Hamburg. Behörden leiten Verfahren wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung ein – jetzt wird auch das Dock verkauft.
Gut ein Jahr nach der Insolvenz der Pella Sietas Werft schreitet der Ausverkauf voran. Am Freitag soll das größte Ausrüstungsstück und Herz des einstigen Traditionsbetriebs in Neuenfelde abgeholt werden, ein knapp 200 Meter langes Schwimmdock. Und auch juristisch hat die Pleite ein Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung aufgenommen.
Pella Sietas: Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Insolvenzverschleppung
Ob diese sich gegen Ex-Geschäftsführer Garegin Tsaturov und die ehemalige Hamburger Direktorin Natallia Dean richten, dazu will die Behörde vor dem Hintergrund des laufenden Verfahrens sich nicht äußern. „Derzeit stehen insbesondere noch Zeugenbefragungen und Auswertungen von Gläubigerauskünften aus“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg.
Schon kurz nach der Übernahme der Geschäfte der zahlungsunfähigen Werft hatte der Hamburger Insolvenzverwalter Achim Ahrendt den Verdacht geäußert, dass die Insolvenz viel zu spät angemeldet worden sei. Zu dem Zeitpunkt, im August, wartete die Belegschaft bereits seit Monaten auf ihr Gehalt.
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Unterdessen wird auf dem Werftgelände an der Estemündung der Abtransport des Schwimmdocks vorbereitet. Mit dem Nachmittagshochwasser am Freitag sollen Schlepper den Stahlkoloss durch das Este-Sperrwerk ziehen. Anschließend wird das Dock die Elbe hinab Richtung Nord-Ostsee-Kanal fahren. Für den Schiffbau-Ponton hatte es mehrere Interessenten gegeben, auch aus dem benachbarten Ausland. Käufer ist aber die Flensburger Schiffbau Gesellschaft FSG).
Nach dem Verkauf des Schwimmdocks werden im Internet die restlichen Teile versteigert
Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, aber auch kennzeichnend für die Situation des Schiffsbaus, dass noch vor zwei Jahren die Pella Sietas Werft selbst damit geliebäugelt hatte, den finanziell angeschlagenen Flensburger Betrieb zu übernehmen. Jetzt hat die FSG Aufträge für den Bau von Fähren und ist seit der Übernahme der Nobiskrug-Werft in Rendsburg im Bau von Superyachten aktiv.
Nach dem Verkauf des Schwimmdocks werden im Internet die restlichen Teile versteigert. Dazu gehören ein paar Gabelstapler, Schweißgeräte und etliche Werkzeuge. Zum Verkauf stehen aber auch Gemälde und zahlreiche Modelle von Schiffen, die bei Sietas entstanden sind. Ende Juli vergangenen Jahres hatte die Werft Insolvenz angemeldet, nachdem die Banken den Geldhahn zugedreht hatten.
Bis dahin galt das Unternehmen mit erster urkundlicher Erwähnung im Jahr 1635 als der älteste noch aktive Schiffbaubetrieb Deutschlands. Nach einer ersten Insolvenz wurde das Unternehmen 2014 von der russischen Pella Gruppe übernommen, mit der Zusicherung, den Schiffbau mindestens acht Jahre lang weiterzuführen. Diesem Anspruch ist der Käufer nicht gerecht geworden.