Die Verluste beim größten deutschen Stahlhersteller ThyssenKrupp sind größert als erwartet: 630 Millionen Euro minus in nur drei Monaten.

Düsseldorf. Die Wirtschaftskrise hat Deutschlands größten Stahlhersteller ThyssenKrupp im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) noch tiefer als erwartet in die roten Zahlen gedrückt. Von April bis Juni musste das Unternehmen einen Nettoverlust von 630 Millionen Euro hinnehmen, wie der Dax-Konzern mitteilte.

Analysten hatten mit einem niedrigeren Verlust gerechnet. Im Vorjahreszeitraum hatte ThyssenKrupp noch einen Überschuss von 613 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 9,3 Milliarden Euro zurück. Der Auftragseingang sank um 44 Prozent. ThyssenKrupp hat im vergangenen Dreivierteljahr bereits rund 11.000 Stellen abgebaut.

Das gesamtwirtschaftliche Umfeld habe sich im dritten Quartal weiter verschlechtert, teilte das Unternehmen mit. Das Geschäft mit Stahl sei von erheblichen Mengen- und Preisrückgängen belastet gewesen. Erst gegen Ende des Berichtszeitraums seien erste Anzeichen einer Stabilisierung zu erkennen gewesen. Dies führte der Konzern vor allem darauf zurück, dass die Lager der Kunden inzwischen leer seien.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

In der Industriegütersparte hinterließ die Rezession vor allem im Autozulieferbereich, im zivilen Schiffbau und bei Komponenten für den Baumaschinenbereich tiefe Spuren in der Bilanz. Dagegen blieb das Geschäft mit Fahrstühlen, im Anlagenbau und bei Großwälzlagern für den Energiesektor relativ robust.

Für das Ende September zu Ende gehende Geschäftsjahr äußerte sich das Unternehmenschef Ekkehard Schulz noch einmal pessimistischer. Der Vorstand erwarte nun einen Verlust vor Steuern und Sonderposten – dazu zählen Restrukturierungs- und Projektkosten sowie Wertberichtigungen der Vorräte – in „höherer dreistelliger Millionen-Euro-Größe“. Bislang hatte der Konzern einen bereinigten Vorsteuerverlust in mittlerer bis hoher dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

Der Konzern hat wegen der Krise einen umfassenden Umbau eingeleitet. Allein dadurch will der Vorstand künftig pro Jahr 500 Millionen Euro sparen. Insgesamt sollen die Kosten in den kommenden 15 Monaten dauerhaft um eine Milliarde Euro sinken. Auf betriebsbedingte Kündigungen will ThyssenKrupp verzichten.

Nach Jahren des Booms haben die Stahlhersteller seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise weltweit mit einem Nachfrageeinbruch und einem herben Preisverfall zu kämpfen. Der größte Stahlkonzern der Welt, ArcelorMittal, meldete Ende Juli den dritten Quartalsverlust in Folge. Am Donnerstag hatte auch die deutsche Nummer zwei, Salzgitter, einen überraschend hohen Fehlbetrag veröffentlicht und die Hoffnung auf ein zumindest ausgeglichenes Vorsteuerergebnis im Gesamtjahr aufgegeben. (dpa/abendblatt.de)

Beobachten Sie die wichtigsten Entwicklungen im Wirtschaftsnachrichten SMS-Dienst auf Ihrem Handy.