von uns jungen Menschen in der Politik zu wenig abgebildet. Über die letzten Jahre hat es sich gezeigt, wie engagiert junge Leute sind. Zurzeit entscheiden in der Politik aber zu viele ältere Menschen über die Belange der gesamten Bevölkerung. Ein Beispiel ist ja die Operndebatte in Düsseldorf: Da entscheidet ein Gremium - also der Stadtrat -, in dem viele alte Menschen sitzen, darüber, dass in Düsseldorf künftig sehr viel Geld für ein Projekt ausgegeben wird, das sicherlich die Mehrheit der Menschen in der Stadt nicht befürwortet.
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Was ist, wenn es durch ein Wunder doch für ein Mandat im Bundestag reicht?
Dann ziehe ich nach Berlin, jedenfalls zur Hälfte, ist doch eine coole Stadt. Ich bin in Berlin ganz gut angebunden, hab da schon ein politisches Praktikum gemacht. Wenn es dazu kommen würde, dann würde ich trotzdem versuchen, mein Studium der Sozialwissenschaften zu Ende zu bringen. Ich bin da jetzt im fünften Semester an der Heine-Uni.
Wer wäre für Sie der richtige Bundeskanzler? Habeck? Scholz? Merz?
Merz wäre sicher das schlimmste Übel. Ich kann aber auch mit Scholz und Habeck nichts anfangen. Also: Die Frage stellt sich nicht für mich.
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