Der Gewinn bei BMW bricht um 28,1 Prozent ein. Automobilexperten erwarten wegen der Euro-Krise für 2013 einen weltweiten Rückgang der Verkäufe.
Berlin. Die BMW-Aktie ist üblicherweise ein Anker im DAX, der den Leitindex stützt - doch gestern war das anders. Kaum hatte BMW-Chef Norbert Reithofer die Halbjahreszahlen präsentiert, rutschte das Papier des Premiumautobauers in den Keller, gab zeitweise um 4,3 Prozent nach. Zwar sind die Umsatz- und Absatzzahlen sowie die Marge im Automobilgeschäft der BMW Group mit 11,6 Prozent weiter glänzend. Zudem bekräftigte Reithofer die anspruchsvolle Prognose für das Gesamtjahr. Aber die Münchner haben im zweiten Quartal deutlich weniger Gewinn eingefahren. Der Überschuss sank um 28,1 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.
BMW hat einerseits plausible Gründe für den Gewinnrückgang, die dem Rückgang vordergründig die Brisanz nehmen, unter anderem höhere Kosten für Personal und Entwicklung, teure Investitionen in neue Technologien und der schärfere Wettbewerb. Dennoch sind die Aussagen und Zahlen bei dem erfolgsverwöhnten Konzern ein Indiz dafür, dass die Boomphase der deutschen Autobauer zu Ende geht - die ganze Branche muss sich auf harte Zeiten einstellen. "Die Anzeichen mehren sich, dass wir am Beginn einer Schwächephase stehen", sagt Frank Schwope, Autoanalyst der NordLB.
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So stark wie zuletzt waren gerade die deutschen Autobauer selten zuvor. Volkswagen mit seinen Konzerntöchtern Audi und Porsche, Daimler und BMW hatten in den vergangenen Monaten Rekorde bei verkauften Autos, Umsätzen und Gewinnen gefeiert. Seit dem Lehman-Schock im September 2008 liegen nun drei dicke Jahre hinter den Deutschen - und nicht nur die waren vom Erfolg verwöhnt. Nach der tiefen Krise mit den Blitzinsolvenzen von General Motors (GM) und Chrysler hatten sich auch die amerikanischen Hersteller in atemberaubendem Tempo erholt. Auch die von der Tsunami- und Reaktorkatastrophe sowie der Flutwelle in Thailand arg gebeutelten Japaner haben zuletzt mächtig aufgeholt, allen voran die großen drei: Toyota, Nissan und Honda.
Doch all das kann ein Strohfeuer gewesen sein. Die Euro- und Staatsschuldenkrise zieht immer weitere Kreise, die Folge sind auch außerhalb Europas erstmals zu spüren. "Wir erwarten, dass sich im zweiten Halbjahr die Situation in Europa für die Branche weiter eintrübt und die Euro-Krise die Weltmärkte zunehmend ansteckt", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass es 2013 weltweit noch Wachstum im Autogeschäft gibt."
Schon jetzt ist die Situation für jene Hersteller, die sich vor allem auf den europäischen Markt konzentrieren, dramatisch. In Westeuropa wurden zuletzt so wenig Autos verkauft wie seit 20 Jahren nicht. PSA Peugeot Citroën, Fiat und Renault melden hohe Einbußen. Opel und Ford, die ihre Zahlen in den nächsten Tagen vorlegen, dürfte es ähnlich gehen. Bei VW samt Audi und Porsche läuft das Geschäft noch glänzend, doch auch Daimler musste zuletzt einen Gewinnrückgang melden. Experten sehen klare Zeichen für einen Abschwung, zumal auch in China das Wachstum zurückgeht und in den USA die Konsolidierung des Haushaltes auf der Agenda steht. Ob beide Länder weiter die großen Stützen der Branchen blieben, sei eher unwahrscheinlich.
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