Düsseldorf. Die Düsseldorferin Nadia Idrissou engagiert sich in sozialen und politischen Projekten. Was sie in ihrem Aktivismus motiviert und herausfordert.

  • Nadia Idrissou ist 23 und engagiert sich für Entwicklungshilfe und im sozialen Bereich
  • Wie viele andere junge Aktivistinnen und Aktivisten erlebte auch sie die Herausforderungen ihres Engagements
  • Ihre persönlichen Erfahrungen motivieren sie aber auch, weiter für ihre Überzeugungen einzutreten

Es gibt viele Gründe, die Nadia Idrissou in ihrem Aktivismus motivieren. Es sei nicht der eine, große Moment, gewesen, der sie inspiriert habe. Viel eher hätten viele kleine Mosaiksteine hierfür das Fundament gebildet. Seien es Diskriminierungserfahrungen, welche die 23-jährige Tochter mit familiären Wurzeln in Togo erlebt hat. Oder das soziale Engagement, in welchem die Düsseldorferin bereits in ihrer Schulzeit aufging. Über ihre Beweggründe, aber auch über die Herausforderungen, mit denen sich junge, sozial engagierte Menschen konfrontiert sehen, hat sie im Gespräch mit der NRZ erzählt.

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Düsseldorfer Aktivistin: In Berlin gegen Kürzungen in der Entwicklungshilfe geworben

Sie sei froh, dass aktuell Semesterferien sind, erzählt Nadia Idrissou beim Treffen im relativ neuen, aber trotzdem gut gefüllten Café Calma in Bilk. Sie könne sich so aktuell stärker auf ihre Arbeit als Jugendbotschafterin der gemeinnützigen Organisation ONE konzentrieren, als während der Vorlesungszeit. ONE setzt sich schwerpunktmäßig gegen Armut und für Chancengleichheit im globalen Süden ein, ein weiterer Schwerpunkt ist die Eindämmung vermeidbarer Krankheiten in strukturell schwachen Ländern. ONE ist hierbei an sich keine Hilfsorganisation, sondern will einen Wandel in der Politik herbeiführen.

Ganz in diesem Sinne war sie etwa erst Ende September mit etwas mehr als zwei Dutzend weiteren Jugendbotschafterinnen und -botschaftern in Berlin. Grund für den Besuch waren die geplanten Haushaltskürzungen bei der Entwicklungshilfe. Man wollte ein Zeichen setzen und mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen. „Auch wenn wir mit einer großen Gruppe da waren, war es immer noch eine einschüchternde Erfahrung“, erinnert sie sich. „Ich hatte bisher immer eher mit sozialen Projekten auf kleiner Ebene zu tun. Das hier war schon was anderes.“

Sozialen Engagement bereits an der Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller

Ihre ersten Schritte in Richtung dessen, was irgendwann zu organisiertem Aktivismus werden sollte, machte die 23-Jährige in ihrer Schulzeit. An der Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller kam sie so erstmals mit dem Düsseldorfer Ehrenamt in Kontakt. „Ich erinnere mich noch gut an ein Jahr, in dem wir die Caritas unterstützen konnten“, erzählt sie von ihren einprägsamsten Erfahrungen im Jugendalter. Aber die Schule bot auch darüber hinaus verschiedene soziale Angebote zu breit gefächerten Themen. „Ich fand es gut, in so viele Richtungen etwas machen zu können. Das war für mich auch ein Antrieb, denn ich hatte eigentlich fest vor, mir nach dem Abitur ein Ehrenamt vor Ort zu suchen“, erinnert sich die Studentin.

Einen Strich durch diese Rechnung machte dann allerdings die Corona-Pandemie. Isolation und Lockdown, ebenso die Einschränkungen des schulischen Lebens fraßen viel der Energie, die Idrissou gerne in soziales Engagement gesteckt hätte. Angesichts der vielen aufeinander treffenden Krisen der vergangenen Jahre, sei es aus ihrer Sicht auch verständlich, warum gerade viele junge Aktivisten mit sich ringen würden. Ein Blick auf Bewegungen wie Fridays for Future zeige die Frustration und Ohnmacht, die viele Menschen fühlten. „Ich habe auch Machtlosigkeit empfunden angesichts all der schrecklichen Dinge, die in der Welt passieren. Und ich war erschöpft, weil ich das Gefühl hatte, als Einzelne nichts bewegen zu können.“

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Abhilfe fand Nadia Idrissou durch viele kleine Momente, die ihr Mut gaben. Positive Geschichten von Bekannten, zu sehen, dass sich Kommilitoninnen und Kommilitonen ebenfalls mit sozialen Themen beschäftigten, all das half in der Zeit nach Corona. In Erinnerung blieb ihr auch ein Auslandssemester in Finnland: „Mit was für einer Selbstverständlichkeit da diskutiert wurde und mit was für einer Energie für Werte eingetreten wurde, war einfach inspirierend.“ Kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland begann ihr Engagement für ONE.

Und bei diesem geht es auch nicht nur darum, mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch zu kommen. Auch Bildungs- und Informationsarbeit ist ein Teil. Das bedeutet, manchmal stundenlang an Ständen zu stehen und auf Veranstaltungen unterwegs zu sein, und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei ist Entwicklungspolitik natürlich nicht das Thema, dass die meisten Menschen aktuell beschäftigt. „Von vielen höre ich, dass wir uns erstmal um Deutschland kümmern sollen“, so die 23-Jährige. Mit dieser Einstellung hadert sie etwas, auch weil sie auf Reisen – etwa zu Familienangehörigen nach Togo oder für die Arbeit in einer Schule in Südafrika – gemerkt hätte, wie vernetzt die Welt sei und welche Auswirkungen die Globalisierung hat.

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Dennoch ist sie überzeugt, dass es wichtig ist, offen auf die Menschen zuzugehen. Es helfe, auch auf die positiven Dinge zu verweisen, die man bereits erreicht hätte. „Das überzeugt natürlich nicht jeden und nicht sofort. Aber die Botschaft kommt meistens an, auch wenn die langfristige Wirkung fraglich ist. Ich finde es aber auch einfach wichtig, Präsenz für diese Themen zu zeigen, bevor sie in Vergessenheit geraten.“ Denn eines steht für sie auf jeden Fall fest: „Ich habe erkannt, dass es wichtig ist, dass man etwas tut, auch wenn man damit nicht direkt die Welt rettet