Steuerhinterziehung, Kirch-Prozess, Libor-Skandal: Da hilft auch der angekündigte Kulturwandel nichts: Vergangenheit holt Geldhaus ein.

Frankfurt/Berlin. Im September hat die Deutsche Bank einen großen Kulturwandel eingeläutet. Das Institut will das Vertrauen zurückgewinnen, das in der Finanzkrise und durch fragwürdige Geschäfte verloren gegangen ist. Statt kurzfristiger Gewinne soll nun das partnerschaftliche Verhältnis zu den Kunden gepflegt werden. Doch die Vergangenheit holt das größte deutsche Geldhaus immer wieder ein.

Rund 500 Polizisten und Steuerfahnder durchsuchten am Mittwoch die Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank und zahlreiche weitere Büros und Wohnungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 25 Mitarbeiter, die in einen Umsatzsteuerbetrug verstrickt sein sollen, mit dem der Fiskus um 300 Millionen Euro geprellt wurde. Die Vorwürfe: schwere Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung.

Unter Verdacht stehen auch Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause. Sie haben die falsche Umsatzsteuererklärung 2009 unterschrieben und könnten dafür haftbar gemacht werden. Die Erklärung wurde von der Bank allerdings später freiwillig berichtigt. Streitpunkt ist nun, ob die Korrektur noch rechtzeitig kam, um die beiden Vorstandsmitglieder zu entlasten.

Fitschen und Krause wären nicht die ersten Vorstände der Deutschen Bank, die durch Prozesse von sich Reden machen. Derzeit muss der ehemalige Bankchef Rolf-Ernst Breuer regelmäßig nach München reisen, um sich und die Bank in einem Zivilverfahren gegen die Schadenersatzforderungen der Erben des mittlerweile verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch zu wehren. Dort könnte es noch am Freitag (14. Dezember) zu einer Entscheidung kommen.

Breuer soll durch Äußerungen in einem Fernsehinterview die Kirch-Pleite herbeigeführt haben, indem er sich skeptisch über die Aussichten des angeschlagenen Konzerns äußerte. Obwohl Breuer seit zehn Jahren nicht mehr Vorstandssprecher der Deutschen Bank ist, verfolgt ihn das Verfahren bis heute.

Die Aufsichtsbehörden in Großbritannien und den USA gehen davon aus, dass einige internationale Banken die Festlegung des Referenzzinssatzes Libor zwischen 2005 und 2009 manipulierten, indem sie falsche Daten meldeten. Zumindest zwei mittlerweile ausgeschiedene Mitarbeiter der Deutschen Bank sollen daran beteiligt gewesen sein.

Sollte die Affäre weitere Kreise ziehen, dürfte sie vor allem Anshu Jain belasten, Fitschens Partner an der Bankspitze. Jain verantwortete damals den Geschäftsbereich, in dem sich die Manipulation abgespielt haben soll.