Essen. Der Enforcement Trailer spielte an Essener Straßenrändern zuletzt einen Halbjahres-Gewinn von 680.000 Euro ein. Das schreit offenbar nach mehr.

Der erste Blitzeranhänger Essens macht sich rasend schnell bezahlt - so rasant sogar, dass die Stadtverwaltung ebenfalls Gas gibt und weitere dieser Enforcement Trailer auf die Straßen schicken möchte. Auch wenn das Ordnungsamt betont, der Ausbau der Geschwindigkeitsüberwachung diene in erster Linie der Verkehrssicherheit, gehört zur Wahrheit dazu, dass das Gerät ohne großen Aufwand richtig viel Geld einspielt.

Nach sechs Monaten, in denen die Kontrollkiste an 176 Tagen ungestört ihren Dienst versehen konnte, waren das satte 735.000 Euro. Dem stehen in diesem Zeitraum geradezu läppisch wirkende Kosten unter anderem fürs Leasing von knapp 53.000 Euro gegenüber. Was am Ende einen Reingewinn von über 680.000 Euro bedeutet. Pro Jahr wären das dann hochgerechnet über 1,3 Millionen.

Essens Blitzanhänger hat eine „zusätzliche psychologische Wirkung“

Angesichts dieser frappierenden Gewinnmargen plus eingepreister erzieherischer Effekte dürfte es dem Ordnungsausschuss in der kommenden Woche schwerfallen, den Vorschlag des zuständigen Dezernenten Christian Kromberg auszubremsen: Nämlich zwei zusätzliche Enforcement Trailer zu mieten, „um den weiterhin bestehenden Herausforderungen im Straßenverkehr besser begegnen zu können“, aber auch, um den jährlichen Gewinn um weitere 2,6 Millionen auf rund vier Millionen Euro nach oben zu schrauben.

Da seit Februar zu jeder Zeit und an jedem Ort der Stadt damit zu rechnen ist, für Tempoverstöße eine Quittung zu bekommen, habe der Blitzanhänger eine „zusätzliche psychologische Wirkung“, die mit den Radarwagen, die nur tagsüber im Einsatz sind, oder den stationären Radarstellen, deren Standorte jeder Essener kennen dürfte, nicht zu erreichen wäre, heißt es.

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Und: Der Anhänger spart auch noch personelle Ressourcen. Einmal am Straßenrand abgestellt, versieht er klaglos und zuverlässig seinen Dienst rund um die Uhr. Lediglich für sechs Tage binnen sechs Monaten musste der Trailer aus dem Verkehr gezogen werden, um die Batterie laden, sich reinigen oder ein Ersatzteil anflanschen zu lassen. Vereinzelt wurde die Kiste zudem sabotiert. Unbekannte pappten Aufkleber auf die Linse und nahmen der Kamera mit aufgeklappten Mülltonnendeckeln oder aufgesprühter Farbe die Sicht auf Temposünder.

Essens Blitzanhänger hat über eine Million Fahrzeuge ins Visier genommen

In zwei Fällen kam es durch großflächigere Farbschmierereien und eine komplett zerkratzte Frontscheibe zu Vandalismusschäden, nach denen die Polizei ermittelt. Unterm Strich stand dennoch nicht mehr als eine Ausfallzeit von rund 30 Stunden, bilanziert das Ordnungsamt. Im ersten halben Jahr konnte der Blitzanhänger so immerhin insgesamt knapp über eine Million Fahrzeuge ins Visier nehmen. 22.249 Mal löste er aus, was einer Temposünder-Quote von 2,21 Prozent entsprach.

Dazu kam ein weiterer Effekt: Die zuvor mit den Radarwagen erzielten Quoten konnten durch den Trailer-Einsatz an 22 von 26 Standorten abgesenkt werden, so die Stadt: „Und das für einen längeren Zeitraum.“ Was aus Sicht der Verwaltung bedeutet: Der Einsatz des Anhängers ist nicht nur weniger personalintensiv und monetär gewinnbringend, sondern auch in Sachen Verkehrssicherheit effektiver. Wäre es nicht geradezu fahrlässig, all diese Vorzüge nicht zu vervielfachen?

Bis aus dem Plan Realität wird, dauert es aber noch: Mit einer Inbetriebnahme der zwei weiteren Dauerblitzer ist nicht vor Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 zu rechnen, weil das entsprechende Ausschreibungsverfahren die Anschaffung verlangsamt.

Die Rekordeinnahmen des vergangenen Jahres dürften übertroffen werden

Absehbar ist aber schon jetzt: Die Rekordeinnahmen aus der Verkehrsüberwachung des letzten Jahres dürften spätestens dann so absehbar wie deutlich übertroffen werden. 6,2 Millionen Euro hat die Stadt Essen durch die Überwachung des fließenden Verkehrs in 2023 eingenommen. Durch Tempoverstöße haben die bezahlten Verwarn- und Bußgelder damit um eine Million Euro im Jahresvergleich zugelegt.

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