Düsseldorf. Nachdem an Krefelder Grundschulen Kinder sexuell missbraucht wurden, sperrte eine Düsseldorfer Schule die Toiletten. Es gibt noch weitere Maßnahmen.
Es ist die Horrorvorstellung schlechthin für Eltern: Kinder, die in die Grundschule gehen, werden auf der Schultoilette sexuell missbraucht. Genau so ist das in Krefeld geschehen (NRZ berichtete). Mittlerweile hat die Stadt reagiert. Die Polizeipräsenz wurde erhöht. Nun reagiert auch eine Düsseldorfer Grundschule.
Düsseldorf: St.-Rochus-Grundschule setzt testweise neues Sicherheitskonzept um
Der NRZ liegt ein Schreiben vor, in dem die Schulleiterin der Rochus-Grundschule in Pempelfort die Elternschaft über die seit diesem Montag, 9. Dezember, geltenden Sicherheitsmaßnahmen informiert. Schulleiterin Miroslawa Berg betont darin, dass es ihre Aufgabe sei, „den Schülerinnen und Schülern bestmöglichen Schutz zu gewähren“.
Von nun an, wird das Schultor zwischen 8.30 und 14 Uhr grundsätzlich geschlossen sein. „Besucher können durch Freischaltung reingelassen werden, wenn sie ihr Anliegen schildern.“ Auch die Hoftoiletten werden während der Unterrichtszeit geschlossen sein und nur während der Hofpausen geöffnet werden.
Die Maßnahmen werden nun zunächst einmal getestet, eine anschließende Evaluation wird darüber bestimmen, ob die Maßnahmen weitergeführt werden oder nicht. Schulleiterin Berg wollte sich unserer Redaktion gegenüber leider nicht äußern.
Missbrauch an Schulen: Fälle in der Region häufen sich
Tatsächlich sind Zugangskontrollen in Kindertagesstätten mittlerweile Gang und Gäbe. An Grundschulen war dies bisher allerdings die Ausnahme. Dabei häufen sich die Fälle an NRW-Grundschulen. Erst im November war es im Norden Duisburgs zu einem Angriff auf eine Grundschülerin gekommen. Im Februar waren zwei Grundschüler auf dem Nachhauseweg in Marxloh von einem Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden.
Bei einem weiteren Duisburger Fall hatte ein Mann versucht, einen Jungen mit Süßigkeiten zu locken. Glücklicherweise reagierte der Junge vorbildlich. Mindestens zwei Duisburger Schulen haben inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. An den Schulen in Rahm und Buchholz dürfen die Kinder nicht mehr allein auf die Toilette gehen.
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Für bundesweites Aufsehen hatte jüngst der Fall in Krefeld gesorgt. An der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen und an der Johansenschule in Linn hatte ein 26-Jähriger an einem Tag zwei Kinder sexuell missbraucht. Eltern fordern nun eine umfassende Videoüberwachung und den Einsatz von Sicherheitspersonal. Ein weiterer Fall hat sich in Mönchengladbach ereignet. Hier war eine 12-Jährige von einem Unbekannten vor der Schultoilette bedrängt und umarmt worden. Das Mädchen konnte sich allerdings befreien, woraufhin der Mann floh.
Düsseldorfer Schulausschussvorsitzender: Schulen sollten individuelle Konzepte erarbeiten
Im Krefelder Fall fordern nun vor allem die Eltern stärkere Sicherheitsmaßnahmen. Stefan Wiedon (CDU), Vorsitzender des Düsseldorfer Schulausschusses, hat dafür Verständnis. Überhaupt sei es wichtig, dass Schulen dazu angehalten sind, grundsätzliche Konzeptionen zu erarbeiten: „Was sind Gefahrenpunkte? Wo können sie auftreten?“ Dort, „wo Schutzbefohlene sind, ist es absolut wichtig, für Sicherheit zu sorgen.“
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Ob das immer mit Schließanlagen umgesetzt werden solle, sei indes nicht ganz klar: „Es kommt ganz auf die Schule und deren Umfeld an.“ Die Risiken unterschieden sich von Schule zu Schule, auch das müsse evaluiert werden. „Wichtig ist die größtmögliche Vorsorge.“
Nach Missbrauchsfällen: „Schulen sollten keine Hochsicherheitstrakte sein“
Mittlerweile werde ja viel mehr getan als früher. „Ich glaube, dass die Quote an tatsächlichen Fällen früher sehr viel höher war. Heute wird einfach besser hingeschaut.“ Dies sei auch mit einem Kulturwandel zu erklären: „Früher wurden Missbrauchsfälle gern unter den Teppich gekehrt. Es gab diese Sorge: Wenn das rauskommt, ist unser Ruf ruiniert.“ Heute sei es dagegen umgekehrt: Man könne es sich gar nicht mehr leisten, sich des Themas nicht anzunehmen. Vor diesem Hintergrund sei es also gut, wenn Schulen frühzeitig und präventiv Maßnahmen ergriffen.
Gleichzeitig müsse darüber nachgedacht werden, was konkret in den jeweiligen Schulen geschehe. Schulen grundsätzlich abzuschließen, sei unter Umständen auch nicht die beste Lösung. „Die Schule soll ein Ort sein, an dem Kinder sich sicher fühlen – aber auch einer, an dem sie sich wohlfühlen.“ Der Spagat müsse an jeder Schule individuell gelingen. „Wichtig sind eine gute Überwachung und Sensibilisierung. Schulen sollten nicht pauschal zu Hochsicherheitstrakten werden.“
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