Düsseldorf. Sonntag wurde in Europa das neue Parlament gewählt. In Düsseldorf hatten die Grünen ein viel besseres Ergebnis als bundesweit. Alle Einzelheiten.

Rund 420.000 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer durften am Sonntag (9. Juni) den Gang zur Europawahl 2024 antreten. Die meisten davon wählten den direkten Weg zur Wahlurne, doch viele entschieden sich auch für eine Briefwahl. Wie die Stadt Düsseldorf am Sonntag mitteilte, gingen insgesamt 123.770 Anträge auf Briefwahl bei der Stadt ein. Laut Stadt sind das rund 39.000 Anträge mehr als zur letzten Europawahl im Jahr 2019. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,3 Prozent.

Aus Düsseldorfer Sicht standen mit der Bundestagsabgeordneten und der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sowie Ex-Oberbürgermeister Thomas Geisel für die Wagenknecht-Partei BSW gleich zwei prominente Politiker auf dem Wahlzettel. Mit der Düsseldorfer Linken-Politikerin Özlem Alev Demirel stand zudem eine Frau zur Wahl, die bereits seit 2019 im Europaparlament sitzt.

Auf Listenplatz 7 wurde für die CDU die Düsseldorferin Miriam Viehmann ins Rennen geschickt. Sabrina Proschmann, Co-Vorsitzende der Düsseldorfer SPD, hatte mit ihrem 31. Platz auf der Liste hingegen nur kleine Außenseiterchancen auf einen Platz im Brüsseler Parlament. Die Grünen hatten hingegen keinen Kandidaten aus Düsseldorf auf ihrer Liste.

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Nach den ersten bundesweiten Hochrechnungen um 18 Uhr wurde deutlich, dass die CDU wie erwartet stärkste Partei in Deutschland ist. Rund 30 Prozent sammelten die Christdemokraten am Wahlsonntag. Die AfD folgt mit 16 Prozent.

In Düsseldorf sieht das vorläufige Endergebnis der Europawahl wie folgt aus: Auf die CDU entfielen diesmal 24,92 Prozent (24,68 in 2019), auf Bündnis 90/Die Grünen 19,40 Prozent (29,19), auf die SPD 14,27 Prozent (15,24), auf die FDP 11,20 Prozent (8,47), auf die AfD 8,44 (6,91), auf BSW 4,80 Prozent (-), auf Volt 4,77 Prozent (1,16), auf die Linke 2,75 Prozent (4,81) der Stimmen. Die übrigen Parteien kamen zusammen auf 9,46 Prozent (10,71). Insgesamt machten 268.628 Bürgerinnen und Bürger ihr Kreuzchen, darunter waren 99,55 Prozent gültige und 0,45 Prozent ungültige Stimmen. 123.770 Briefwahlanträge waren eingegangen.

In absoluten Zahlen wurde wie folgt gewählt (in Klammern das Ergebnis aus dem Jahr 2019): CDU 66.644 Stimmen (64.587), Bündnis 90/Die Grünen 51.891 Stimmen (76.394), SPD 38.169 Stimmen (39.877), FDP 29.957 Stimmen (22.172), AfD 22.577 (18.079), BSW 12.849 (-), Volt 12.744 (3.027), Die Linke 7.356 Stimmen (12.587). Die 315 Wahlräume waren von 8 bis 18 Uhr geöffnet, rund 3.500 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer im Einsatz. Insgesamt 34 Parteien stellten sich zur Wahl.

Für SPD-Kandidatin Sabrina Proschmann „der absolute Horror“

„Es ist der absolute Horror“, sagte am Sonntagabend die Düsseldorfer SPD-Europakandidatin Sabrina Proschmann“, die für die Feier im Parteihaus an der Kavallarierstraße extra einen Pullover mit Europasterne trug. Für sie war es mit Listenplatz 31 „von Anfang an illusorisch“, einen Platz im Europaparlament zu bekommen. Aber: „Mit solch einem schlechten Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Mit bundesweit 14 Prozent verlieren wir auch noch zwei Abgeordnete in Europa.“ Genauso furchtbar sei natürlich auch das Abschneiden der AfD, „das kann uns nur Sorgen machen“. Das sei auch für die Europäische Union schlecht, „dass da jetzt so viele Menschen sitzen, die eigentlich gar keine Lust auf Demokratie haben“.

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„Historisch gab es das noch nie, dass eine Partei aus dem Stand bei einer Wahl über fünf Prozent gekommen ist“, sagte Düsseldorfs Ex-OB Thomas Geisel, der für die Wagenknecht-Partei BSW auf Listenplatz 2 angetreten war. „Die Partei gibt es seit fünfeinhalb Monaten, sie hat keinen Apparat, nur eine lose Unterstützerstruktur, alles war bislang mehr oder weniger improvisiert. Von daher ist es schon ein sensationelles Ergebnis.“ Mit seinem Düsseldorfer-Ergebnis war Geisel ebenfalls zufrieden. „Wir sind in Düsseldorf mehr oder weniger im Bundesdurchschnitt, das ist doch toll. Zumal die Europawahl ja alles andere als eine Persönlichkeitswahl ist.“

Sabrina Proschmann hatte nicht erwartet, für die SPD ins EU-Parlament zu ziehen. Aber das schlechte Ergebnis ihrer Partei betrübte die Kandidatin aus Düsseldorf doch sehr.
Sabrina Proschmann hatte nicht erwartet, für die SPD ins EU-Parlament zu ziehen. Aber das schlechte Ergebnis ihrer Partei betrübte die Kandidatin aus Düsseldorf doch sehr. © NRZ | Stephan Wappner

Die Düsseldorfer Grünen-Bürgermeisterin Clara Gerlach, die mit ihrer Partei in der NRW-Zentrale an der Oststraße zur kleinen Wahlparty zusammen kam, kommentierte das desolate Bundesergebnis als „nicht besonders schön“. Aber wenn man sich Düsseldorf anschaue, auch mit Blick auf die nächste Kommunalwahl, „dann sind wir zum vierten Mal die zweitstärkste Kraft in der Stadt“, und das sei doch eine gute Konstante. Sorgen mache Gerlach aber auch, dass die AfD auch in der NRW-Landeshauptstadt Boden gut mache.

Strack-Zimmermann „ziemlich happy“ über Düsseldorf-Ergebnis

Für die Düsseldorfer Europa-Abgeordnete Özlem Alev Demirel könnte es trotz des schwachen Wahlergebnisses der Linken (2,8 Prozent) dennoch weiterhin einen Platz in Brüssel geben. „Nach aktuellen Prognosen sieht es danach aus, dass ich weiterhin im Parlament bleiben werden. Sollten wir in den weiteren Auszählungen auf unter 2,6 Prozent rutschen, wäre dies jedoch nicht sicher“, erklärte Demirel am Sonntagabend auf NRZ-Nachfrage. Das schlechte Wahlergebnis wollte die Linken-Frau jedenfalls nicht beschönigen: „Viele Wählerinnen und Wähler haben viele Fragen in diesen unruhigen Zeiten, wo eine Krise die nächste jagt. Meine Partei ist in der Pflicht, endlich Antworten darauf zu haben und mit klarer Haltung zu zeigen, wofür sie eigentlich steht.“

Auch die Düsseldorfer FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat es ins Europaparlament geschafft. „Diese Wahl war eine Herausforderung, aber wir haben sie haben genommen“, sagt „Strazi“, nachdem die ersten Prognosen über den Ticker gelaufen waren. „Ziemlich happy“ war sie auch über das Düsseldorfer Ergebnis. Dort kam die FDP auf über 11 Prozent: „Das zeigt nochmal die tolle Leistung des Kreisverbandes, und dass wir in Düsseldorf eine starke Basis haben.“

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Ob es für CDU-Kandidatin Miriam Viehmann mit dem Einzug ins EU-Parlament geklappt hat, war am späten Sonntagabend hingegen noch nicht klar. Es sei nach wie vor ein „50:50-Ding“, wie die Düsseldorferin auf Nachfrage erklärte. „Noch können wir nicht sagen, ob es gereicht hat. Das wird sich eher in der Nacht zeigen, wenn überall die Stimmen ausgezählt sind.“ Mit dem Wahlergebnis ihrer Partei sei sie jedenfalls „grundsätzlich zufrieden. Wir liegen in NRW sogar über dem Bundesschnitt. Das ist schön. Deswegen stimmen auch die Grundkoordinaten für einen Einzug ins Europaparlament.“

Rund 3500 Wahlhelfende waren in Düsseldorf bei der Europawahl in den Wahllokalen sowie bei der späteren Erfassung der Ergebnisse im Einsatz. Oberbürgermeister Stephan Keller und der für Wahlen zuständige Beigeordnete Christian Zaum hatten die Briefwahlvorstände am Nachmittag im Briefwahlzentrum besucht und ihnen – stellvertretend für alle Wahlhelfenden – für ihr ehrenamtliches Engagement gedankt.