Düsseldorf. Das vom Aus bedrohte Riehl-Kolleg bekommt prominente Unterstützung. Warum es dem Düsseldorfer Reality-TV-Star Evelyn Burdecki am Herzen liegt.
Das von Schließung bedrohte Riehl-Kolleg in Düsseldorf bekommt prominente Unterstützung. Reality-TV-Star Evelyn Burdecki, die selbst am Berufskolleg ihren Abschluss gemacht hatte, ergriff am Dienstag, 10. Dezember, im Gespräch mit der Bild-Zeitung Partei für die Schule. Sie selbst hat hier nach einem Schulabbruch ihr Fachabitur nachgeholt. „Diese Schule hat mir einst geholfen, und jetzt versuche ich, ihr zu helfen“, so Burdecki gegenüber der Bild.
Dabei verweist die TV-Prominente auch auf eine Online-Petition, die von Schülern und Lehrern des Kollegs ins Leben gerufen wurde. Diese hatte am Mittwochnachmittag, 11. Dezember, etwas mehr als 2.000 Unterzeichner, benötigt werden 14.000.
Der Stand der Dinge: Was zuletzt im Düsseldorfer Schulausschuss besprochen wurde
Zuletzt hatte die Causa Riehl-Kolleg im Düsseldorfer Schulausschuss für Aufsehen gesorgt. Nachdem bereits in einer vergangenen Sitzung zahlreiche Unterstützer des im Sitzungssaal des Rathauses erschienen waren, und sich dort durchaus Gehör zu verschaffen wussten, erinnerte der Vorsitzende des Ausschusses, Stefan Wiedon (CDU), bei der Sitzung Ende November an die Geschäftsordnung: „Zuschauer und Beobachter sollten genau das sein: Zuschauer und Beobachter.“ Beifallsbekundungen seien unerwünscht. Zwar habe er Verständnis für die Emotionen, dennoch sei es wichtig, dass die Ausschussmitglieder ihrer Arbeit unbeeinflusst nachgehen könnten. Erwartungsgemäß lief die Sitzung dann auch etwas ruhiger ab.
Wiedon: „schofelige“ Unterstellungen einer Sozialdemokratin
Doch es kam durchaus zu Reibereien. Mit denen hatten die „Riehler“ allerdings nicht zu tun. In den verbalen Ring begaben sich Wiedon und SPD-Ratsfrau Marina Spillner. Spillner warf Wiedon, der im Vorstand des Trägervereins des Riehl-Kollegs sitzt, mehr oder minder indirekt vor, den Ausschuss defizitär informiert zu haben. „Hätte man früher von der Lage gewusst, hätte man vielleicht noch gegensteuern können.“ Jetzt erscheine die Lage alternativlos.
Wiedon verbat sich den Vorwurf, es handele sich um Unterstellungen. Sportlehrer Wiedon sprach von einem „schofeligen“ Verhalten der Sozialdemokratin. Die Unterstellung, der im Trägerverein des Riehl-Kollegs sitzende Vorstand des Ausschusses hätte diesen deutlich früher informieren können, sei „nicht in Ordnung.“ Auf der Zuschauergalerie ging es derweil gesitteter zu. Und es gab ja auch eine gar nicht so schlechte Nachricht: Alle jetzigen Schüler des Riehl-Kollegs dürfen die Fachholschulreife ablegen. Die Semester 3 bis 6 dürfen außerdem noch das Abitur nachholen.
Schulleiter konstatiert „erfreuliche Entwicklung“
Für Schulleiter Jörg Masuch eine „erfreuliche Entwicklung“. Denn: „Für viele Studierende bedeutet diese Zusage, dass sie ihren Abschluss noch am Riehl-Kolleg erwerben können.“ Das ist schonmal gut. „Allerdings zeichnet sich auch ab, dass für die Studierenden der Einführungsphase mit dem Ziel Abitur in Düsseldorf so schnell keine Möglichkeit zum Erwerb ihres Abschlusses eingerichtet werden kann. Für diese Studierenden bleibt daher nur der Wechsel an ein Kolleg in den umliegenden Städten.“
Jetzt gehe es darum, den Übergang so gut wie möglich über die Bühne zu bringen: „Wir als Schulleitung haben in der kommenden Woche eine Informationsveranstaltung für die Studierenden der Einführungsphase organisiert, auf der umliegende Kollegs ihre Schule und ihre Wahlmöglichkeiten in der Qualifikationsphase vorstellen werden. Außerdem werden wir in den darauffolgenden Tagen Beratungen anbieten, um für jeden einzelnen Studierenden die beste Anschlussmöglichkeit zu finden.“
FDP-Ratsmitglied: „Mir fehlt eine Perspektive, wie es mit dem zweiten Bildungsweg weitergeht“
Christoph Schorck, Ausschussmitglied für die FDP, beklagte: „Was mir fehlt, ist eine Perspektive, wie es in Düsseldorf mit dem zweiten Bildungsweg weitergeht.“ Es gehe um Bildung für einen nicht unbedeutenden Menschenkreis. Die Schließung des Riehl-Kollegs reiße eine Lücke in die Düsseldorfer Bildungslandschaft: „Es ist eine Lücke, die wir schließen müssen.“
Dem Schulausschuss seien jedoch die Hände gebunden. So bekundete Wiedons Stellvertreter Thorsten Graeßner (Grüne) etwa, es würde ihm „das Herz bluten“, es sei „eine extreme Ausnahme“, „total leid“ tue es ihm, doch dem Schulausschuss bleibe keine Wahl. Geichwohl brachte Graeßner die Möglichkeit ins Spiel, den Studiengang Weiterbildungskolleg an anderer Stelle wieder zu eröffnen: „Wir müssen überlegen, ob wir diesen Studiengang nicht in der Stadt erhalten. Aber das ist ein zweiter Schritt. Im Moment hilft uns das nicht.“
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Und doch ist auch die vom Vereinsvorstand ins Spiel gebrachte „Abwicklung“ – wie Schorck es ausdrückt – noch nicht zur Gänze wasserdicht. Zunächst muss die Mitgliederversammlung des Trägervereins dem Beschluss auch zustimmen. Ausdrücklich dafür appellierte Wiedon an die Mitglieder des Trägervereins. Denn sonst wisse wirklich niemand, was geschehen würde. Manch ein Gast empfand das fast als ein klassisches „friss oder stirb“.
Stadt dementiert, schon mit dem Grundstück zu planen
Derweil machen Gerüchte die Runde. Dem Vernehmen nach sei es in Wirklichkeit um das Gebäude und das Grundstück am Hackenbruch gegangen, nicht um das Kolleg als solches. Angeblich plane die Stadt bereits mit dem Grundstück, wolle es einer anderen Schule zur Verfügung stellen. Die Stadt weist dies indes von sich.
Eine Sprecherin erklärte auf Nachfrage: „Im Rahmen des üblichen Portfoliomanagements der städtischen Grundstücke und Gebäude wird zu gegebener Zeit geprüft werden, für welche Bedarfe der Standort kurz- und mittelfristig sowie perspektivisch genutzt werden könnte. Eine konkrete Nutzung oder Entwicklung des Standortes steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest und steht auch in keinem Zusammenhang mit der möglichen Auflösung des Kollegs.“
Und auch in den Verhandlungen mit der Bezirksregierung sei es niemals um „eine Folgenutzung des Standortes Am Hackenbruch 35 für eine andere Schule als das Riehl-Kolleg“ gegangen. Grund sei einzig und allein „die form- und fristgerechte Kündigung der Handwerkskammer“, wie es sich in einer Mitteilung der Stadt liest.
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Landeshauptstadt Düsseldorf verliert eine Bildungsinstitution
Stand jetzt ist Düsseldorf ziemlich bald um eine Bildungsinstitution ärmer. Der Blick in die Region zeigt derweil, dass es auch anders geht. Neuss und Köln leisten sich Weiterbildungskollegs. In den beiden Städten sind die Kollegs allerdings öffentlich und nicht in privater Hand. Auch das Kolleg in Wuppertal befindet sich in Trägerschaft der Kommune. Alle drei Orte sind finanziell schlechter gestellt als Düsseldorf. Wuppertals Pro-Kopf-Verschuldung ist mit 4225 Euro pro Einwohner mehr als doppelt so hoch wie in Düsseldorf (1878 Euro). Im Rhein-Kreis Neuss liegt der Wert bei 2541 und in Köln sogar bei 5779 Euro pro Einwohner
Anderen Städten scheint es trotz knapper Kassen wichtig zu sein, auch Alleinerziehenden und anderen benachteiligten Personen das Abitur zu ermöglichen. Wobei auch für das Riehl-Kolleg gilt, dass den finanziellen Löwenanteil ohnehin die Stadt übernommen hat. Die Kammer hatte zuletzt jährlich 41.000 Euro gezahlt – der Anteil der Stadt belief sich auf 434.753 Euro. Der von Graeßner ins Spiel gebrachte „zweite Schritt“ erscheint also grundsätzlich möglich.
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