Die Würfel sind gefallen: ThyssenKrupp Marine Systems verkauft die Nordseewerke und stellt damit den Schiffbau in Emden ein.

Hamburg/Emden. Der ThyssenKrupp-Konzern veräußert seine Fertigung bei den Nordseewerken Emden an den Windanlagenbauer Siag Schaaf Industrie. Dies habe am Montag der Aufsichtsrat der Werftentochter ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) beschlossen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Vereinbarung zufolge soll Siag 721 der 1196 Mitarbeiter übernehmen. ThyssenKrupp Marine Systems werde 375 Mitarbeiter weiterbeschäftigen.

Die IG Metall hatte über die Entscheidung des Aufsichtsrats bereits am späten Montagabend berichtet und diese scharf kritisiert. Der geplante Verkauf des Unternehmensbereichs HDW-Gaarden (Überwasserschiffbau) in Kiel an die Bremerhavener Rönner-Gruppe sei dagegen vom Tisch; die Suche nach Partnern laufe aber weiter, geht aus einer Gewerkschaftsmitteilung hervor.

Auch auf Arbeitgeberseite habe es Kritik an dem Übernahmekonzept der Rönner-Gruppe gegeben, berichtete der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Heino Bade nach der Sitzung des Gremiums. Der Bezirkssekretär ist Schiffbauexperte der Gewerkschaft. TKMS werde ein reiner Rüstungskonzern, kritisierte die Bezirksleiterin, Jutta Blankau. „Das ist ein schwerer Schlag für den Schiffbau in Norddeutschland“, sagte Blankau zur Emden-Entscheidung. TKMS habe sich über den Widerstand der Beschäftigten und die Einwände der niedersächsischen Landesregierung einfach hinweggesetzt.

„Wir sind sehr enttäuscht“

Auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten den Verkauf geschlossen abgelehnt, berichtete Bade. Der Aufsichtsratsvorsitzende Olaf Berlien habe sein Doppelstimmrecht genutzt. „Wir sind sehr enttäuscht“, sagte der Emdener IG Metall-Chef Wilfried Alberts. Am Dienstagmorgen solle die Belegschaft über die Ergebnisse informiert werden.

Mit Bestürzung reagierte auch der Betriebsratsvorsitzende der Nordseewerke, Fritz Niemeier, auf die Entscheidung. „Ich musste ohnmächtig dem Schauspiel beiwohnen“, sagte er. Der Arbeitgeber sei über alle guten Argumente und Solidaritätsbekundungen einfach hinweggegangen und habe seine Pläne „unbedingt durchziehen“ wollen. Es werde noch mehrere Spitzengespräche geben, sagte Niemeier. „Aber ich will keine großen Hoffnungen wecken.“

Bei der Howaldtswerke Deutsche Werft AG in Kiel geht die Zitterpartie für die Mitarbeiter der Gesellschaft Gaarden trotz des abgesagten Verkaufs weiter. Die Geschäftsleitung wolle 180 Entlassungen gegen den Willen von Betriebsrat und IG Metall durchsetzen. Diese Zahl an Mitarbeitern hätte zu Rönner wechseln sollen. Zu Blohm + Voss in Hamburg mit seinem Yachtbau und Reparaturbetrieb wurden keinen weiteren Angaben gemacht.