Hamburg. Flugzeugbauer signalisiert Interesse an Grundstücken nahe dem Werk auf Finkenwerder. Immer mehr Bewerber buhlen um das Areal.

Das Tauziehen um das Gelände der insolventen Pella-Sietas-Werft wird immer spannender. Nachdem bekannt geworden ist, dass die Reederei Laeisz den Schiffbaustandort zusammen mit dem Unternehmen ReBoat übernehmen will, gibt es weitere Wettbewerber – darunter einer der größten Arbeitgeber Hamburgs.

Nach Informationen des Abendblatts hat Airbus Interesse an der ehemaligen Werft angemeldet, um hier einen Betriebshof zu errichten. Wie zu erfahren war, haben Vertreter des Konzerns das Gelände bereits inspiziert. Sie hatten keinen weiten Weg: Nur wenige 100 Meter trennen das Werftgelände in Neuenfelde vom Werk des Flugzeugherstellers auf Finkenwerder.

Airbus an Pella-Sietas-Gelände in Werksnähe interessiert

Airbus hält mit seinen Absichten hinterm Berg. Ein Firmensprecher dementierte allerdings nicht und sagte dem Abendblatt: „Durch den Hochlauf der Produktion sind wir stets an Nutzungsmöglichkeiten von Grundstücken rund um unseren Standort Hamburg interessiert. Erst im vergangenen Jahr haben wir ein neues Logistiklager am Genter Ufer in Betrieb genommen.“

Airbus will die Fertigungsraten der A320-Familie deutlich hochfahren. Von konzernweit 45 Maschinen pro Monat Ende 2021 soll es auf 65 Maschinen im nächsten Jahr gehen – ein Rekord. 2025 wird sogar die Monatsrate 75 angestrebt. Offen ist, inwieweit das Unternehmen dafür weiteren Platz braucht.

A380-Hallen wurden nach Produktionsaus schnell neu bezogen

Klar ist: Nach dem Produktionsaus für den A380 wurden die für den weltgrößten Passagierjet genutzten Hallen schnell geräumt, um stattdessen die kleineren Kurz- und Mittelstreckenflieger zu montieren. Für die mit einem Tank im Frachtraum ausgestattete Langstreckenvariante A321XLR erfolgte vor einem Jahr die Grundsteinlegung für eine neue Halle, in der diese Flieger ausgerüstet werden sollen.

Die Werft liegt strategisch günstig an der Este-Mündung, gleich hinter dem Sperrwerk zur Elbe. Wie berichtet hat die Firma ReBoat zusammen mit der Hamburger Traditionsreederei Laeisz ein Angebot für das 14 Hektar große Gelände abgegeben. Sie wollen hier einen Abwrackwerft für kleine und mittelgroße Schiffe einrichten. Die Hamburger Firma ReBoat ist das erste deutsche Unternehmen, das sich auf das vollständige Recycling von Schiffen spezialisiert hat.

Insolvenzverwalter spricht von großem Interessen an Sietas-Gelände

Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass der mittelständische Bauunternehmer Steffen Lücking das Sietas-Areal übernehmen will, um hier Sportboote- und Traditionsschiffe zu bauen. Zudem will er kleine Windkraftanlagen fertigen. „Das Interesse an dem Gelände ist sehr groß. Noch ist aber keine Entscheidung gefallen“, sagt ein Sprecher des Hamburger Rechtsanwalts Achim Ahrendt, der als Insolvenzverwalter derzeit die Geschicke der Werft führt.

Ende Juli 2021 hatte die Pella-Sietas-Werft Insolvenz angemeldet, nachdem die Banken den Geldhahn zugedreht hatten. Bis dahin galt das Unternehmen mit erster urkundlicher Erwähnung im Jahr 1635 als der älteste noch aktive Schiffbaubetrieb Deutschlands.