Düsseldorf. Müssen sich Frauen auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt vor sexueller Gewalt fürchten? Nein, sagt die Polizei. Wovor ein Sprecher dennoch warnt.

Es ist eine Angst, mit der Frauen ständig leben müssen. Ein „Nein“ wird nicht akzeptiert, belästigende Sprüche werden gerissen, Männer werden aufdringlich oder Schlimmeres. Und auch wenn ein Großteil der Verbrechen gegen Frauen im Rahmen häuslicher Gewalt stattfinden, haben auch Großveranstaltungen immer wieder mit dem Ruf zu kämpfen, zu Angsträumen werden zu können. Die Kampagne „Luisa ist hier!“ soll in solchen Situationen Frauen einen Ausweg und Hilfe verschaffen. Auch auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt wird für sie geworben.

Kampagne für Sicherheit von Frauen: „Luisa ist hier!“ auch auf Düsseldorfer Weihnachtsmarkt

Der Gedanke hinter der Kampagne ist dabei denkbar einfach. Fühlt sich eine Frau im öffentlichen Raum unwohl oder wird bedrängt, soll sie sich einfach mit der Frage „Ist Luisa da?“ an beispielsweise Türsteher, Service-Personal und Verkäufer wenden können. Die Frage funktioniert hierbei als Code, der weniger auffällig und einfacher zu tätigen ist als ein direkter Hilferuf.

Eines der Plakate für die „Luisa ist hier!“-Kampagne auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt.
Eines der Plakate für die „Luisa ist hier!“-Kampagne auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt. © NRZ | Stephan Wappner

Einmal angesprochen, kann das geschulte Personal die Betroffene Person dann beispielsweise unauffällig in einen sicheren Rückzugsort bringen, die Polizei alarmieren oder auch einfach zu einem Taxi begleiten. Das Angebot richtet sich dabei vornehmlich an Frauen, steht aber prinzipiell auch Männern offen, die in einer ähnlichen Situation sind.

Weihnachtsmarkt Düsseldorf: Wie sicher ist er für Frauen?

Doch wie sicher ist der Düsseldorfer Weihnachtsmarkt für Frauen? „Viel friedlicher als da geht es glücklicherweise nicht“, gibt ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei die Antwort. Man sei als Behörde ein starker Befürworter der „Luisa ist hier!“-Kampagne und fände es gut und wichtig für das Thema zu sensibilisieren. Doch, und hier ist der Polizeisprecher deutlich: „Einen Tatort Weihnachtsmarkt gibt es nicht.“ Auf jeden Fall im Bereich Belästigung und sexuelle Gewalt. „Womit es die Kollegen hier eher zu tun kriegen, sind Diebstähle, aber das sind auch nur sehr vereinzelte Fälle.“

Was aber auch mit zur Kehrseite der Medaille gehört: Auch wenn es auf dem gut ausgeleuchteten Weihnachtsmarkt, auf dem die Polizei gut vertreten sei, so gut wie keine derartigen Fälle gebe, sei das Problem nicht aus der Welt. „Wo eher etwas passieren kann, ist nach dem Weihnachtsmarkt“, gibt der Polizeisprecher zu Bedenken. Wenn hier die alkoholisierten Personen in und durch die Altstadt zögen, sei das Potential schon höher.

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Frauenhilfe Düsseldorf: „Es ist wichtig, die Kampagne bekannter zu machen“

Ähnlich wie die Polizei schätzt auch Lena Löwen von der Düsseldorfer Frauenberatungsstelle die Situation ein. Übergriffiges Verhalten fände in der Öffentlichkeit eher in Clubs statt als auf dem Weihnachtsmarkt. „Hier ist das Klientel bei den Besuchern ja auch sehr gemischt“, gibt Löwen zu bedenken. Wo beispielsweise Familien mit Kindern unterwegs sind, sei weniger mit Übergriffen zu rechnen, als bei Großveranstaltungen, bei denen ausschließlich Erwachsene vor Ort sind.

Dennoch gilt für sie, dass an Orten an denen viel Alkohol fließt, auch immer übergriffiges Verhalten stattfinden könnte. Daher sei es wichtig, der Kampagne auch an einem Ort Platz einzuräumen, der vielleicht selbst weniger betroffen ist. „Es ist wichtig, die Kampagne bekannter zu machen“, erklärt die Expertin. So hätten Frauen, wenn sie an anderer Stelle in eine gefährliche Situation kämen, direkt ein Mittel zu Hand, um nach Hilfe fragen zu können.

Und dass diese Hilfsmittel wichtig sind, das erlebt Löwen tagtäglich in ihrer Arbeit. „Wir sind das ganze Jahr über ausgelastet“, erklärt sie. Dabei gebe es zwar immer wieder Phasen, in denen die Düsseldorfer Frauenberatungsstelle mit mehr Anfragen konfrontiert würde, aber an Veranstaltungen, wie dem Weihnachtsmarkt, könne man keine direkte Entwicklungen festmachen. Die Expertin nennt aber ein anderes Beispiel: „Wir hatten einen Anstieg bei Anfragen im Bezug auf häusliche Gewalt etwa während der Pandemie, als Familien viel Zeit miteinander verbringen.“ Eine weitere Phase in der, laut der Expertin, ähnliche Umstände gelten können: Die Weihnachtszeit.

Die telefonische Beratung der Düsseldorfer Frauenberatung ist montags und mittwochs von 14 bis 18 Uhr und am Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 14 Uhr unter der 0211 68 68 54 erreichbar.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Jedes Jahr am 25. November findet der „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ – im Englischen auch manchmal als „Orange Day“ („orangener Tag“) bezeichnet – statt. Die Farbe Orange soll dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen und Mädchen symbolisieren.

In Düsseldorf haben im Rahmen des Aktionstages gleich mehrere Initiativen und Organisationen Zeichen gesetzt. So wurden sowohl von der Arbeiterwohlfahrt als auch von Gewerkschaftsmitgliedern in Düsseldorf orangefarbene Bänke aufgestellt und Informationsangebote durchgeführt.

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