Hamburg. Indische Fluglinie ordert so viele Jets wie nie zuvor von einer Einzelgesellschaft. Auch Hamburg profitiert davon.
Am ersten Tag der Luftfahrtmesse Paris Air Show hat Airbus einen Rekordauftrag vermeldet. Die indische Fluggesellschaft IndiGo habe 500 Flugzeuge der A320-Familie fest bestellt, teilte der DAX-Konzern am Montag mit. Das sei der größte Einzelkaufvertrag in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt.
Das Auftragsvolumen wurde nicht genannt, dürfte sich aber im niedrigen zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich bewegen. Mit der jüngsten Vereinbarung erhöht sich die Gesamtzahl der Bestellungen von IndiGo auf 1330 Flugzeuge. Damit festigte die nach Marktanteilen größte indische Fluglinie die Position als weltweit größter Kunde der A320-Familie.
Airbus: 500 Flugzeuge bestellt – ein Rekordauftrag
Auch Hamburg wird davon profitieren. Die Hansestadt ist das Kompetenzzentrum für die Flugzeugfamilie. An der Elbe wird etwa jeder zweite Flieger der Reihe endmontiert. Am Standort Hamburg werden sämtliche hintere Rumpfsektionen für die A320-Familie gebaut und mit allen flugwichtigen Systemen ausgerüstet. Anschließend werden sie zur Endmontage auch zu anderen Standorten gebracht.
„Ein Auftragsbestand von fast 1000 Flugzeugen bis weit in das nächste Jahrzehnt hinein ermöglicht es IndiGo, seine Mission zu erfüllen, das Wirtschaftswachstum, den sozialen Zusammenhalt und die Mobilität in Indien weiter zu fördern“, sagte IndiGo-Chef Pieter Elbers. Der Auftrag bekräftige den Glauben von IndiGo an das Wachstum Indiens, an die A320-Familie und die strategische Partnerschaft mit Airbus.
IndiGo bestellte im Jahr 2005 erstmals bei Airbus
„Dieser wegweisende Auftrag markiert ein neues Kapitel in der Beziehung zwischen Airbus und IndiGo“, sagte Airbus-Verkaufschef Christian Scherer. Die Fluglinie ermögliche erschwingliche Flugreisen für Millionen von Menschen auf dem am schnellsten wachsenden Luftfahrtmarkt der Welt. Man pflege die lange Partnerschaft und sei stolz auf die gemeinsamen Erfolge, so Scherer.
Seit der Auslieferung der ersten A320neo-Flugzeuge im März 2016 ist die IndiGo-Flotte der A320neo-Familie mit 264 Flugzeugen zu einer der größten der Welt angewachsen. IndiGo erteilte 2005 den ersten Auftrag über 100 Flugzeuge der A320-Familie. 2011 folgte der nächste über 180 Flieger der Reihe, 2014 waren es 250 und 2019 sogar 300 Flugzeuge der A320neo-Familie.
Saudische Fluglinie bestätigt Auftrag über 30 A320neo
Die saudische Billigfluggesellschaft Flynas hatte am Montag zuvor einen Auftrag über 30 neue Flugzeuge der A320neo-Familie festgezurrt. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Flynas bei der Entwicklung der zukünftigen Flotte und Präsenz auf dem schnell wachsenden saudischen Markt“, sagte Scherer.
Insgesamt habe Flynas nun 120 A320neo-Flugzeuge bestellt. Darunter sind zehn in Hamburg entwickelte A321XRL, die dank eines Zusatztanks im Frachtraum auf der Langstrecke eingesetzt werden können.
Air Mauritius zurrt Kauf von drei A350 fest
Zudem bestätigte Air Mauritius eine Bestellung von drei A350-Flugzeugen. Man sei stolz darauf, eine drei Jahrzehnte währende Partnerschaft fortzusetzen, sagte Air-Mauritius-Chef Kresimir Kucko: „Die zusätzlichen A350-900-Flugzeuge werden uns helfen, unser europäisches Netzwerk zu stärken und weiteres Wachstum in anderen Märkten zu sichern.“ Das Streckennetz soll auch Richtung Südasien erweitert werden.
Der A350 sei mit seiner Reichweite, Wirtschaftlichkeit, Passagierkapazität und seinem Komfort die perfekte Plattform, „um die wunderschöne Insel Mauritius mit der Welt zu verbinden“, sagte Scherer. Die Airline betreibt bereits vier A350- und vier A330-Flugzeuge des europäischen Herstellers.
Airbus-Chef Faury spürt viel Energie auf der Messe
Der A350 ist der modernste Großraumjet in der Flugzeugfamilie der Europäer und wird in Toulouse endmontiert. Es gibt ihn in zwei Versionen. Die knapp 67 Meter lange -900 und die nahezu 74 Meter lange -1000. Im typischen Drei-Klassen-Layout finden 300 bis 350 beziehungsweise 350 bis 410 Passagiere in den Maschinen Platz.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte schon am Morgen bei einem Rundgang über den Flughafen in Le Bourget gestrahlt. „Man spürt so viel Energie hier, und es ist so gut, wieder hier zu sein“, sagte der Franzose in einem von dem Flugzeugbauer auf Twitter verbreiteten Video.
Airbus: Am Nachmittag geht der Auftrag über 500 Flieger ein
Der Montag war der erste Tag der Paris Air Show. Normalerweise findet die Luftfahrtschau alle zwei Jahre statt. Doch 2021 fiel sie wegen Corona aus. Nun ist die Pandemie zu Ende, und die Luftfahrt befindet sich auf Erholungskurs.
Der Verkehr sei zurück, viele große und kleine Firmen seien vor Ort, sagte Faury. Neben seinen zivilen Passagierflugzeugen zeigt der Luft- und Raumfahrtkonzern auch militärische Produkte. Das passt in Zeiten des Ukraine-Krieges besser als in den Vorjahren ins gesellschaftliche Umfeld.
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Viele Delegationen und Kunden aus aller Welt seien da, sagte Faury. Traditionell werden auf Luftfahrtmessen neue Aufträge verkündet. Doch am Montag blieb es zunächst ruhig – bis am Montag kurz vor 16 Uhr die Rekordbestellung verkündet wurde.