Dinslaken. Zu Jahresbeginn sind auch im Schülerverkehr viele Fahrten ausgefallen. Ein Vertreter der Niag erklärte der Politik in Dinslaken jetzt die Gründe.

Schüler, die morgens vor Schulbeginn oder mittags nach der Schule vergeblich an Bushaltestellen warten, Eltern, die die Kinder dann im Schlafanzug mit dem Auto zur Schule bringen oder mittags loshetzen, um sie abzuholen - die Unzuverlässigkeit der Niag-Busse brachte zu Jahresbeginn ÖPNV-Nutzer, Kinder, Eltern und sogar Schulleiter auf die Palme. Die Stadtverwaltung Dinslaken bat die Niag damals, die Ausfälle im städtischen Ausschuss für Mobilität und Verkehr zu erklären - aber auch das klappte nicht. Nun, ein halbes Jahr später, stand Jan-Oliver Mau, Geschäftsbereichsleiter ÖPNV der Niag, Rede und Antwort.

Im Winter, so bestätigte Mau, habe es „viele Probleme mit Ausfällen und Verspätungen“ gegeben. Zeitweise seien vier bis sechs Prozent der Fahrten ausgefallen. Er führte das auf den Fachkräftemangel zurück, der auch den ÖPNV treffe. „Wir stehen dort in Konkurrenz zu anderen Branchen und kämpfen um jede Fahrerin und jeden Fahrer.“

Das sind laut Niag Ursachen für die Probleme

Allerdings sei der ÖPNV „als Arbeitgeber für Busfahrerinnen und Busfahrer nicht so attraktiv“, so Mau. Gründe seien die „schlechte Bezahlung im ÖPNV“ sowie „Schichtzeiten und Wochenendarbeit“. Dabei gehe es nicht nur um den eigentlichen Stundenlohn, sondern auch um die Tatsache, dass die Fahrerinnen und Fahrer oftmals elf Stunden von Zuhause weg seien - ohne in Gänze dafür entlohnt zu werden. Die Erklärung: Im ÖPNV gebe es „Verkehrsspitzen“ am Morgen und Mittag. Es gebe viele Fahrten zwischen 6 und 8 Uhr und ab 12 Uhr - dann also, wenn die Schüler zur Schule gebracht beziehungsweise wieder abgeholt werden.

Zwischen 8 und 12 gebe es allerdings „wenig Verkehrsleistungen“. Das werfe bei der „Gestaltung der Bezahlung große Probleme“ auf: 18 Prozent der Busfahrer müssten in „geteilten Diensten“ arbeiten. Heißt: Die Fahrerinnen und Fahrer werden für die Stunden zwischen den „Verkehrsspitzen“ nicht bezahlt. „Wenn man zwei bis drei Stunden unbezahlte Arbeitszeit hat, hat man einen Elf-Stunden-Tag und bekommt acht Stunden bezahlt.“ Das ergebe ein „großes Problem bei der Work-Life-Balance“ und erschwere es dem ÖPNV, ein „konkurrenzfähiger Arbeitgeber“ zu sein.

Zahlen

Die Niag hat ein 2600 Kilometer langes Netz. 450 Fahrer und 20 Auftragsunternehmen befördern 36 Millionen Fahrgäste in 880.000 Fahrten über 13 Millionen Fahrkilometer im Jahr. Insgesamt hat die Niag 800 Mitarbeiter. Für den Bereich Dinslaken ist der Betriebshof Wesel mit 74 Fahrern zuständig. Ein großes Plus des Verkehrsunternehmens sei dessen eigenes Bildungszentrum, so Jan-Oliver Mau. Informationen dazu gibt es auf https://niag-bildung.de/.

Bis zur 18 Prozent Ausfälle wegen Krankheit

Hinzu kommen laut Mau die seit Corona „rasant gestiegenen Krankenstände.“ Es habe zwischenzeitlich Krankenstände zwischen 10 und 18 Prozent im Winter gegeben, die ebenfalls zu Fahrtausfällen geführt hätten. Mehr Teilzeit als aktuell könne nicht ermöglicht werden, es gelte also, die Fahrplanlücken aufzufüllen, indem mehr Fahrten gewonnen werden. Vielleicht, so meinte Mau im Ausschuss, könne er ja auch die „Politik überzeugen“, mehr Verkehre durchzuführen.

Was die Niag gegen die Probleme unternimmt

Was die Niag gegen die Probleme unternommen hat? Das Verkehrsunternehmen habe Gesundheitsmaßnahmen für die Fahrerinnen und Fahrer ins Leben gerufen, es gebe etwa kostenlose Massagen, Zuschüsse fürs Fitnessstudio, Job-Bikes, Grippeschutzimpfungen. Ein neu eingestellter Gesundheitsmanager kümmere sich ausschließlich um die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer. Man habe zudem regelmäßige Fahrersprechstunden eingerichtet, die die Chance auf leicht sinkenden Krankenstände erhöhen würden. Alle Maßnahmen hätten aber nur dazugeführt, dass die Fluktuationsbilanz ausgeglichen sei - zusätzliche Fahrerinnen und Fahrer habe die Niag nicht gewinnen können. Man suche „händeringend“ Bewerber, die bereit sind, „als Busfahrer im Schichtdienst zu arbeiten.“

Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, sei der Bereich Dinslaken „optimiert“ worden: Die Fahrdienstpläne seien auf Wunsch eines wichtigen Subunternehmers umgestellt worden. Gleichzeitig habe die Niag zwei neue Subunternehmer gewinnen können, die beide bereits im Einsatz seien. Dadurch hoffe die Niag, die „Ausfallquote noch weiter verringern“ zu können. Aktuell liege diese bei zwei Prozent.