An Rhein und Ruhr. Die Parteien bereiten sich auf die Neuwahl des Bundestags vor. Wie sie ihre Mitglieder mobilisieren und wann die Landeslisten aufgestellt werden.

Das vorzeitige Aus der Ampel-Koalition und die Neuwahl des Bundestags am 23. Februar 2025 haben auch bei den Parteien in NRW die Planungen für den eigentlichen Wahltermin und die Kommunalwahl im September durcheinandergewirbelt. Wie der Wahlkampf nun abläuft, wann die Kandidaten vorgestellt werden und wie motiviert die Parteimitglieder für den Wahlkampf sind.

Wann beginnt in NRW der Wahlkampf für die Bundestagswahl?

Die Wahlkampagnen der Parteien werden von den Bundesverbänden entwickelt. Mit dem Ende der Ampel-Koalition startete der Wahlkampf für die Neuwahl. So auch bei der SPD in NRW: Bis zuletzt habe man die Kraft aufgebracht, die Ampel zusammenzuhalten, erklärt Generalsekretär Frederick Cordes. „Doch wir sind nicht naiv: Christian Lindner hat den Bruch der Regierungskoalition mutwillig und bewusst herbeigeführt.“ Auf dieses Szenario habe man sich bereits vorbereitet.

Die CDU in NRW arbeitet nach Angaben von Generalsekretär Paul Ziemiak bereits am Wahlprogramm. „Und die Aufstellungsversammlungen für die Wahlkreise sind fast abgeschlossen.“ Auf ein vorzeitiges Ende der Ampel waren indes auch andere Parteien nach eigenen Angaben vorbereitet. Ein Sprecher der NRW-Grünen sagt, man habe sich „fortlaufend auf mögliche Szenarien vorbereitet“.

Sebastian Merkens, Geschäftsführer der Linken in NRW, berichtet, die Planungen für einen vorgezogenen Wahlkampf hätten „schon in den Schubladen gelegen“. Ebenso wenig überrascht war das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vom Scheitern der Ampel, wie der Landesvorsitzende Amid Rabieh sagt: „Wir haben uns daher frühzeitig auf die Neuwahl vorbereitet.“

Auch interessant

Was bedeutet die Neuwahl für die NRW-Kommunalwahl?

Am 14. September 2025 finden in NRW die Kommunalwahlen statt. Etwaige Stichwahlen sind für den 28. September, den ursprünglichen Termin für die Bundestagswahl, vorgesehen. Für Erleichterung bei einigen Parteien sorgt die Neuwahl, weil sich die Wahltermine nun nicht mehr zeitlich überschneiden. „Das eröffnet die Chance, dass kommunale Themen mehr im Vordergrund stehen“, betont CDU-NRW-Chef Ziemiak. Auch die Linke NRW hatte befürchtet, „dass wichtige kommunale Themen an den Rand gedrängt worden wären“, so Geschäftsführer Merkens.

Bei der SPD NRW dagegen wäre es nicht zu Überschneidungen gekommen, da man bereits vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen für die Kommunalwahlen begonnen habe, wie Landeschef Cordes berichtet. „Die Durchführung zweier getrennter Wahlkämpfe stellt den Landesverband zwar vor organisatorische Herausforderungen, doch wir sind darauf vorbereitet.“

Ein Sprecher der FDP NRW erklärt indes, dass man „grundsätzlich voll kampagnenfähig“ sei und auch kurzfristig einen erfolgreichen Wahlkampf führen könne. „Wir stehen bereit, für unsere Überzeugungen zu kämpfen. Das gilt für die nun kurzfristig anstehende Bundestagswahl wie auch die im Herbst stattfindenden Kommunalwahlen.“ Die Grünen in NRW wollen sich derweil nach der Wahl im Februar voll auf die Kommunalwahl konzentrieren.

Linke und BSW in NRW hingegen sehen wegen der zwei Wahltermine Herausforderungen. „Wir sind im ganzen Land unterwegs und bauen unter Hochdruck, dezentrale Strukturen auf“, sagt BSW-Landeschef Rabieh. „Das wird ein spannendes und entscheidendes Jahr für unser Bundesland.“

Lesen Sie auch: SPD-Vorstand nominiert Scholz als Kanzlerkandidaten

Wann werden die Landeslisten der Parteien aufgestellt?

Direktkandidaten, die ihren Wahlkreis nicht gewinnen, können über die jeweiligen Landeslisten der Parteien in den Bundestag einziehen. Diese Listen müssen nun kurzfristig aufgestellt werden. Die NRW-SPD befindet sich dazu noch in internen Abstimmungen, wie ein Sprecher erklärt. Es werde aber wohl auf den 21. Dezember hinauslaufen.

Die NRW-CDU dagegen wird bereits am 14. Dezember ihre Liste aufstellen, wie Landeschef Ziemiak sagt. Noch früher sind die Grünen dran, die am 7. und 8. Dezember zusammenkommen. Die Linke könne dies erst am 11. und 12. Januar machen, so Geschäftsführer Merkens. Noch keinen Termin haben FDP und BSW.

Wann werden die Wahlplakate aufgehängt?

Auch die Wahlplakate werden auf Bundesebene von den Parteien geplant und entwickelt. Bei den Grünen NRW ist man nach eigenen Angaben auch auf die nun kürzere Vorbereitungszeit dafür vorbereitet. „Wir werden sicherstellen, dass wir überall im Land mit unseren Plakaten sichtbar sind.“

Bei der Linken in NRW werden es die Kandidaten wegen der späten Listenaufstellung jedoch nicht auf die Plakate schaffen, erklärt Landesgeschäftsführer Merkens. „Wir müssen für unsere Wahlkampfmaterialien nicht nur Druckaufträge erteilen, sondern auch Lagerflächen anmieten und die Logistik organisieren. Anders als die ganz großen Parteien können wir das nicht alles durch bezahlte Dienstleister machen lassen“, sagt er. „Auch darum setzen wir bei den Plakaten mehr auf Inhalte als auf Gesichter.“

Auch interessant

Wie motiviert sind die Parteimitglieder?

Nach dem Aus der Ampelregierung sehe man bei den Grünen eine „Rekordeintrittswelle“, erklärt der Landessprecher. „Das zeigt, dass uns viele Menschen unterstützen wollen, diesen Wahlkampf zum Erfolg zu verhelfen.“ Auch die SPD spricht von „mehreren Hundert“ Neumitgliedern. „Ihre Bereitschaft, sich für die SPD zu engagieren, steht sinnbildlich für die hohe Motivation innerhalb der Partei“, sagt NRW-Generalsekretär Cordes.

Die CDU sieht kein Problem dabei, ihre Wahlkämpfer zu mobilisieren, so Generalsekretär Ziemiak. „Denn unsere Unterstützer sind jetzt richtig motiviert für den Wahlkampf. Alle wollen einen Neustart für Deutschland.“

Und die Linke will trotz der Herausforderungen, ihren Beitrag leisten, dass die Partei im nächsten Bundestag „wieder in Fraktionsstärke einzieht und dort weiter die Stimme für soziale Gerechtigkeit sein kann“, so Geschäftsführer Merkens. „Es wird sportlich, aber wir sind bereit und werden die fehlende Vorbereitungszeit durch die Kreativität und das Engagement unserer Mitglieder vor Ort ausgleichen.“

Auch interessant

Für diesen Bericht wurden die Landesverbände von acht Parteien angefragt, die realistische Chancen auf mindestens ein Bundestagsmandat haben. Die AfD in NRW und die Freien Wähler in NRW haben unsere Fragen bis Redaktionsschluss leider nicht beantwortet.