Die Airline stößt mit ihrem Sparkurs auf Widerstand – Beschäftigte wollen nicht verzichten. Gewerkschaft will noch Angebot abwarten.
Frankfurt/Main. In einer Urabstimmung haben sich die Flugbegleiter der Lufthansa klar für einen Streik ausgesprochen. Die Passagiere der größten Fluggesellschaft Europas müssen aber noch nicht unmittelbar mit Flugausfällen rechnen, weil die Gewerkschaft UFO die nächste Verhandlungsrunde am 16. August abwarten will.
Die Zustimmung von 97,5 Prozent für die Streikpläne sei ein deutliches Signal der Entschlossenheit an den Lufthansa-Vorstand, erklärte der Vorsitzende der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO), Nicoley Baublies, am Mittwoch in Frankfurt.
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An der am Dienstagabend beendeten Urabstimmung beteiligten sich laut Gewerkschaft 83,2 Prozent der Berechtigten. UFO vertritt einen unbekannt großen Anteil der rund 18 000 Lufthansa-Flugbegleiter und hatte zuletzt von einem starken Zulauf berichtet. Die Gewerkschaft will das erwartete Angebot der Geschäftsführung schnell bewerten und am 17. August über einen Streik entscheiden.
Aus juristischen Gründen darf UFO nur Streikziele nennen, die auch tatsächlich mit dem offenen Vergütungstarifvertrag geregelt werden, wie zum Beispiel Gewinnbeteiligungen oder Entgelterhöhungen. Hinter den Kulissen geht es aber um den geplanten Umbau des Luftfahrtkonzerns, der seine Leistung vergleichsweise teuer produziert und daher mit dem Sparprogramm „Score“ 1,5 Milliarden Euro im Jahr sparen will.
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UFO will den dauerhaften Einsatz von Leihstewardessen ebenso verhindern wie die Einführung niedriger angesetzter Tarifstrukturen bei der geplanten Gesellschaft für Direktflüge. Die Gewerkschaft fürchtet die Verlagerung von 2000 Arbeitsplätzen in die neue Tochter, in der das Tarifgefüge letztlich rund 40 Prozent unter dem der Lufthansa liegen solle.
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Parallel laufen auch Tarifverhandlungen der Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), während Verdi für das übrige Personal eine Einigung erzielt hat. Eine Unternehmenssprecherin verwies in Frankfurt auf die noch laufenden Verhandlungen für die Kabine. „Wir wollen weiterhin mit UFO gemeinsam eine Lösung erzielen“, erklärte sie. Zu einem möglichen Angebot wollte sie sich nicht äußern.
Die Flugbegleiter der Lufthansa haben noch nie einen Streik durchgezogen. 2009 gab es an zwei Tagen mehrstündige Warnstreiks, die zu Flugausfällen und Verspätungen führten. Diese hätten gezeigt, dass UFO sehr wohl in der Lage sei, empfindliche Nadelstiche zu setzen, sagte Baublies. Einen Erzwingungsstreik wie etwa in der Metallindustrie halte er aber für unrealistisch.