Düsseldorf. An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sind die neuen Erstsemester ins Studium gestartet. Wohnungen sind knapp - was Studierende berichten.

Mit dem Wintersemester 2024/25 beginnt auch an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) wieder der Uni-Alltag. Für einen nicht unbedeutenden Teil der Studierendenschaft ist es das erste Semester überhaupt an einer Hochschule. Wir waren am Montag (7. Oktober) bei der Begrüßung der Erstsemester dabei und haben uns unter Studierenden umgehört. Dabei kam heraus: Eines der drängendsten Probleme ist auch hier der Wohnraum.

Umfrage unter Erstsemestern an HHU: „15 Prozent kennen Düsseldorf nicht“

Gleich zu Anfang der Begrüßung stand eine kleine Umfrage unter den Anwesenden des Hörsaals 3 in der HHU: Wie viele Studierende starten den Tag mit Kaffee, wie viele mit Tee? Bezeichnender als dieses Ergebnis (43 Prozent Kaffee, 32 Prozent Tee) war allerdings das Ergebnis auf die zweite Frage: „Wie gut kennt ihr Düsseldorf?“ Und da antworteten lediglich 37 Prozent mit „sehr gut“, 48 Prozent gaben an, Düsseldorf „nur wenig“ zu kennen. Immerhin 15 Prozent gaben an, Düsseldorf gar nicht zu kennen.

Ein Bild, das sich bestätigte, als wir Studienanfänger befragten. So etwa Medea aus Duisburg. Die Erstsemesterstudierende der Chemie erzählte, dass sie in Duisburg wohnen bleiben würde: „Es ist einfacher so, das Pendeln klappt gut“, schließlich könne sie mit der U79 einfach bis zur Uni durchfahren.

Ihre Kommilitonin Oriane hat ein Studium der Biochemie aufgenommen. Sie ist für das Studium sogar extra aus Dubai nach Düsseldorf gezogen. Eine Wohnung in der Landeshauptstadt zu finden war jedoch schwer, berichtet die Studentin. Seit August war sie auf der Suche, hat gerade erst eine Wohnung gefunden. „In Dubai findet man leichter Wohnungen als in Düsseldorf“, sagt sie.

Anzahl Studierender an der HHU geht zurück

Insgesamt hat die HHU nun 27.707 Studierende. Zum Vergleich: vor einem Jahr waren es noch 28.090. Dabei ist auch der Anteil ausländischer Studierender von 15 auf 14 Prozent gesunken. Dieses Jahr kommen 3647 Erstsemester dazu. Auch das bedeutet einen Rückgang von fast 300 gegenüber 2023. Von den sogenannten „Ersties“ sind 16 Prozent ausländische Studierende.

Dass die Zahl der Studierenden an der Düsseldorfer Universität zurückgehen, überrascht die Mitarbeitenden der Stabsstelle Kommunikation der HHU nicht. Eine Sprecherin erklärte, dass sich hier immer noch Effekte des Deutschlandtickets auswirken könnten. Schon im vergangenen Jahr hatte Uni-Rektorin Anja Steinberg erklärt, dass die Zahlen aufgrund des Verlusts der sogenannten Rheinbahn-Studenten niedriger ausfielen als früher.

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist nach wie vor eine Pendleruni

Dass die HHU eine Pendleruni ist, ist kein Geheimnis. Die Stabsstelle Kommunikation gibt an, dass etwa ein Drittel der Studierenden in Düsseldorf selbst leben würde. Mehr als die Hälfte aller Studierenden sei in den Kreisen Düsseldorf, im Rhein-Kreis Neuss, Mettmann oder Köln gemeldet. Ein Grund dafür könnte im überheizten Düsseldorfer Wohnungsmarkt liegen.

Das Statistische Bundesamt hat kürzlich gemeldet, dass die Hälfte der Studierenden mit eigener Haushaltsführung weniger als 867 Euro pro Monat zur Verfügung hat. Und die Wohnkosten sind beträchtlich: 54 Prozent sind es durchschnittlich, die Studierende von ihrem Einkommen für eine eigene Wohnunterkunft bezahlen müssen.

Schon ein kurzer Blick ins Internetportal Immobilienscout zeigt: Für bis zu 500 Euro Kaltmiete gibt es auf dem Portal um die dreißig Wohnungen. Ein Vorteil für Studierende ist, dass relativ viele Wohnungen in Wersten, Friedrichstadt und Oberbilk liegen, also in Stadtteilen mit Uni-Nähe. Doch der Markt ist umkämpft.

Aus Gerolstein in die Landeshauptstadt

Davon berichten auch Kevin und Samy, die beide aus Gerolstein in die Landeshauptstadt gezogen sind. Kevin studiert Informatik, Samy Biologie. Die beiden hatten Glück: Samy konnte aufgrund persönlicher Kontakte sogar eine sehr günstige Lösung finden. Dennoch wissen beide, dass es schwierig ist, an Wohnraum zu kommen. Für die beiden jungen Männer aus der Eifel war es aber wichtig, nach Düsseldorf zu ziehen. Samy: „Ich bin relativ extrovertiert und konnte in der Altstadt schon erste Kontakte knüpfen.“ Auch Kevin ist schon altstadterprobt. Gute Voraussetzungen also, in Düsseldorf bestens anzukommen.

Die Studenten Kevin (l.) und Samy kommen aus Gerolstein und haben in Düsseldorf eine Wohnung gefunden. Ganz einfach war es nicht, jetzt aber freuen sich die beiden auf das Studium in der Landeshauptstadt.
Die Studenten Kevin (l.) und Samy kommen aus Gerolstein und haben in Düsseldorf eine Wohnung gefunden. Ganz einfach war es nicht, jetzt aber freuen sich die beiden auf das Studium in der Landeshauptstadt. © NRZ Düsseldorf | Below

Und doch: Beide warten noch auf das Geld vom Bafög-Amt: „Wir haben es schon vor Monaten beantragt, aber bisher kam nichts.“ Kevin jedenfalls hat für die Durststrecke vorgebaut, er hat nach dem Abi erstmal ein wenig gearbeitet und Geld zurückgelegt. Das kommt ihm jetzt zugute.

Heinrich-Heine-Universität als Notlösung?

Für einige andere Studierende ist die Wohnungssuche hingegen noch im vollen Gange – oder auf Eis gelegt. Lara, Franka, Lotta und Vanessa sind Ersties der etwas anderen Art. Die vier jungen Frauen haben alle ihr Master-Studium der BWL in diesem Semester in Düsseldorf aufgenommen. Den Bachelor haben sie an anderen Unis gemacht.

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Alle vier müssen pendeln, Lara kommt sogar Tag für Tag aus Bonn nach Düsseldorf. Und dabei war die HHU nicht mal die erste Wahl. Köln und Münster hätten abgesagt, deswegen nun also Düsseldorf. Aber unglücklich sind sie nicht. Lara erklärt: „Das Studium hier ist etwas freier als etwa in Köln.“ Und diese Freiheit als Standortvorteil sei ja nicht zu unterschätzen. „Man kann hier eigene Schwerpunkte setzen, das gefällt uns gut.“

Und eigentlich haben die vier auch gar nichts dagegen, nach Düsseldorf zu ziehen. Das Problem sei eben: „Bezahlbarer Wohnraum.“ Bis sich hier etwas tut, sind die vier auf‘s Pendeln angewiesen. Glücklicherweise haben Franka (Krefeld), Lotta (Leichlingen) und Venessa (Langenfeld) deutlich kürzere Wege als Lara.

Frühe Zusage erhöht die Chance auf erfolgreiche Wohnungssuche

Minh-Thu und David sind beide Erstsemester der Biologie. Die 23-jährige Minh-Thu kennt wenigstens das Uni-Klinikum gut, schließlich arbeitet sie hier seit 2019 als Kinderkrankenschwester. Den Job wird sie trotz ihres aufgenommenen Studiums weiter ausüben: „Ich arbeite jedes zweite Wochenende auf Station“. Und das ist nötig: Bafög bekommt sie nicht. Minh-Thu wohnt in Monheim, da fällt das Pendeln noch relativ leicht.

Für David hingegen ist es keine Option. Der Bio-Erstie stammt aus Konstanz, hat zunächst an der Universität Freiburg ein Informatik-Studium begonnen. Wer den Freiburger Wohnungsmarkt kennt, weiß, dass Deutschlands südlichste Großstadt ein noch teureres Pflaster als Düsseldorf ist. Bei Immobilienscout findet sich in Freiburg lediglich eine Wohnung für unter 500 Euro kalt. David hat daraus gelernt – und hatte Glück: „Ich hatte meine Zusage relativ früh und konnte loslegen mit der Suche.“ Und doch war es knapp: „Eingezogen bin ich erst letzte Woche.“

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