Dinslaken. Die Stadtverwaltung will bevorzugt Schüler aus Dinslaken aufnehmen. Welche Schulen betroffen wären – und in welchen Fällen das Prinzip gilt.

Im vergangenen Jahr hat die Politik das Stadtkinderprinzip noch abgelehnt, nun startet die Stadtverwaltung einen neuen Versuch: Sie schlägt vor, an den weiterführenden Schulen in Dinslaken bevorzugt Kinder aus Dinslaken aufzunehmen und ortsfremde Schüler abzuweisen. Das Schulgesetz eröffnet diese Möglichkeit, wenn die Zahl der Anmeldungen die Kapazitätsgrenze übersteigt und die betreffenden Kinder in ihrer eigenen Kommune eine Schule der gewählten Schulform besuchen können. Was sich gegenüber dem vergangenen Jahr geändert hat? Die Haushaltslage der Stadt.

Auch in den kommenden Jahren werden die Schülerzahlen steigen, prognostiziert die Stadt. Bisher konnte der „mehrjährige hohe Andrang ortsfremder Schülerinnen und Schüler noch durch die Bildung von Mehrklassen sowie der damit verbundenen Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen entgegengewirkt werden“. Das könne aber „aufgrund der räumlichen Gegebenheiten, aber auch aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt Dinslaken in der Größenordnung nicht mehr toleriert werden“, so die Stadt.

„In Einzelfällen wurden somit Dinslakener Schülerinnen und Schüler abgelehnt und ortsfremde Schülerinnen und Schüler haben einen Schulplatz erhalten“

Stadt Dinslaken in der Beschlussvorlage zur Schulentwicklungsplanung für die Politik

An den Innenstadt-Gymnasien übersteigen die Anmeldezahlen seit Jahren die Aufnahmekapazitäten, auch an der Gesamtschule Hiesfeld sei das in diesem Jahr erstmals der Fall. „In Einzelfällen“ seien schon Dinslakener Schüler abgelehnt worden, während „ortsfremde Schülerinnen und Schüler einen Schulplatz erhalten“ hätten, so die Stadtverwaltung: Das habe „zu Unmut bei den Dinslakener Eltern“ geführt.  Von insgesamt 2124 Schülerinnen und Schülern an Dinslakens weiterführenden Schulen im Schuljahr 2023/24 seien 485 aus anderem Kommunen gekommen – viele davon aus Duisburg (169), Hünxe (142), Oberhausen und Voerde (86). Wenn man die Schüler aus Hünxe abzieht – weil es dort kein Gymnasium und keine Realschule gibt, können sie nicht abgewiesen werden – kommen weiterhin 16,15 Prozent der Schüler aus anderen Kommunen.

Zahl der Schulformwechsler steigt

Hinzu komme, dass es zunehmend Schulformwechsler gebe: Im vergangenen Schuljahr waren das 41 Schülerinnen und Schüler. Weil die Sonderregelungen, die 2020 wegen der Coronapandemie aufgestellt wurden, nicht mehr gelten, sei vermehrt mit Schulformwechslern zu rechnen, so die Stadt. Die betreffenden Kinder würden vorrangig von den Gymnasien auf die Gesamtschulen wechseln, „vereinzelt“ auch an die Realschule. Das sei aktuell nur durch die Bildung von Mehrklassen an den Gesamtschulen möglich – trotz „erheblicher pädagogischer Bedenken der Schulleitungen“, so die Stadt.

Grundsätzlich haben Schulformwechsler „Anspruch auf Aufnahme an einer Schule der gewünschten Schulform“, so die Stadt – allerdings nicht an einer bestimmten Schule. Schon jetzt sei aber klar, dass die Aufnahmekapazitäten an den Gesamtschulen „künftig nicht ausreichen, um allen Schulformwechslern einen Schulplatz anbieten zu können.“

Warum die Stadt diese Alternativen zum Stadtkinderprinzip ablehnt

Schon im vergangenen Jahr wurde als alternative Lösung des Problems die Ausweitung der Innenstadt-Gymnasien und der Realschule auf vier Züge diskutiert. Entsprechende Anträge müssten bis Ende Oktober bei der Bezirksregierung gestellt werden. Der Platz an den Gymnasien würde grundsätzlich ausreichen – wenn bestimmte Fächer wie Hauswirtschaft weiterhin nicht unterrichtet würden, so die Stadt. Aber um die Flächen-Anforderungen der „Schulbauleitlinie Stadt Köln“ erfüllen zu können, seien „strategische Umwidmungen und gegebenenfalls Erweiterungen der vorhandenen Räumlichkeiten bei beiden Gymnasien erforderlich“, so die Stadt.

Eine dauerhafte Erhöhung auf vier Eingangsklassen würde sich „auch haushalterisch auswirken“, so die Stadt: Neben den baulichen Veränderungen würde das Schulbudget um etwa 15.000 Euro pro Jahr steigen, die Sekretariatsstunden würden sich erhöhen und die Fahrkosten könnten steigen. „Auch der Bedarf an Sporthalleneinheiten würde sich erhöhen“, so die Stadt, die die Dreizügigkeit an OHG und THG beibehalten möchte.

In der Diskussion: Hauptschulbildungsgang an der Realschule

Bei der Realschule hingegen spricht sich die Stadt für eine Ausweitung auf vier Züge und für die Bildung eines Hauptschulbildungsganges ab Klasse 7 aus. So könnten eher Schulformwechsler vor allem in Jahrgang 7 aufgenommen und die Gesamtschulen entlastet werden.  Bauliche Veränderungen sind dafür nach Ansicht der Stadt nicht nötig, weil die Schule damals für die vierzügige Sekundarschule mit Ganztagsbetrieb gebaut worden sei. Die Schule scheint das anders zu sehen.  Für den Hauptschulbildungsjahrgang solle „qualitativ hochwertiges Bildungsangebot“ vorgelegt werden, „das den jeweiligen Schülern, Realschülern wie Hauptschülern, optimale Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet.“ Das werde allerdings kontrovers diskutiert und müsse zuerst mit Schulaufsicht besprochen und bis dahin zurückgestellt werden.

Auch die Stadt Voerde hat vor acht Jahren einen solchen Hauptschulbildungsgang an der Gesamtschule beantragt – ist damit aber an der Bezirksregierung gescheitert.