Hamburg. Gibt es künftig weniger Service am Sitz? Das Ziel: Die Kabine soll leichter werden, um Sprit zu sparen.
Auf Kurzstreckenflügen ist das Catering mittlerweile stark eingeschränkt. Bei manchen Airlines gibt es gar nichts mehr, bei anderen auf die Schnelle einen Schokoriegel – das war’s. Wenn es nach den Vorstellungen von Airbus geht, dann könnte der Service über den Wolken ganz eingestellt werden.
Airspace Cabin Vision 2035+ heißt das Konzept, das der DAX-Konzern nun für die Flugzeugkabine der Zukunft vorstellte. Eine Idee dabei: „Passagiere bestellen ihr Essen vorab online“, sagte Airbus-Manager Ingo Wuggetzer im Journalisten-Gespräch. Dabei sollen sie eine breitere Auswahl als heutzutage haben. Frisch sollen die Produkte zudem sein.
Airbus will Bordverpflegung revolutionieren
„Per QR-Code holen sie ihre Box am Gate ab. Ganz einfach“, sagte der Leiter des Kabinenmarketings. Die Box könne als Tablett genutzt werden und soll wiederverwendbar sein. Am Ende des Fluges soll sie zurückgebracht werden. Auf der Luftfahrtmesse AIX in den Hamburger Messehallen wurde ein entsprechendes Video gezeigt.
Der Vorteil: An Bord der Single-Aisle-Maschinen – also Flugzeugen mit einem Gang in der Mitte wie die Airbus-Jets der A220- und A320-Familie, für die das Konzept gedacht ist – werden keine Bordküchen mehr gebraucht. Auch Trolleys wird es nicht geben, mit denen das Essen zu den Passagieren gefahren und ausgegeben wird. Damit fällt der für die Servicewagen benötigte Stauraum weg und kann zum Beispiel für weitere Passagiersitze genutzt werden.
Die Flugzeugkabine der Zukunft soll nachhaltiger werden
Der Effekt: Unterm Strich wird deutlich Gewicht gespart. Das wiederum senkt den Treibstoffverbrauch und damit die Emissionen. Bis zu 15 Prozent seien in dem Bereich drin. Denn der Flugzeugbauer will nachhaltiger werden – das ist eines der beiden Mottos für die Kabine der Zukunft.
„Wir treten nun in eine neue Ära, in eine Ära der Nachhaltigkeit und Digitalisierung ein“, sagte Airbus-Marketingchef Stan Shparberg. Mit zehn Fluggesellschaften wie Lufthansa, Delta und Air Baltic, acht Konzernen wie BMW, Siemens und SAP sowie verschiedenen Start-ups habe man an dem Konzept Airspace Cabin Vision 2035+ gearbeitet.
Dem Passagier soll digital der ökologische Fußabdruck angezeigt werden
Die Digitalisierung sei die Grundlage für dessen Umsetzung. „Die Reise wird künftig zu Hause starten“, sagte Wuggetzer. Flug buchen, den Sitzplatz auswählen oder wechseln, einchecken – all das erfolgt heute zum Teil schon vor der Anreise zum Airport.
Künftig soll dem Passagier auch der ökologische Fußabdruck angezeigt werden inklusive CO2-Emissionen – vielleicht erhöht das die Bereitschaft der Reisenden, die Umweltbelastung monetär zu kompensieren. Bisher zeigten sich in Umfragen 40 Prozent der Fluggäste dazu bereit, tatsächlich bezahlten aber nur ein Prozent, hieß es.
Auf Langstrecken soll es warmes Essen geben
Auf warmes Essen über den Wolken soll nicht gänzlich verzichtet werden – auf Langstrecken soll dies möglich bleiben. Allerdings sollen auch diese Essen nach den Airbus-Plänen von den Passagieren vorbestellt werden. Denn bisher sind meist viel zu viele Speisen an Bord.
Zudem könnte die Bordküche auf Langstreckenflügen künftig kleiner und mobil sein. Die Tabletts sollen direkt in die Galley gepackt werden, die als Servicetrolley gebaut ist. Künstliche Intelligenz erkenne dann, welcher Passagier welches Gericht bestellt habe. Die Zahl der Trolleys an Bord soll um 35 Prozent reduziert werden können – auch das spart Gewicht.
Airbus will Strukturen aus der Natur in Flugzeugbau übertragen
Je nach Flugzeugtyp trage die Kabine zu zehn bis 20 Prozent der gesamten ökologischen Wirkung des Flugzeugs bei, sagte Wuggetzer. Maßgeblich dabei ist das Gewicht. Es zu senken ist daher die wichtigste Aufgabe.
Man wolle vermehrt Strukturen aus der Natur zum Vorbild nehmen und den Bau von Teilen an ihnen orientieren (Bionik). Bis zu 40 Prozent Gewicht könne in der Kabine dadurch gespart werden. Bionische Strukturen werde man künftig zum Beispiel bei den Handgepäckfächern sehen, sagte Wuggetzer.
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Zudem sei es wichtig, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen. So würden Seitenwandteile nun auch aus Resten der A350-Produktion hergestellt. Diese seien 18 Kilogramm leichter pro Stück. Es sollen neue Materialien verwendet werden, die recycelbar sind.
Generell werde es in den neu designten Kabinen mehr natürliche Farben und natürliche Gewebe sowie neue Deckenkonstruktionen geben. Und angenehmeres Licht sorge für eine bessere Atmosphäre an Bord.