Die Signale stehen auf Sturm: Keine Streiks, doch die Gewerkschaft Ufo hat die Gespräche zu wichtigen Strukturfragen des Konzerns aufgekündigt.

Frankfurt. Bei der Lufthansa sind die angedrohten Streiks des Kabinenpersonals zumindest kurzfristig vom Tisch. Es werde in der kommenden Woche keine Streiks oder andere Aktionen geben, erklärte die Kabinengewerkschaft Ufo am Freitag in Frankfurt. Zunächst solle noch ein angekündigtes Angebot der Lufthansa allein zu Vergütungsfragen abgewartet werden. Gescheitert seien allerdings die Gespräche über wichtige Strukturthemen beim Umbau von Europas größtem Luftfahrtkonzern im Rahmen des Sparprogramms „Score“, das jährlich 1,5 Milliarden Euro bringen soll.

Zu den Strukturfragen habe Lufthansa ein nicht akzeptables Angebot vorgelegt, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. Die Gespräche dazu seien beendet worden, obwohl die Konflikte etwa um Leiharbeit oder die Ausgliederung einer eigenen Billigfluglinie weiter bestünden. Lufthansa habe in einem „Paket der Grausamkeiten“ ausschließlich Lösungen zulasten der Beschäftigten vorgeschlagen.

Lufthansa will nun bis Mittwoch ein Angebot vorlegen, in dem es allein um die Vergütungen für die rund 18.000 Flugbegleiter der Muttergesellschaft Lufthansa geht, wie ein Sprecher bestätigte. Für Freitag habe man zu einer weiteren Verhandlungsrunde eingeladen. Ein wichtiges Thema sei dabei nicht nur die Höhe des Entgeltes, sondern auch die 17 Gehaltsstufen, die eine Stewardess derzeit noch durchlaufen könne. Man suche weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch.

Ufo-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang kündigte eine schnelle Prüfung des neuen Angebots an. „Das ist ja keine komplizierte Materie. Das können wir schnell entscheiden.“ Ein Streik wäre schnell möglich, da Ufo bereits eine Urabstimmung durchgeführt und über 97 Prozent Zustimmung erhalten hat. In Streiks könne man empfindliche Nadelstiche setzen, kündigte Baublies an. Wenige Stunden Ausstand an einer Station hätten tagelange Auswirkungen auf das Netz. „Wir werden mit diesem Dominoeffekt und diesen Kaskaden operieren.“

In dem Tarifkonflikt geht es nun nur noch um die Gehälter, Gehaltsstufen und Gewinnbeteiligungen der rund 18 000 Flugbegleiter. Er bedauere, dass nun nicht mehr über die entscheidenden Zukunftsfragen der Kabine gesprochen werden könne, sagte Baublies. „Das Wichtige ist gescheitert.“

+++ Lufthansa droht Streik der Flugbegleiter +++

+++ Lufthansa-Flugbegleiter stimmen für Streik +++

Man müsse sich nun auf eine konzerneigene Billigfluglinie mit ungünstigen Tarifbedingungen einrichten, zu der mindestens 2000 Arbeitsplätze verlagert werden sollten. Die neue Direktflugtochter werde voraussichtlich einen Namen erhalten, der Lufthansa-Standards suggeriere. Das Unternehmen habe in den Verhandlungen aber daran festgehalten, dass dort die Tarifbedingungen der Tochter Germanwings gelten, die rund 40 Prozent unter denen von Lufthansa Classic lägen. Das Unternehmen macht seit langem mit seinem Europaverkehr millionenschwere Verluste.

Ufo fürchtet einen Dammbruch, weil sich dann schnell die Frage nach den Maßstäben im ebenfalls umkämpften Interkontinentalverkehr stelle. Die Gewerkschaft will möglichst alle Flugbegleiter in der „gelben Klammer“ des Konzerntarifvertrags bei der Lufthansa-Mutter halten. Baublies warnte das Management davor, die Loyalität der Belegschaft zu riskieren.