Düsseldorf. Nach drei Monaten sind die Bauarbeiten auf der Ludenberger Straße (B7) abgeschlossen. Im Netz wird die neue Straßenführung heftig diskutiert.
Die Baustelle auf der Ludenberger Straße (B7) ist passé. Ein paar wenige Baken erinnern am Dienstag (15. Oktober) noch an die monatelange Baustelle im Düsseldorfer Osten. Seit Juli wurde die Haltestelle „Pöhlenweg“ barrierefrei ausgebaut. Damit einher gingen wochenlange Sperrungen für Autofahrer und Schienenersatzverkehr für ÖPNV-Nutzer.
Ab sofort stehen den Fahrgästen zwei 60 Meter lange Bahnsteige zur Verfügung, erhöht und ausgestattet mit taktilen Leitsystemen, gesicherten Überwegen, transparenten, einsehbaren Wartehallen und digitalen Anzeigetafeln mit Vorlesefunktion. Mit dem barrierefreien Ausbau hat die Rheinbahn zeitgleich umfangreiche Straßen-, Radweg-, Gehweg- und Gleisbauarbeiten umgesetzt. Beidseitig wurden die Gleise auf einer Länge von rund 370 Metern erneuert, ebenso Kabel, Fahrleitungsanlage, Nachrichtentechnik, Entwässerung, öffentliche Beleuchtung und Lichtsignalanlagen.
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„Der barrierefreie Ausbau und die Modernisierung von Haltestellen ist uns sehr wichtig und unabdingbar für die Mobilität der Zukunft. Wir erleichtern damit allen Bevölkerungsgruppen mit ihren unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen den Zugang zu unseren öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Anteil der Niederflur-Haltestellen, die wir barrierefrei ausgebaut haben, steigt mit dieser Haltestelle auf 51 Prozent“, erklärt Michael Richarz, Vorstand Technik und Betrieb der Rheinbahn.
Barrierefreier Ausbau der Haltestelle kostet mehr als 5 Millionen Euro
Die Gesamtkosten des Ausbaus betragen rund 5,44 Millionen Euro. Dabei entfielen unter anderem 2,66 Millionen Euro auf den Haltestellenumbau mit den Gleisanlagen und den Seitenräumen sowie 1,3 Millionen auf den Ersatzverkehr für die Linien U73, U83 uns 709. Der barrierefreie Ausbau wird zu einem großen Anteil durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
„An der Haltestelle Pöhlenweg ist der barrierefreie Ausbau abgeschlossen und veranschaulicht deutlich unser Konzept, ‚Wege für alle‘ zu schaffen. Es wurden zeitgleich Radwege und Gehwege geschaffen, die Straße wurde neu asphaltiert und die Haltestellen wurden so modernisiert, dass sie die Lebensqualität für mobilitätseingeschränkte Menschen, aber auch für alle Bürgerinnen und Bürger verbessert. Gleichzeitig sollen die Vorteile moderner, barrierefreier Bahnsteige die Bereitschaft erhöhen, den ÖPNV anstelle des eigenen Autos zu nutzen“, sagt Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral.
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Mit dem Umbau der Haltestelle hat sich allerdings auch die Verkehrsführung geändert: Statt zwei Fahrstreifen gibt es in Richtung Innenstadt im Bereich der Haltestelle nur noch einen. Kurz vor der vorherigen Kurve müssen sich Autofahrer daher im Reisverschlussverfahren auf die Straßenbahnspur einordnen. Hält eine U-Bahn an der Haltestelle oder gar zwei hintereinander (U73 und U83), staut sich der Verkehr weit zurück. Dafür gibt es Kritik: „Die Bahnen kommen nicht mehr schnell durch, weil der Verkehr sich da stapelt“, schreibt eine Nutzerin in einer Gerresheimer Facebook-Gruppe.
Ein anderer sieht es ähnlich: „Gefährlich finde ich den Spurwechsel hinter beziehungsweise in der Kurve. Wenn eine Straßenbahn von hinten kommt, sieht man sie erst zu spät. Ich bin gespannt, wann der erste Unfall passiert.“ Unter dem Post wird teils heftig über die neue Straßenführung diskutiert. „In Anbetracht der erwarteten Massen von Pendlern aus dem geplanten Neubaugebiet in Hubbelrath, plus der sowieso ständig wachsenden Stadt, ist diese Straße als Verkehrsader nun komplett ausradiert worden. Der Platz ist einfach nicht da“, kommentiert eine Frau.
Kritisch hinterfragt wird auch die Verkehrsführung für Radfahrer. Die befahren die Ludenberger Straße stadteinwärts zunächst auf der Straße, dann führt ein rot gepflasterter Radweg auf die rechte Seite neben den Bürgersteig. Der Radweg verläuft dann hinter der Haltestelle „Pöhlenweg“ und führt dann wieder auf die Straße. Ein ganzer Fahrstreifen ist mehrere Meter zwischen der Haltestelle und der Kreuzung Ludenberger Straße/Pöhlenweg rot angepinselt. Nach der Ampel aber endet der Radweg wieder. Autos ziehen auf die rechte Spur. Fahrradfahrer teilen sich die Straße wieder mit Autos, Lieferwagen und Co.
Aber auch positive Stimmen zum barrierefreien Ausbau werden laut: „Hinter der neuen Haltestelle ist es doch wieder zweispurig. Die paar Meter machen da jetzt auch keinen Unterschied“, schreibt jemand. Ein anderer pflichtet ihm bei: „Sechs Millionen Euro wurden ausgegeben, um Menschen, die mobilitätseingeschränkt sind, zu ermöglichen, genau wie alle anderen zu reisen. Dann kalkuliert man eben fünf Minuten mehr ein mit dem Auto. Es gibt keine Garantie dafür, dass wir nicht demnächst im Rollstuhl sitzen.“
Die Rheinbahn plant bereits weitere Haltestellen, die barrierefrei ausgebaut werden sollen: Als Nächstes sind die Haltestellen „Suitbertusstraße“ in Bilk für die Linien U71 und U83, „Heinrichstraße“ in Mörsenbroich für die Linien 701, 708 und U71 und „Flingern S“, der Bahnsteig der Linie 709 in Richtung Innenstadt und Neuss an der Reihe. Im Hochflurbereich haben vor Kurzem die Bauarbeiten für den barrierefreien Ausbau der Haltestelle „Prinzenallee“ in Oberkassel begonnen.
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