Düsseldorf. In kurzer Zeit hat sich die Volt-Mitgliederzahl von 1100 auf 1800 erhöht. Aber warum ist Volt so beliebt? Und hat die Partei eine echte Chance?
Für manche absehbar, für andere überraschend – das Aus der Ampelkoalition und die sehr wahrscheinlichen Neuwahlen Ende Februar sorgen aktuell für Hektik im Politikbetrieb. Während sich die großen Parteien sehr öffentlichkeitswirksam in den Wahlkampf stürzen, stehen gerade kleinere Parteien vor ungleich größeren Herausforderungen. Die noch relativ junge Volt-Partei konnte bei der Europawahl in Düsseldorf besonders gut abschneiden – stadtweit kratzte man an der 5-Prozent-Marke, in einem Wahlbezirk war das Ergebnis sogar zweistellig (11,8 Prozent). Wie also bereitet sich die Düsseldorfer Volt auf den Wahlkampf vor?
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Kleine Parteien im Bundestagswahlkampf: Volt in Düsseldorf hat vorgesorgt
„Natürlich stehen wir Herausforderungen gegenüber“, erklärt die Düsseldorfer Volt-Politikerin und NRW-Spitzenkandidatin Frances Noltekuhlemann im Gespräch mit der NRZ. „Aber wir haben uns schon früh vorbereitet. Erstmal natürlich auf das reguläre Wahldatum im September, aber als immer ersichtlicher wurde, dass es schlecht für die Ampel aussieht, dann auch auf vorgezogene Neuwahlen.“ Dank dieser „Notfallpläne“ habe man sich nach dem Ampel-Aus schnell anpassen können. „Letztlich haben wir auf einen Wahltermin am 2. oder 9. März spekuliert. Dass es jetzt wahrscheinlich eine Woche früher wird, macht den Kohl auch nicht fett.“
Und tatsächlich laufen die Volt-Vorbereitungen bereits auf Hochtouren und haben auch schon einige Hürden genommen. Denn: „Um bei einer Bundestagswahl antreten zu können, brauchen wir Landesweit 2.000 Unterschriften von Unterstützenden. In Wahlkreisen, wo wir direkt antreten wollen, wie in Düsseldorf, brauchen wir nochmal jeweils 200“, so Noltekuhlemann. Eigentlich hätte man für diese Sammlung noch Monate Zeit gehabt, Zusätzlich müssen die eingereichten Unterschriften im Nachhinein auch noch durch die Landeswahlleiterin geprüft werden.
Großer Mitgliederzuwachs für Volt: Aufbruchstimmung nach Europawahl
Die späteste Frist hierfür ist der 20. Januar 2025 – nur fünf Wochen, nachdem sich anhand der Vertrauensfrage überhaupt entscheidet, ob es wirklich Neuwahlen geben wird. „Hier waren wir glücklicherweise schon sehr früh gut aufgestellt und haben schon Ende November die entsprechenden Unterlagen abgeholt.“ Dadurch habe man in NRW bereits die erforderlichen Stimmen sammeln können, verrät die 32-jährige Spitzenkandidatin. „Am 23. Dezember geben wir dann alles geschlossen ab, sodass genug Zeit für die Prüfung ist. Gerade über Weihnachten wird da für die Landeswahlleitung einiges zusammenkommen.“
Dass sich diese Hürde, die für andere Kleinparteien und deren Teilnahme an der Wahl bedeutend bedrohlicher ist, so souverän genommen werden konnte führt die Unternehmensberaterin auch auf den Popularitätsschub zurück, den Volt seit der Europawahl im Juni erhalten hat. „Vor der Wahl hatten wir in NRW rund 1.100 Mitglieder, heute sind es 1.800.“ Eine Steigerung um mehr als 60 Prozent in nur wenigen Monaten. Die Neumitglieder kämen dabei auch gar nicht mehr nur aus großen Ballungszentren, auch in ländlicheren Gegenden fände die Partei immer mehr Zustimmung und Unterstützung. „Unsere Politik findet Zuspruch bei den Menschen, gerade weil wir im Gegensatz zu anderen Parteien eine positive Vision für die Zukunft haben.“
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Volt-Wahlkampf 2025: Motto „Holen wir uns die Zukunft zurück“
In diesem Sinne stehe der kommende Volt-Wahlkampf unter dem Titel „Holen wir uns die Zukunft zurück“, verrät die Spitzenkandidatin. Auch hier sei man froh, durch den starken Mitgliederzuwachs einigermaßen gut aufgestellt zu sein. „Die Leute sind motiviert und das spüren wir seit der Europawahl.“ So mache hier auch der Straßenwahlkampf – das Plakatieren und Flyer-Verteilen – weniger Sorgen. „Unsere Wahlplakate sind bereits bestellt und sollten auch rechtzeitig da sein. Wir hatten Glück schnell eine Druckerei finden zu können.“ Etwas mehr Sorgen machen Noltekuhlemann hingegen andere Aspekte des Wahlkampfes.
„Wir wollen auf vielen Kanälen vertreten sein und auch digital einen starken Wahlkampf hinlegen“, erklärt sie. Gerade der AfD, die im Netz und in den sozialen Medien sehr aktiv ist, wolle man bewusst etwas entgegensetzen. „Allerdings sind digitale Anzeigen, gerade zur Weihnachtszeit, auch nicht günstig“, gibt die 32-Jährige zu bedenken. Man erhalte großen Zuspruch aus der Bevölkerung und auch einige Spenden wären schon in die Wahlkampfkassen geflossen, dennoch sei es nicht so einfach, mit den doch begrenzteren Mitteln der Volt einen reichweitenstarken Wahlkampf zu führen.
Düsseldorfer Volt-Spitzenkandidatin: „Wir sind das, was der deutschen Politik fehlt.“
Zusätzlich müsse man auch bedenken, dass es bei Volt keine Berufspolitiker im eigentlichen Sinne gebe. Noltekuhlemann und ihre Parteikolleginnen und -kollegen sind ehrenamtlich aktiv. „Wir haben eine Geschäftsführerin, die fest angestellt ist und dann noch Leute, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern“, erklärt sie. Die 32-Jährige selbst hat sich für den Wahlkampf Urlaub genommen. Da der eigentliche Wahlkampf aber erst noch bevorsteht, ist dieser Freiraum aber auch nötig. Trotz der guten Vorbereitungen sei noch viel zu tun.
„Wir sind gerade erst in unsere neue Zentrale hier in Düsseldorf eingezogen“, erzählt sie. In Zukunft sei man mit den Räumen an der Haroldstraße 24 nochmal näher an den Bürgern dran. „Wir erleben so oft, dass die Menschen im Gespräch sagen, da ist endlich jemand, der nicht einfach nur zuhört, sondern auch annimmt, was ich sage und konkrete Lösungen dabei hat.“ So könne man die Wählerinnen und Wähler wieder erreichen, ist sich Noltekuhlemann sicher, mit progressiver und faktenbasierter Politik für eine bessere Zukunft. „Wir sind das, was der deutschen Politik fehlt.“
Frances Noltekuhlemann
Die 32-Jährige Düsseldorferin ist seit vier Jahren in der Volt-Partei aktiv. Nachdem sie sich für einen Eintritt in der Partei interessierte und auf der kommunalen Ebene als City Lead – vergleichbar mit einem Kreisvorstand – aktiv war, wechselte sie schnell auf die Landesebene und ist heute stellvertretende Vorsitzende im NRW-Landesvorstand sowie Spitzenkandidatin. Neben ihrer politischen Tätigkeit unterstützt die Unternehmensberaterin den öffentlichen Sektor im Bereich Digitalisierung.
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