Hamburg. Stadt will die Fläche in Hamburg-Neuenfelde kaufen und verpachten. Flugzeugbauer Airbus und weiteres Unternehmen sollen profitieren.

Für die Flächen der ehemaligen Pella Sietas Werft in Neuenfelde zeichnet sich eine Lösung ab: Nach Informationen des Abendblatts bereitet die Stadt Hamburg einen Ankauf des 14 Hektar großen Geländes an der Este-Mündung vor. An diesem Donnerstag soll die Kommission für Bodenordnung darüber entscheiden.

Der Senat will das Gelände langfristig an gleich zwei Hamburger Unternehmen verpachten, denen er damit zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten einräumt. Der eine Partner dürfte Airbus sein. Das Unternehmen hat nur wenige 100 Meter vom Werftgelände entfernt in Finkenwerder sein Werk und könnte dieses um eine große Produktionshalle erweitern, wie die „Bild“ berichtet.

Lösung für insolvente Sietas Werft: Stadt könnte Airbus aufs Gelände holen

Zweiter Kandidat ist die Firma Reboat, die auf dem Gelände einen Betrieb zum Recycling kleinerer Schiffe wie Yachten und Schuten einrichten will. Langfristig ist angedacht, hier auch ausgemusterte Windkraftanlagen wiederaufzuarbeiten.

Deutschlands älteste Werft Pella Sietas hatte vor einem Jahr Insolvenz anmelden müssen. Alle Versuche, einen neuen Betreiber für den Schiffbau zu gewinnen, scheiterten. Maschinen und Anlagen wurden daraufhin versteigert. Fürs Gelände meldeten eine Reihe von Investoren ihr Interesse an. Die Bieterfrist endete in der vergangenen Woche.

Ein Beluga-Transportflugzeug hebt auf dem Gelände von Airbus in Finkenwerder ab. Bei Pella Sietas im benachbarten Neuenfelde könnten weitere Hallen für den Flugzeugbauer entstehen.
Ein Beluga-Transportflugzeug hebt auf dem Gelände von Airbus in Finkenwerder ab. Bei Pella Sietas im benachbarten Neuenfelde könnten weitere Hallen für den Flugzeugbauer entstehen. © imago | imago stock

Offiziell will sich keiner der Partner konkret zu dem Gelände äußern. „Durch den Hochlauf der Produktion sind wir stets an Nutzungsmöglichkeiten von Grundstücken rund um unseren Standort Hamburg interessiert“, sagte ein Airbus-Sprecher und wiederholte damit seine Formulierung aus dem vergangenen Herbst.

Airbus in Hamburg auf Wachstumskurs – 16.000 Beschäftigte Ende 2023 geplant

Der DAX-Konzern fährt die Fertigung seines Verkaufsschlagers A320-Familie hoch. Zum Jahresanfang wurden rund 45 dieser zumeist auf Kurz- und Mittelstrecken eingesetzten Flieger pro Monat gebaut. Im Jahr 2026 wird die Rate 75 angestrebt. Etwa die Hälfte der gebauten Jets wird auf Finkenwerder endmontiert.

Dafür wächst der Flugzeugbauer auch personell. 1300 Neueinstellungen sind dieses Jahr in Hamburg geplant, etwa 60 Prozent davon sind unter Dach und Fach. Ende 2023 könnte Airbus rund 16.000 Menschen an der Elbe beschäftigten.

Spektakulärer Plan: Erste Abwrackwerft Deutschlands könnte entstehen

Nikolaus H. Schües, Chef der Reederei F. Laeisz und einer der Miteigentümer der Firma Reboat, sagte lediglich: „Bezüglich des Projekts gibt es vielversprechende Signale. Es wurden aber bisher keine Verträge unterzeichnet.

Auch der Insolvenzverwalter, der Hamburger Rechtsanwalt Achim Ahrendt, hält sich bedeckt: „Wie in Investorenprozessen allgemein üblich bestehen auch in diesem Fall zwischen dem Insolvenzverwalter und den Kaufinteressenten gegenseitige Verschwiegenheitserklärungen. Deshalb können wir weder die Namen der Interessenten noch Informationen zum weiteren Verlauf an die Öffentlichkeit geben“, ließ er über einen Sprecher ausrichten.

Der Senat schweigt offiziell. Inoffiziell stößt die Lösung dort aber auf Wohlwollen. Reboat könnte auf dem Gelände nämlich die erste Abwrackwerft Deutschlands aufbauen. Schon 2020 hatten SPD und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag verabredet, so etwas voranzutreiben.

Pella Sietas: Verkauf der insolventen Werft geht voran

Weil die Entsorgung von alten Schiffen in anderen Ländern vielfach illegal passiert – unter Missachtung sämtlicher Umweltstandards –, schrieben die Koalitionspartner in das Regierungspapier: „Für eine umweltgerechte Entsorgung von See- und Binnenschiffen nach Außerdienststellung beziehungsweise nach Havarien bestehen weder in Hamburg noch im übrigen Bundesgebiet ausreichende Kapazitäten. Die Koalitionspartner verfolgen das Ziel, geeignete Firmen für das Abwracken von See- und Binnenschiffen zu gewinnen und dafür gegebenenfalls auch geeignete Standorte zu finden.“