Insider tuscheln über einen Börsengang. Asklepios-Gründer Broermann scheint zu zögern. Das hat auch mit der Hamburger Bürgerschaftswahl zu tun.
Hamburg/Frankfurt/Main. Viele Jahre lang haben am privaten Krankenhausmarkt selbstbewusste Firmenpatriarchen den Ton angegeben: Lutz Helmig kontrollierte die Helios-Kliniken, Walter Wübben die Damp-Gruppe im Norden und Eugen Münch die fränkische Krankenhauskette Rhön. Inzwischen hat sich die Struktur des deutschen Krankenhausmarktes jedoch grundlegend geändert. Die alternden Eigentümer haben sich ganz oder teilweise von ihren Klinikgruppen getrennt, die sie über die Jahre hinweg aufgebaut haben – mit einer Ausnahme: Asklepios-Gründer Bernard Broermann.
„Bis auf Broermann haben alle Krankenhaus-Patriarchen die Zukunft ihrer Unternehmen geklärt“, sagte ein hochrangiger Branchenvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. „Jetzt warten alle, was Broermann macht.“ Von der Entscheidung des 70-Jährigen hängt ab, wie das Kräfteverhältnis unter den privaten Klinikbetreibern in den kommenden Jahren aussehen wird.
Aktuell besitzt Broermanns Unternehmen bundesweit mehr als 140 Kliniken und Gesundheitseinrichtungen. Im Jahr 2012 wurden rund zwei Millionen Patienten in den Asklepios-Häusern behandelt – die Klinik-Gruppe machte dabei rund drei Milliarden Euro Umsatz.
Im Gegensatz zu Helmig, Wübben und Münch, die allesamt an den Gesundheitskonzern Fresenius verkauft haben, gehen Insider bei Broermann nicht davon aus, dass er seine Firma losschlagen wird. „Broermann will sein Lebenswerk bewahren, nicht zerschlagen oder verkaufen“, sagt ein hochrangiger Krankenhaus-Manager. Eine Option sei ein Börsengang, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters. Bereits in der Vergangenheit habe Broermann mit einem solchen Schritt geliebäugelt.
In Betracht käme dabei beispielsweise eine Stiftungsmodell, rechtlich organisiert über eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), bei der die Stiftung die Kontrolle behalten würde, sagten Insider. Aus dieser Rechtsform heraus sei dann auch ein Börsengang möglich. Die Stiftung könne dann weiter die Kontrolle behalten und habe dennoch einen Zugang zur Börse.
Eine KGaA wird zwar von vielen ausländischen Investoren als ungewöhnliche Konstruktion kritisch beäugt. Allerdings nutzen schon jetzt Dax-Konzerne wie Fresenius, Merck und Henkel diese Rechtsform. Sie erlaubt es Eigentümerfamilien oder Stiftungen, trotz Börsennotierung einen stärkeren Einfluss auf das Unternehmen zu behalten, als es in einer AG möglich wäre.
Banker haben Asklepios schon länger als Kandidaten für einen Börsengang auf dem Zettel. „Im Prinzip ist jetzt ein guter Zeitpunkt für einen solchen Schritt“, sagte ein Banker. Rhön-Klinikum – der einzige reine Klinikkonzern, der an der Börse notiert ist – werde schließlich massiv an Bedeutung verlieren. Rhön hat im September angekündigt, einen Großteil seiner Krankenhäuser an Fresenius zu verkaufen – nach dem Abschluss des Geschäfts wird „Reste-Rhön“ nur noch auf einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro kommen.
Asklepios könnte daher für Investoren, die in große Klinikkonzerne investieren wollen, attraktiv sein, sagten Banker.
Auch bei Asklepios hat man sich über einen Börsengang (IPO) bereits Gedanken gemacht und mit Investmentbanken Modelle durchgespielt, wie mehrere Insider berichten. Bis jetzt handle es sich aber nur um Gedankenspiele und nicht um konkrete Pläne. „Ein Börsengang im ersten Halbjahr ist sehr unwahrscheinlich“, sagte ein Banker. „Broermann ist noch nicht so weit.“
Ein Asklepios-Sprecher erklärte dazu: „Wenn Externe grundsätzliche Überlegungen anstellen, dann ist das deren Sache – aber aktuell steht bei Asklepios nichts an.“
Denkbar ist grundsätzlich auch ein Teilbörsengang mit dem Hamburger Klinikverbund von Asklepios als Kern. Diese Möglichkeit wurde bereits diskutiert, als Asklepios vor einigen Jahren groß beim Hamburger Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) einstieg. In den Privatisierungsverträgen wurde damals die IPO-Option für die Zukunft explizit erwähnt.
Auch ein rascher Börsengang der Hamburger Kliniken wäre derzeit jedoch schwierig, da die Stadt noch mit 25,1 Prozent an den dortigen Krankenhäusern beteiligt ist. Dass die SPD, die in Hamburg nur mit knapper Mehrheit reagiert und Privatisierungen grundsätzlich skeptisch gegenübersteht, einem Börsengang vor der Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2015 zustimmt, halten mit dem Vorgang vertraute Personen für sehr unwahrscheinlich.