Nicht nur Blohm+Voss sollen verkauft werden, auch bei HDW Gaarden in Kiel wird über den Einstieg eines Investors verhandelt.
Kiel. Der ThyssenKrupp-Konzern, größter Werftbetreiber in Deutschland, stellt weitere Weichen für einen Abschied aus dem zivilen Schiffbau. „Wir führen mit der Firmengruppe Heinrich Rönner Gespräche über eine partnerschaftliche Zusammenarbeit hinsichtlich der HDW-Gaarden“, bestätigte Andrea Wessel, die Sprecherin von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), dem Abendblatt am Freitag einen Bericht der „Kieler Nachrichten“ .
Bei HDW Gaarden waren zuletzt mit rund 400 Mitarbeitern noch Containerschiffe gebaut worden. Dieser Markt ist im Zuge der Weltwirtschaftskrise aber zusammengebrochen. An den Standorten Emden und Kiel hatte TKMS vier Aufträge für Containerfrachter verloren.
Bereits zu Beginn der Woche hatte TKMS Verhandlungen über einen Einstieg des Unternehmens Siag Schaaf aus Rheinland-Pfalz bei den Nordseewerken in Emden bestätigt. Siag will dort künftig Komponenten für Offshore-Windturbinen bauen und verschiffen.
Während TKMS keine genauen Angaben über die künftigen Eigentumsverhältnisse bei den Nordseewerken machte, sprach Siag in einer Stellungnahme von einer „Übernahme des Standorts zum 1. Oktober 2009“. Für TKMS beginnt dann das neue Geschäftsjahr. Bislang sind in Emden 1400 Menschen beschäftigt. Im Juni war bekannt geworden, dass TKMS auch über einen Teilverkauf von Blohm + Voss in Hamburg verhandelt.
Das Geschäft mit insgesamt 1700 Mitarbeitern basiert hier auf vier Säulen: dem Reparatur- und Umbaubetrieb, dem Bau von Fregatten und Korvetten für die Bundesmarine, dem Bau von Superyachten und dem Maschinenbau.
Der Reparaturbetrieb gilt als gut ausgelastet. Für Yachten gibt es nach Ablieferung von zwei fast fertigen Schiffen im Geschäftsjahr 2009/2010 keine Folgeaufträge. Für die Bundesmarine wird Blohm + Voss nach aktuellem Stand erst vom Jahr 2011 an wieder Schiffe bauen.
Der Bau von U-Booten könnte nach Einschätzung von Insidern künftig bei HDW in Kiel konzentriert werden. Bislang liefern auch die Nordseewerke in Emden U-Boot-Teile sowie Komponenten für Überwasser-Kriegsschiffe zu. TKMS ist Weltmarktführer beim Bau so genannter konventioneller U-Boote mit Brennstoffzellenantrieb. Der Bau von Fregatten, Korvetten und Versorgungsschiffen wiederum könnte künftig ganz auf Blohm + Voss in Hamburg konzentriert werden.