Dinslaken. Dinslakener Künstler haben angeboten, die Personentunnel des Bahnhofs zu gestalten. Die Stadt hat das Projekt unterstützt. Aber die Bahn sagt Nein.

Wie ein Lost Place zum Hingucker wird, das haben die Künstler der Dinslakener Gruppe Urban Arts - die heute Ein Spray - heißt, zuletzt in der Spiegelpassage in der Dinslakener Innenstadt gezeigt. Der Fußgängertunnel zwischen der Neustraße und der Klosterstraße ist mit bunten Motiven aus Dinslaken erblüht. Dasselbe hatte die Gruppe auch mit dem Bahnhof Dinslaken vor. Die Künstler rund um Julian Schimanski hatten angeboten, die Fußgängertunnel und die Aufgänge zu den Gleisen zu gestalten. Kostenlos. Die Stadt Dinslaken hat sich bei der Deutschen Bahn für das Projekt eingesetzt. Doch die hat abgewunken. Der Vorschlag könne „aufgrund bahninterner Richtlinien“, nicht umgesetzt werden, teilt die Stadt Dinslaken am Donnerstag mit.

Das ist der Hintergrund

Der Bahnhof und der alte Personentunnel gammeln seit vielen Jahren vor sich hin. Stadt Dinslaken und Bahn konnten sich lange nicht darauf einigen, wer das Gebäude saniert oder neu baut. Und mindestens so lange schon wurde dort nichts gemacht. Auch der neue Personentunnel, der das im Rahmen der Betuwe-Erweiterung der Strecke zusätzlich erbaute Gleis mit dem Bahnhofsgebäude verbindet, war nach kürzester Zeit unter anderem mit Nazi-Symbolen beschmiert - ebenso wie die Aufgänge zum Gleis. Die Wände waren weiß gestrichen - eine Leinwand für Schmierer und Vandalen.

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Das war geplant

„Unser Ziel ist es, den Bahnhof zu einem Ort zu machen, der die Menschen positiv berührt und die Stadt in ihrer Vielfalt repräsentiert“, das schrieb Julian Schimanski in der Beschreibung seines Projekts an die Deutsche Bahn. Er wollte auf 380 Quadratmetern Fläche Dinslaken in seiner ganzen Vielfalt darstellen: „markante Gebäude, historische Wahrzeichen, Menschen und Traditionen sowie kulturelle und sportliche Aktivitäten“. Auch die Bürger sollten beteiligt werden und sich mit Ideen, Geschichten und Wünschen einbringen.

So sahen die Wände des neuen Tunnels im Bahnhof Dinslaken nach kürzester Zeit aus.
So sahen die Wände des neuen Tunnels im Bahnhof Dinslaken nach kürzester Zeit aus.

Dass die Dinslakener Künstler das können, haben sie bereits an zwei Bahnhöfen in Duisburg bewiesen. Um das Projekt nicht am Geld scheitern zu lassen, hätten die Dinslakener Künstler unentgeltlich gearbeitet.

Zwar seien auch schon andere Unterführungen durch Künstler professionell gestaltet worden und die Bahn habe die Erfahrungen gemacht, „dass wir in bunt gestalteten Unterführungen weniger Vandalismus haben“, erklärt Stefan Deffner, Sprecher der Deutschen Bahn auf Anfrage der NRZ. Der Vorschlag der Dinslakener Künstler aber „entsprach nicht unseren Vorstellungen. Wir haben gewisse Kriterien, nach denen wir solche Gestaltung zulassen.“ Dabei gehe es weniger um Geschmack sondern eher um die Frage, ob die Gestaltung „ins Gesamtkonzept passt, ob es Bezüge gibt, die zum Bahnhof oder zum Konzern passen“. Außerdem sei der Bahn auch eine „gewisse Nachhaltigkeit“ und „Pflege des Kunstwerks“ wichtig. Falls es doch Schmierereien gebe, dass diese „so schnell wie möglich entfernt oder korrigiert“ würden. Ob die Dinslakener Künstler das verweigert haben? Dazu konnte der Bahnsprecher nichts sagen.

Allerdings sei das Ganze ohne „hinfällig, weil wir die Personenunterführung im Rahmen der Sanierung des Mittelbahnsteigs neu fliesen. Insofern ist eine künstlerische Gestaltung ohnehin nicht vorgesehen.“ In welchem Zeitrahmen? Auch dazu gab es am Donnerstagnachmittag keine Angaben.

Das sagt die Stadt Dinslaken

Gekachelte Wände seien, so findet auch die Stadt Dinslaken „vandalismusresistenter“. Ein Verputzen und anschließende Graffiti-Gestaltung sei „langfristig zu wartungsaufwändig“ Die Stadt und der Künstler würden „mit der Bahn im Gespräch“ bleiben, „um Alternativen zu prüfen“, erklärt die Stadt Dinslaken weiter. So werde die Idee zur Gestaltung der Fläche im Wendehammer der Bahnstraße derzeit von der Bahn geprüft. Auch die von den Künstlern vorgeschlagene Einbeziehung der Flächen an der Hedwigstraße und Hochstraße habe die Stadtverwaltung an die Deutsche Bahn mit der Bitte um Prüfung vermittelt. Dort steht die Bahntrasse nicht mehr auf einem grünen Wall sondern auf meterhohen Spundwänden, deren Begrünung laut Deutscher Bahn nicht möglich ist.

Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel betont: „Die Deutsche Bahn hat sich sehr gesprächsbereit gezeigt und wir sind dankbar für den offenen Dialog. Dass die Umgestaltung des Personentunnels anscheinend nicht möglich ist, bedauere ich sehr. Wir schätzen Herrn Schimanskis künstlerische Arbeit sehr. Seine Projekte, wie das Urban Arts Festival und die Gestaltung der Spiegelpassage, haben bereits zur Verschönerung unserer Stadt beigetragen.“

Der Dinslakener Bahnhof soll nach aktuellem Stand in fünf Jahren saniert werden. Das Kunstwerk wäre also vergänglich gewesen.