Nicht nur in Hamburg gibt es angesichts der Halbjahreszahlen sorgenvolle Mienen: Auch TUI, K+S, Rheinmetall und Q-Cells schreiben Verluste.

Hamburger Hafenbetreiber HHLA:

Die HHLA hat im ersten Halbjahr wegen der Flaute des Welthandels tiefe Einbrüche verzeichnet: Zwischen Januar und Juni brach der Umsatz von 660 auf 501 Millionen Euro ein. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank von 192,5 auf 81,5 Millionen Euro. Zwar habe sich zuletzt das Transport- und Umschlagaufkommen auf niedrigem Niveau stabilisiert, eindeutige Belege für eine nachhaltige Erholung gebe es aber noch nicht, teilte das im MDax notierte Unternehmen mit.

Die HHLA steuert der Krise mit Einsparungen entgegen und fuhr damit erste Erfolge ein. So gelang es im ersten Halbjahr, den Materialaufwand stark zu senken. 2009 will die HHLA trotz des hohen Fixkostenanteils im operativen Geschäft 160 bis 180 Millionen Euro einsparen. Zusätzlich zur bereits stark reduzierten Beschäftigung von Fremdfirmen sollen 2000 Mitarbeiter ganz oder teilweise in Kurzarbeit gehen.

Solarunternehmen Conergy:

Conergy ist im zweiten Quartal noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 31,1 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Hamburg mitteilte. Das waren gut 3,2 Millionen Euro mehr als im Auftaktquartal. Im Vorjahreszeitraum hatte der Verlust bei 24 Millionen Euro gelegen.

Auch der operative Verlust (EBIT) stieg erneut. Er lag bei 26,4 Millionen Euro, nach einem Minus von 7,6 Millionen Euro im Vorjahr und einem Fehlbetrag von 20,6 Millionen zu Jahresbeginn. Der Umsatz brach im Vorjahresvergleich um 57 Prozent auf 163,4 Millionen Euro ein. Die Gesellschaft betonte, in wichtigen Märkten keine Marktanteile verloren zu haben. Das Unternehmen führte das Ergebnis auf die allgemeine Krise in der Solarbranche zurück, die von einem heftigen Preisverfall und einem Nachfrage-Einbruch geprägt ist.

Reisekonzern TUI:

TUI ist von seiner angeschlagenen Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd tief in die roten Zahlen gezogen worden. Im zweiten Quartal verzeichnete der Konzern einen Nettoverlust von rund 524 Millionen Euro. Der Konzernumsatz fiel um 12 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, wie TUI mitteilte. Über das Halbjahr betrachtet steht TUI aber noch bei einem Nettogewinn von 82 Millionen Euro, weil früher im Jahr ein Buchgewinn aus dem Teilverkauf von Hapag-Lloyd von 990 Millionen Euro angefallen war.

Allein bei Hapag-Lloyd entstand der TUI im zweiten Quartal ein Verlust von 121 Millionen Euro, dazu kommen bilanzielle Belastungen aus Krediten der TUI an Hapag-Lloyd in Höhe von 371 Millionen Euro, wie TUI erklärte. Da TUI nur noch 43 Prozent an Hapag-Lloyd hält, liegt der Gesamtverlust der Reederei rechnerisch bei 280 Millionen Euro für das Quartal. Die Containerreederei leidet schwer unter der Wirtschaftskrise und kämpft ums Überleben.

Im TUI-Hauptgeschäft Touristik sank der Umsatz wegen der Wirtschaftskrise um 12 Prozent. Der bereinigte Touristik-Gewinn stieg im zweiten Quartal um fast 22 Prozent auf 107 Millionen Euro. Der Anstieg lag aber vor allem daran, dass das Ostergeschäft dieses Jahr ins zweite Quartal fiel. Über das Halbjahr gesehen hat TUI in der Touristik 170 Millionen Euro verloren, 28 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das Sommergeschäft zeichnet sich noch keine durchgreifende Verbesserung ab: Die Buchungen liegen rund 10 Prozent im Minus.

Weil TUI durch die tiefe Krise der Reedereitochter und die schwächeren Touristikgeschäfte in eine angespanntere Finanzlage gekommen ist, will der Konzern sich von einigen seiner Hotels trennen. Laut Finanzvorstand Rainer Feuerhake ist TUI finanziell auf der sicheren Seite. Das gelte selbst, wenn sich die Lage bei Hapag-Lloyd verschärfen sollte und die Reederei Teile der 1,4 Milliarden Euro Kredite von der TUI nicht zu geplanten Zeiten zurückzahlen könnte. Für das gesamte Geschäftsjahr, das am 30. September endet, erwartet TUI trotz der hohen aktuellen Verluste einen Gewinn.

Photovoltaikunternehmen Q-Cells:

Q-Cells hat im ersten Halbjahr 2009 einen Verlust von 47,6 Millionen Euro gemacht. Der Umsatz sank um 36,8 Prozent auf 366,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Der Verlust summiere sich sogar auf 696,6 Millionen Euro, wenn Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf der Anteile an Renewable Energy Corporation ASA (REC) einbezogen würden. Das Produktionsvolumen blieb laut Q-Cells hingegen gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 nahezu konstant.

Zu den Ursachen des negativen Geschäftsverlaufs teilte das Unternehmen mit, der massive Preisverfall bei Solarzellen und eine deutlich verringerte Nachfrage hätten dazu geführt. Der Vorstandschef Anton Milner erklärte: „Der Geschäftsverlauf zeigt, wie schnell und wie dramatisch sich die Märkte für uns verändert haben.“ Um rasch gegenzusteuern, sei das dreiteilige Paket „Q-Cells Reloaded“ entwickelt worden. Es umfasse Kostensenkungen, Anpassung der Kapazität, eine Stärkung der Technologieposition sowie die Sicherung mittelfristiger Liquiditätsreserven.

Rheinmetall-Konzern:

Rheinmetall hat wegen des schwachen Geschäfts mit Autoteilen im ersten Halbjahr rote Zahlen geschrieben. Trotz Zuwächsen in der Rüstungssparte verbuchte der Konzern vor Zinsen und Steuern (Ebit) einen Verlust von 63 Millionen Euro. Dabei lasteten 68 Millionen Euro Restrukturierungskosten in der Automotive-Sparte auf der Bilanz. Die Erlöse gingen um 20 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zurück. Die Düsseldorfer bekräftigten, 2009 trotz erwarteter Restrukturierungskosten von bis zu 100 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern schwarze Zahlen zu schreiben. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern ein Ebit von 246 Millionen Euro erzielt.

Die Erlöse in der Autosparte brachen um 38 Prozent auf 717 Millionen Euro ein, während Rheinmetall mit Rüstungsgeschäften im ersten Halbjahr 789 Millionen Euro umsetzte – ein Plus von sieben Prozent. Dem in der Rüstungssparte auf 70 (Vorjahreszeitraum 54) Millionen Euro erhöhten Gewinn vor Zinsen und Steuern stand im Geschäft mit Kolben und anderen Teilen für die Autoindustrie ein Minus von 129 Millionen Euro gegenüber. Rheinmetall hatte bereits angekündigt, in diesem Jahr weitere 1000 seiner rund 20.000 Arbeitsplätze zu streichen.

Düngemittelhersteller K+S:

Wegen der schwachen Nachfrage nach Dünger ist der Umsatz beim DAX-Neuling K+S im zweiten Quartal um mehr als ein Drittel eingebrochen. Wie das Kasseler Unternehmen am Donnerstag mitteilte, wurden nur noch Produkte im Wert von 739 Millionen Euro verkauft und damit 38 Prozent weniger als im zweiten Quartal des Vorjahres. K+S erwartet auch im zweiten Halbjahr einen schwierigen Markt. Dabei werde das Geschäft mit Salz den Einbruch beim Dünger nicht ausgleichen können.

Auch das operative Ergebnis ging im zweiten Quartal drastisch zurück: Wurden im vergangenen Jahr zwischen April und Juni noch 326,4 Millionen Euro verbucht, waren es in diesem 18,1 Millionen Euro. Nach Steuern schrieb K+S einen Verlust (bereinigt) von 44,3 Millionen Euro. Grund dafür waren auch Währungssicherungsgeschäfte im Zusammenhang mit dem Kauf der US-Firma Morton Salt. Wegen der Dollarschwäche verringerte sich der Marktwert der Termingeschäfte.

Vor allem Bauern in Europa halten sich laut K+S mit dem Kauf von Dünger sehr zurück. Eine Normalisierung sei nicht in Sicht. Allerdings sieht das Unternehmen die langfristigen Entwicklungen intakt. Vorstandschef Norbert Steiner führte die wachsende Weltbevölkerung, veränderte Ernährungsgewohnheiten in den Schwellenländern und eine größere Bedeutung von nachwachsenden Rohstoffen an. „Diese Fakten sprechen mittel- und langfristig für einen weiter steigenden Düngemittelverbrauch.“