Die Chefs der größten Deutschen Bank stehen im Rampenlicht, alles wird aufmerksam verfolgt. Fehltritte wiegen besonders schwer.
Frankfurt/Main. Jürgen Fitschens Beschwerdeanruf nach der Steuerrazzia setzt eine unrühmliche Serie fort: Immer wieder traten die Chefs der Deutschen Bank in Fettnäpfchen. Die Empörung danach ist stets besonders groß, denn Deutschlands größtes Geldinstitut gilt als Aushängeschild der ganzen Branche. Eine Chronologie der Fehltritte:
Hilmar Kopper
Als „Peanuts“ bezeichnete Hilmar Kopper 1994 offene Handwerkerrechnungen in Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem Skandal um die Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider. Nicht nur bei Handwerkern, die wegen solcher „Kleinigkeiten“ ihren Betrieb schließen mussten, erntete der Banker Unverständnis. Die inzwischen legendären „Peanuts“ wurden 1994 zum „Unwort des Jahres“ erklärt.
Rolf Breuer
Unter Rolf Breuer versuchte sich die Bank mit einer Privatkundentochter: Etwa 530 000 vermögende Kunden wurden weiter vom Mutterhaus betreut, zwölf Millionen Kleinkunden mussten in die Filialen der „Deutschen Bank 24“. Das Projekt wurde im Jahr 2000 durch ungeschickte Kommentare zum Symbol für eine Zwei-Klassen-Kundschaft – und letztlich eingestampft.
Breuers Äußerung über Leo Kirchs Medienimperium Anfang Februar 2002 könnten das teuerstes Interview aller Zeiten werden. Breuer sagte Bloomberg-TV über Kirchs Kreditwürdigkeit: „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ Wenige Wochen später war die Pleite des weit verzweigten Kirch-Konzerns amtlich.
Zeitlebens machte Kirch Breuer und die Bank für den Niedergang seines Lebenswerkes verantwortlich. Seine Erben dürfen sich nach einem Urteil des Oberlandesgericht (OLG) München vom vergangenen Freitag nun Hoffnung auf Schadenersatz machen. Allerdings wird in dem Dauerstreit zunächst weiterhin kein Geld fließen: Der Fall dürfte erneut beim Bundesgerichtshof (BGH) landen. Denn die Deutsche Bank sieht sich für die Kirch-Pleite nicht verantwortlich.
Josef Ackermann
Das Siegeszeichen des grinsenden Josef Ackermann im Gerichtssaal haftet dem Schweizer bis heute als Zeichen von Arroganz an – auch wenn es der Manager nach eigenem Bekunden so nicht gemeint hat. Ackermann musste sich 2004 im Mannesmann-Prozess wegen des Vorwurfs der Untreue in der Übernahmeschlacht mit Vodafone verantworten.
Ein Aufschrei der Empörung ging 2005 durchs Land, als Ackermann bei der Bilanzvorlage in einem Atemzug ein ehrgeiziges Renditeziel und den Abbau von 6400 Stellen verkündete. Das Ganze geschah einen Tag nachdem die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland erstmals die Fünf-Millionen-Grenze überschritten hatte. Politiker und Gewerkschafter sprachen von einer „Schweinerei“, sahen „tumbe Geldmenschen“ am Werk und riefen zum Boykott der Bank auf.
Jürgen Fitschen
Jürgen Fitschen schließlich ließ sich nach der Durchsuchung der Bank am Mittwoch vergangener Woche zu einem Beschwerdeanruf bei Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hinreißen. Bouffier stellte nach Angaben seines Sprechers klar, „dass es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sind, in die er sich nicht einmischen könne“. Nach einer Welle der Kritik verlautete aus Fitschen Umfeld, er bedauere den Anruf und sehe ihn als Fehler. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Razzia ging Fitschen am Montagabend in Essen allerdings nur mit einem Satz direkt auf die aktuellen Ereignisse ein: „Ich bin etwas heiser, ich musste öfter telefonieren.“