Dinslaken. „Traurig“: Seit 1920 war die Fleischerei in Dinslaken ansässig. Nun schließt das Geschäft. Der Inhaber erklärt die Gründe für das Aus.

Aufschnitt, Grillgut, Mittagstisch: Noch ist die Theke im Verkaufsraum der Metzgerei Engelbrecht gut gefüllt. Doch schon bald wird sie für immer leer, die Türen der Traditionsfleischerei für immer geschlossen sein. Ende September schließt die Familie nämlich den Betrieb, der seit 1920 an der Augustastraße 166 in Dinslaken ansässig war. Samstag, 28. September, wird der letzte Verkaufstag sein. Natürlich sei er „traurig“, kommentiert Inhaber Heinz Engelbrecht das Aus des eigenen Geschäftes. Doch aus Altersgründen und weil der Nachwuchs fehle, könne er den Betrieb nicht weiter aufrechterhalten.

1978 hat der heute 73-Jährige das Geschäft von seinem Vater übernommen – und das bereits in dritter Generation. Ein echtes Familienunternehmen, denn: Bruder Hans-Ludwig führte die Zweigstelle der Fleischerei in Friedrichsfeld, bis auch er aus denselben Gründen wie sein jüngerer Bruder jetzt, im Juli 2022 die Filiale in Voerde, nach 43 Jahren, schloss. Die Metzgerei – das sei einfach ein „Knochenjob“, erklärte damals Anneliese Engelbrecht im Gespräch mit der NRZ. Das wusste auch Heinz und dennoch war für den heute 73-Jährigen bereits in jungen Jahren „immer schon klar“, den Betrieb seines Vaters einmal zu übernehmen. 1974 legte er die Fleischereimeisterprüfung ab, vier Jahre später übergab sein Vater ihm dann den 83 Quadratmeter großen Verkaufsraum mit den 230 Quadratmetern Büro- und Produktionsfläche an der Augustastraße.

Metzgerei Engelbrecht in Dinslaken schließt: Schock und Trauer bei Kunden groß

Die Verkaufsgespräche und der Kontakt mit den Menschen, wenn er an der Kasse steht, war schon immer das, was Heinz Engelbrecht an seinem Beruf immer besonders viel Spaß gemacht hat. Viele von seinen Kunden kämen regelmäßig, seien in den vergangenen knapp 50 Jahren, die er nun den Betrieb leitet, echte Stammkunden geworden. Von manchen Familien kaufen nicht nur die Eltern oder Großeltern, sondern mittlerweile auch die Kinder und Enkelkinder bei Engelbrecht ein. Der Schock und die Trauer darüber, dass die Familie nun den Betrieb schließt, sei groß, viele seien bei der Verkündung den Tränen nahe gewesen, erinnert sich der Fleischereimeister.

Noch ist die Theke der Metzgerei Engelbrecht in Dinslaken mit Grillfleisch gefüllt. Bald bleibt die Auslage leer: Im September schließt die Fleischerei für immer.
Noch ist die Theke der Metzgerei Engelbrecht in Dinslaken mit Grillfleisch gefüllt. Bald bleibt die Auslage leer: Im September schließt die Fleischerei für immer. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Die Atmosphäre zwischen den Engelbrechts und ihren Kunden habe er immer als sehr familiär empfunden, ebenso wie die Stimmung im Team selbst, betont der Metzgerei-Inhaber. Zehn Mitarbeiter hat Heinz Engelbrecht derzeit noch. Wie es für sie weitergeht? Viele von ihnen würden in Rente gehen, andere, wie Fleischereifachverkäuferin Martina Bartel, sagen: „Irgendwie geht‘s weiter.“ Die 54-Jährige arbeitet „seit der Lehre 1987“ bei der Metzgerei Engelbrecht. „Ich war noch nie woanders. Das ist hier wie Familie und ich weiß noch nicht, was jetzt auf mich zukommt“, gibt sie zu.

Nachwuchsprobleme sind einer der Gründe für das Aus der Metzgerei Engelbrecht in Dinslaken

Bartel und all ihre Kollegen wollen aber optimistisch in die Zukunft blicken und zeigen Verständnis für das Aus. Die Fleischereifachverkäuferin sagt: „Wir haben da ja alle irgendwie mit gerechnet und selbst ja auch mitbekommen, dass kein neues Personal nachkam.“ Eigentlich sei die dreifache Mutter längst nicht jeden Tag im Betrieb. Doch weil Mitarbeiter fehlen, helfen sie und auch eine weitere Kollegin so oft aus, dass sie doch wieder täglich in der Metzgerei arbeitet. Fehlendes Personal sei auch der Grund, weshalb die Familie noch vor Weihnachten den Betrieb schließen wollte, sagt Heinz Engelbrecht. „Wir haben keine Leute für das Weihnachtsgeschäft. Und wir sind alt geworden, das schaffen wir nicht mehr.“ Viele Menschen würden heute nicht mehr so hart arbeiten wollen, nennt der Fleischereimeister Gründe für den fehlenden Nachwuchs und berichtet vom Arbeitsalltag in einer Metzgerei: „Wir verkaufen ab 7 Uhr, stehen aber um 5 Uhr morgens schon in der Produktion und arbeiten dann bis abends.“

Mit dem Catering für Geburtstage, Firmenfeiern oder Hochzeiten neben dem normalen Betrieb im Geschäft selbst, sei das Arbeitspensum mit der Mitarbeiterzahl für ihn mittlerweile einfach nicht mehr leistbar, die Schließung des Betriebs deswegen auch absehbar. Trotzdem habe er die endgültige Entscheidung kurzfristig getroffen: „Ich habe nicht lange darüber nachgedacht. Die Überlegungen kamen erst in diesem Jahr.“ Was er selbst nach der Schließung der Metzgerei vorhat? Heinz Engelbrecht zuckt mit den Schultern, lehnt sich im Stuhl zurück. Vielleicht erstmal nichts tun? Oder auf Reisen gehen? Er schüttelt den Kopf: „Ich habe noch keinen Plan. Schauen wir mal.“ Ungeklärt ist übrigens auch noch, was mit dem Ladenlokal an der Augustastraße geschieht.